Wie bekomme ich mehr Selbstbewusstsein?
Mehr Menschen als man allgemein hin glauben mag, befassen sich mit dem Thema Selbstbewusstsein. Immerhin finden sich bei Google über 1,2 Millionen potentielle Antworten zu der Frage, die diesem Beitrag als Überschrift dient. Natürlich ist auch klar, dass diese Frage zu den Tabuthemen gehört. Niemand mag vor sich hertragen, dass er nur ein kleines Ego habe. Das Leben der Menschen mit wenig Selbstbewusstsein ist häufig von Unsicherheit geprägt. Unsicherheit ist aber nichts anderes als Angst und Angst darf man nicht zeigen. Angst macht angreifbar, verletzlich. Angst treibt die Spirale sogar noch weiter an, die Spirale von noch weniger Selbstbewusstsein und noch mehr Unsicherheit. Doch wie kann man die Spirale anhalten, wie das Selbstbewusstsein nachhaltig stärken? Dieser Artikel widmet sich ausführlich dem Thema Selbstbewusstsein aus Sicht der Psychologie und beinhaltet auch einen Test.
Was ist Selbstbewusstsein?
Allgemeinhin wird unter Selbstbewusstsein ein Überzeugtsein von sich selbst verstanden. Menschen die selbstbewusst sind, kennen ihre Stärken und wissen um ihren Wert als Person. Solche Menschen haben ein Urvertrauen in sich selbst entwickelt oder sie haben es nie verloren. Menschen kommen nämlich alle mit einem gewissen Maß an Urvertrauen auf die Welt. Das ist zumeist oft alles was sie haben. Sie sind voll und ganz abhängig und doch können sie vertrauen… bis sie irgendwann lernen, dass Vertrauen auch enttäuscht werden kann.
Es ist gut, wenn ich man sich dieses Urvertrauen bewahren oder wieder erarbeiten kann. Man muss dann nicht jede Situation vorausdenken, denn man weiß eines ganz genau: Wenn es soweit ist, wird mir etwas einfallen. Wenn es soweit ist, werde ich das Richtige tun. Selbstbewusste Persönlichkeiten, und das können durchaus auch Kinder schon sein, treten auch entsprechend selbstsicher auf. Sie sind nicht so leicht aus der Contenance zu bringen, was ihnen eine Aura von Stärke verleiht. Selbstbewusste Menschen eignen sich deshalb besonders für Führungspositionen.
Das Selbstbewusstsein aus philosophischer Sicht
Im engeren Wortsinn verbirgt sich hinter dem Begriff des Selbstbewusstseins aber noch eine andere Deutung. Aus philosophischer Sicht und auch aus Sicht der Psychologie entsteht Selbstbewusstsein erst durch Selbstbeobachtung und Selbstreflexion. Der sich selbst Betrachtende ist hierbei gleichzeitig ein Gegenstand der Anschauung und des Denkens (Immanuel Kant). Selbstbewusstsein bedeutet hier, ein durch Denkvorgänge herbeigeführtes Erkennen der eigenen Persönlichkeit.
Was wir umgangssprachlich als „selbstbewusst“ kennzeichnen, muss also nicht unbedingt etwas mit dem philosophischen Ansatz zu tun haben, sondern beschreibt lediglich einige Attribute des selbstbewussten Menschen. Oftmals werden diese Eigenschaften aber auch nur vorgetäuscht. Menschen tarnen sich geschickt mit allerlei Masken und schlüpfen täglich in die verschiedensten Rollen, um bestmöglich ihre eigenen Bedürfnisse zu erfüllen. In Wirklichkeit verbirgt sich deshalb hinter so mancher Führungspersönlichkeit ein armes kleines Würstchen, der es einfach nur geschafft hat, seiner Umgebung etwas vorzumachen. Mit solchen Vorgesetzten, Beamten, Lehrern und Erziehern gibt es dann meistens Schwierigkeiten, weil ihnen die für ihre Aufgabe erforderliche soziale Kompetenz fehlt. Ich denke, wir alle wissen, wovon hier gerade die Rede ist. Es gibt sie massenhaft und jeder von uns kennt genügend Beispiele.
Test Selbstvertrauen / Selbstbewusstsein
Die viel spannendere Frage aber ist: Wie viel Selbstvertrauen hast du eigentlich? Wie gut kennst du dich? Zum erleichterten Einstieg in das Thema Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein aus Sicht der Psychologie gibt es hier einen psychologischen Test zum Selbermachen. Der Test auf Selbstbewusstsein ist kostenlos, besteht aus 30 Fragen und wird im Anschluss sofort ausgewertet.
