Olanzapin – Nebenwirkungen von Zyprexa und Co

Olanzapin Heil oder Übel?Olanzapin ist in der Vergangenheit leider etwas in die Schlagzeilen geraten. So wurde dieser Wirkstoff in den USA immerhin mit zwei Todesfällen in Zusammenhang gebracht. Auch in Deutschland ist der Wirkstoff als Medikament zugelassen und wird unter anderem unter dem Handelsnamen Zyprexa verschrieben. Viele Menschen werden damit behandelt. Aber wie wirkt Olanzapin und welche Nebenwirkungen können auftreten? Was hat es auf sich mit diesen mysteriösen Todesfällen und wie bedenklich ist der Einsatz der psychotropen Substanz?


Olanzapin – Was ist das?

Olanzapin gehört zur Gruppe der atypischen Neuroleptika. Unter diesem Begriff  werden verschiedene Substanzen zusammengefasst, die zur Behandlung von Psychosen eingesetzt werden. Sie haben aber im Gegensatz zu den klassischen (typischen) Neuroleptika insgesamt weniger und auch weniger heftige Nebenwirkungen. Insbesondere treten extrapyramidal-motorische Störungen (gestörte Motorik oder auch Zittern) und Spätdyskinesien (ungewolltes Grimassen schneiden, unkontrollierte Gesichtszüge, unwillkürliche Schluck- oder Schmatzbewegungen) deutlich seltener auf als bei einer Behandlung mit typischen Neuroleptika.

Olanzapin Wirkung

Olanzapin vermindert die Aktivität des Botenstoffes Dopamin in bestimmten Regionen des Zentralnervensystems und wirkt auf diese Weise beruhigend oder dämpfend auf das Bewusstsein. Es ist ein Wirkstoff, der zum Beispiel zur Behandlung von Schizophrenie und manischen Episoden, also auch zur Behandlung von Bipolaren Störungen eingesetzt wird. Olanzapin zählt nicht zu den Antidepressiva, verfügt aber durchaus über eine antidepressive Wirkung. Deshalb kann man es zusammen mit einem Antidepressivum anwenden, wenn die Behandlung mit einem Antidepressivum allein nicht ausreichend wirksam ist. In Deutschland ist der Wirkstoff seit 1996 unter dem Namen Zyprexa erhältlich. Weitere Handelsnamen sind darüber hinaus Zyprexa Zydis, Zalasta, Zolafren, Olzapin, Rexapin oder in Kombination mit Fluoxetin das Präparat Symbyax. Auch eine parenterale (unter Umgehung des Verdauungssystems) Zubereitung als intramuskuläre Depotform (in den Muskel injiziert) wird unter dem Handelsnamen Zypadhera vertrieben.

Olanzapin Nebenwirkungen

Der Pharmahersteller Eli Lilly, der Olanzapin unter dem Handelsnamen Zyprexa auf den Markt brachte und das Patent für diesen Wirkstoff besitzt, kam 2006 mit dem sogenannten Zyprexa-Skandal in die Schlagzeilen. Weil man allerdings bewusst bestimmte Nebenwirkungen wie etwa die drastische Gewichtszunahme und die mögliche Entstehung einer Diabeteserkrankung verschwiegen hatte, musste Eli Lilly in 28.500 Fällen insgesamt 1,2 Milliarden Dollar außergerichtliche Entschädigungszahlungen leisten.

Folgende Nebenwirkungen sind nachgewiesenermaßen möglich:

  • Gewichtszunahme
  • Müdigkeit
  • Unruhe
  • Störungen der Motorik
  • unwillkürliche Bewegungen wie Zuckungen oder Zittern
  • zu niedriger Blutdruck
  • Hautausschlag
  • Verlangsamung der Herztätigkeit
  • Ödeme
  • Mundtrockenheit
  • Aggressivität
  • Probleme beim Wasserlassen
  • Menstruationsstörungen
  • vermehrte Freisetzung von Prolaktin (Hormon, das die Milchproduktion anregt)
  • starkes Schwitzen
  • kurzzeitige Bewusstlosigkeit
  • Verstopfung
  • Störungen der Leberfunktion
  • Schilddrüsenunterfunktion
  • Schwindelgefühl
  • Übelkeit (teilweise mit Erbrechen)
  • erhöhte Blutzuckerwerte
  • Lichtempfindlichkeit
  • Schlaflosigkeit
  • Angstgefühle
  • Krampfanfälle
  • sexuelle Funktionsstörungen
  • Magen- und/oder Darmprobleme

Je länger dabei mit Olanzapin behandelt wird, desto größer wird das Risiko von bleibenden Bewegungsstörungen, den Spätdyskinesien. Die hier genannten Nebenwirkungen von Olanzapin sind die häufigsten. Ob und in welchem Umfang sie auftreten ist jedoch immer vom Einzelfall abhängig. In Kombination mit anderen Medikamenten können die Nebenwirkungen zudem noch variieren.