Wie bekomme ich mehr Selbstvertrauen?
Wenn wir uns fragen, wie wir unser Selbstbewusstsein stärken können, dann wünschen wir uns meist das, was man allgemeinhin unter Selbstbewusstsein versteht, sich aber aus Sicht der Pschologie mit dem Begriff Selbstvertrauen besser umschreiben lässt. Wir wünschen uns, sicherer zu werden im Umgang mit anderen Menschen und dem, was auf uns zukommt. Wir wünschen uns, unsere Unsicherheit gegen mehr Selbstsicherheit einzutauschen. Doch wie wird man selbstsicherer? Woher nehmen selbstbewusste Menschen ihre Selbstsicherheit? In dieser Frage steckt auch schon die Antwort. Selbstsicherheit und Selbstvertrauen kann man nur durch Selbst-Bewusstsein erlangen. Mit Selbstbewusstsein meint die Psychologie hier, das Menschen sich ihrer selbst bewusst sein müssen. Selbstbewusstsein haben Menschen, die sich ihrer Stärken ebenso bewusst sind wie ihrer Schwächen. Sie kennen ihre Vorzüge und bestenfalls eben auch ihre Schattenseiten. Selbstbewusste Menschen sind in der Lage, sich selbst anzunehmen, Ja zu sich zu sagen. Sie leben im Einklang mit sich selbst.
Kein Selbstbewusstsein ohne Selbsterkenntnis
Sich selbst kennen zu lernen, also Selbsterkenntnis zu erlangen, ist aber gar nicht so leicht, weil unsere Erziehung und das Leben uns geprägt haben. Oftmals glauben wir so zu sein, wie wir selbst es wollen oder aber wie andere uns wollen. Das aber sind alles nur Rollen, die wir spielen und Masken die wir tragen. Im Verlaufe unseres Lebens haben wir so einige Filter in uns installiert, durch die wir die Welt und auch uns selbst wahrnehmen und deshalb sehen wir längst nicht alles, was da ist und vieles von dem was wir sehen, ist verzerrt oder eingefärbt.
Zu sich selbst vorzudringen geht nur durch filterlose Betrachtung, durch unvoreingenommene Betrachtung. Es geht darum zu sehen, ohne zu werten, einfach nur wahrzunehmen, was da ist. Das was uns ausmacht, ist die Summe aus dem was wir denken, fühlen, sagen und tun. Je mehr diese einzelnen Komponenten miteinander übereinstimmen, umso mehr stehen wir im Einklang mit uns selbst.
Sag ja zu deinem Spiegelbild
Eine große Hilfe auf dem Weg zur Selbsterkenntnis sind unsere Mitmenschen. Sie sehen uns anders, als wir selbst es von Haus aus können, sie sehen Teile, die wir selbst vielleicht noch gar nicht sehen können. Sie können ein wertvoller Spiegel für unser Selbstbild sein. Besonders lohnt es sich hinzuschauen, wenn uns jemand auf die sprichwörtliche Palme bringt oder uns Menschen begegnen, die wir nicht ausstehen können. Meist hat das, was uns an diesen Menschen aufregt, mehr mit uns selbst als mit ihnen zu tun.
Das perfekte Ich
Beim Selbstvertrauen geht es nicht darum, einen perfekten Menschen zu schmieden. Ganz im Gegenteil, jede Art von Perfektionsstreben führt uns von uns weg. Damit wollen wir anderen gefallen, vielleicht unseren Eltern, auch wenn die womöglich schon längst verstorben sind. Ihr Einfluss wirkt noch heute. Hier geht es um Selbsterkenntnis und Selbstannahme. Nimm dich an als von Gott oder vom Universum geschaffenes Wesen und sag Ja zu dir mit allem, was dich ausmacht! Steh zu dir, auch und insbesondere zu deinen vermeintlichen Unzulänglichkeiten, deinen Schwächen! Sie machen dich menschlich und erst sie machen dich als Menschen vollkommen. Sie gehören ebenso zu dir wie deine Stärken und Fähigkeiten.
Alles was in dir steckt, will von dir angenommen werden. Wenn du das geschafft hast, bist du dir deiner bewusst, bist du selbst-bewusst. Und wenn du dir deiner bewusst bist, bekommst du Selbstvertrauen und Selbstsicherheit ganz automatisch dazu geschenkt. Du erschaffst sie gleichsam durch den Akt der Bewusstwerdung.
Selbstbewusstsein stärken – Übungen für mehr Selbstsicherheit
Da sich Selbstunsicherheit nicht von heute auf morgen in uns etabliert, werden wir auch nicht so ohne weiteres auf Selbstsicherheit umschalten können. Wir haben uns eine unsichere Verhaltensweise antrainiert und müssen nun versuchen, neue Wege zu gehen. Das erfordert Übung und Zeit. Dazu einige praktische Übungen aus der Psychologie zum Thema „Selbstbewusstsein stärken“. Sie sollen uns helfen, neues Verhalten einzuüben:
- Schreib dir mindestens fünf Eigenschaften auf einen Zettel (es dürfen auch gern mehr sein), die du toll an dir findest und positioniere den Zettel dann an einer Stelle, wo du ihn immer gut sehen kannst. Nimm diesen Zettel jeden Tag bewusst wahr und gehe nicht einfach an ihm vorüber. Lies dir jeden Tag laut vor, was du gut an dir findest und sei dankbar dafür, dass du diese Eigenschaften hast.
- Wenn du Wünsche oder Bedürfnisse wahrnimmst, beginne damit, sie auch Anderen gegenüber zu äußern. Höre auf damit, deine Bedürfnisse von vorn herein hinten an zu stellen. Formuliere zunächst gut hörbar dein Anliegen. Um mehr geht es nicht. Eine Entscheidung wird später gemeinsam getroffen.
- Höre damit auf, dich selbst nieder zu machen, wenn dir ein Missgeschick geschieht oder du einen Fehler gemacht hast. Missgeschicke passieren und bergen zumeist auch eine Botschaft. Sie zeigen nämlich an, dass wir gerade etwas neben uns stehen, womöglich in der momentanen Situation latent überfordert sind. Fehler schächen uns nicht, sie helfen uns, uns zu entwickeln. Fehler sind zum Lernen da und wir sollten Danke sagen für jeden Fehler, aus dem wir lernen dürfen. Wenn man ds Wort Fehler als Anagramm betrachtet, darf man einmal neugierig sein, zu welchem sinnvollen Wort sich die Buchstaben noch ananeiander reihen lassen.
- Menschen mit einem geringen Selbstvertrauen sprechen zumeist automatisch leiser. Wenn auch du dazu neigst, in der Öffentlichkeit leiser zu sprechen, versuche in Zukunft bewusst lauter zu reden. Verschaffe dir einen festen Stand und spüre den Boden unter deinen Füßen und richte deinen Körper auf. Wenn du sitzt, nimm wahr wo du mit deinem Körper Kontakt zu deiner Sitzgelegenheit hast. Atme tief durch und sprich dann mit fester, ruhiger Stimme. Sieh deinem Gesprächspartner dabei in die Augen und wende den Blick nicht ab, solange du sprichst.
- Entwickle eine Liebeshaltung zu dir selbst. Schau dich dazu bewusst morgens und abends im Spiegel an. Sieh dir tief in die Augen und sag dann zu deinem Spiegelbild: Du bist ein wunderbarer Mensch! Ich liebe dich!
- Lerne Nein zu sagen, wenn du etwas nicht möchtest. Du musst es nicht jedem Menschen recht machen, denn das kannst du sowieso nicht. Du wirst auch nicht jedem Menschen gefallen – das hat nicht einmal Jesus geschafft. Achte vielmehr auf deine eigenen Bedürfnisse und grenze dich von anderen Menschen und ihren Bedürfnissen ab. Wenn dir das anfangs schwer fällt, dann fange mit belanglosen Situationen an, indem du es beispielsweise freundlich ablehnst auf einer Familienfeier Kaffee oder Kuchen nachzunehmen.
Sei dir einfach ein guter Freund oder eine gute Freundin, ein Mensch, der es gut mit dir meint und freue dich auf die eine oder andere Seite, die du auf diese Weise noch an dir entdecken kannst.
Quellen zum Artikel „Selbstbewusstsein stärken – Test Selbstvertrauen – Psychologie“
Was ist Selbstbewusstsein, Kant, Wikipedia
Test Selbstbewusstsein, www.testedich.de
Foto: Petra Bork / pixelio.de
Überarbeitet: 23.11.2024