Olanzapin in den USA

Unlängst kam es in den Vereinigten Staaten zu zwei dramatischen Vorfällen in Zusammenhang mit der Einnahme von Olanzapin. Dabei trat drei bis vier Tage nach der intramuskulären Injektion des atypischen Neuroleptikums Olanzapin bei den betroffenen Patienten der Tod ein. Die genaue Todesursache steht noch nicht fest, jedoch wurde bei beiden Patienten eine sehr hohe Serum­konzentration von Zypadhera gefunden, was darauf hindeutet, dass die Freisetzung aus dem Depot zu schnell erfolgte, oder möglicherweise versehentlich intravenös injiziert wurde. Die Untersuchungen der Vorkommnisse sind noch nicht abge­schlossen.

Besondere Anforderungen

In den USA ist die Verwendung der Depotspritze deshalb besonderen Sicherheitsregeln unterstellt worden. Das Präparat fällt dort deshalb unter die sogenannte „Risk Evaluation and Mitigation Strategy“ (REMS). Diese Verordnung besagt, dass Olanzapin nur noch in zertifizierten Einrichtungen verabreicht werden darf. Diese Einrichtungen müssen allerdings in der Lage sein, ihre Patienten in den ersten drei Stunden nach der Injektion medizinisch zu überwachen. Ähnliche Anforderungen finden sich auch in der deutschen Fachinformation von Zypadhera.

Olanzapin in Deutschland

Auch in Deutschland ist die Depotspritze eine gängige Form der Verabreichung und vielen Patienten vertraut. Sie wird vor allem dann angewendet, wenn eine regelmäßige Medikamenteneinnahme durch den Patienten nicht sichergestellt werden kann. Dabei erzeugt Injektion in den Glutealmuskel (Gesäß) ein Depot, aus dem Olanzapin langsam wieder freigesetzt wird. Der Hersteller warnt allerdings vor dem Risiko einer Überdosierung. Dazu kann es leicht bei einer versehentlichen Injektion in die Nähe von Blutgefäßen kommen. Weitaus gefährlicher wäre es sogar, würde die Injektion direkt in ein Blutgefäß vorgenommen werden. In diesem Fall kann ein sogenanntes  PDSS (post-injection delirium sedation syndrome) auftreten. Die Patienten geraten dann in eine Art Verwirrtheitszustand mit Bewusstseinsstörungen und gedämpfter Wahrnehmung. Oder sie fallen gleich ins Koma. Bei einer Überdosierung von Olanzapin kann es aber auch zu Herzrhythmusstörungen kommen bis hin zum plötzlichen Herzstillstand.

Olanzapin – Mein Fazit

Olanzapin ist ein Medikament, das es in sich hat. Ich kenne viele Betroffene, die es bekommen oder bekamen. Doch ich finde, am Ende muss jeder selbst entscheiden, ob er diesen Wirkstoff nutzen will oder nicht. Allerdings wollen Für und Wieder wohl gegeneinander abgewogen sein. Auch bedarf es hierfür einer ausreichenden Patienteninformation, die in den Arztpraxen leider zumeist auf der Strecke bleibt. Die Rede ist ja immer gern von fehlender Compliance der Patienten (mangelnder Krankheitseinsicht), aber wird auch ausreichend und wirksam aufgeklärt? Ist dies im Einzelfall überhaupt immer möglich? Mir ist es schon öfter passiert, dass ich in der Apotheke mein Medikament erhielt und nicht mehr wusste, wann und wie oft ich es einnehmen soll. Eine kleine Notiz auf dem Rezept, die vom Apotheker dann auf die Arzneimittelverpackung übertragbar wäre, könnte hier womöglich ungewollte Fehleinnahmen vermeiden…

Quellen zu Olanzapin
aerzteblatt.de   wikipedia  Foto: Grace Winter / pixelio.de

Eine Auflistung weiterer gebräuchlicher Antidepressiva findest du hier: Liste Antidepresssivaolanzapin