Liebe heilt Depressionen

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Oftmals ist uns Depressiven gerade das verwehrt, das uns am wohlsten tun würde, das uns am meisten fehlt. Wenn wir noch in einer Beziehung leben, wird sie wohl durch die Depression belastet sein und so manches Mal auch selbst belasten. Wenn wir in keiner Beziehung leben, weil sie entweder schon infolge der Depression zerbrochen ist oder aus anderen Gründen nicht besteht, dann wird es uns unter den gegebenen Umständen vermutlich eher schwer fallen, eine stabile und wohltuende Beziehung ins Leben zu rufen und zu erhalten. 


Depression und Beziehung

Depression und Beziehung scheinen es aufeinander abgesehen zu haben. Die Eine jagt die Andere. Warum spielen gerade Beziehungen in der Depression eine so große Rolle und wie um Himmels Willen kann man gescheit damit umgehen? Ist eine Beziehung nun gut für depressive Menschen oder eher doch nicht? Stimmt der Satz „Liebe heilt Depressionen“ überhaupt so?

Liebe heilt Depression

Liebe heilt fast jede Depression, nur werden Depressive selten geliebt, so schreibt Prof. Dr. med. Gerhard Uhlenbruck, (*1929), deutscher Immunbiologe und Aphoristiker. Liebe heilt Depressionen! Welch wahre Worte! Depressionen machen nämlich einsam. Wenn ich auf mein Leben sehe, dann kann ich das nur bestätigen. Aufgrund meiner Depressionen ist schon meine erste Beziehung (nach fast 25 Jahren) zerbrochen. Vier Mädchen sind aus ihr hervor gegangen. Drei von ihnen waren zum Glück schon erwachsen, als das passierte und wohnten nicht mehr bei uns. Die Kleine aber hat es hart getroffen. Sie war erst zwölf Jahre alt. Wir hatten ein sehr inniges Verhältnis bis dahin. Heute jedoch lebt sie bei ihrer Mutter und jeglicher Kontakt ist abgebrochen. Eigentlich wollte sie das nie. Sie war ein Papa-Kind wie alle meine Mädchen und wollte lieber bei ihrem Vater bleiben.

Überfordert mit missglückter Beziehung

Aber als es mir schlecht ging, habe ich sie zu ihrer Mutter geschickt. Die hat dann sofort eine Beistandsschaft einrichten lassen. Der ganze Zoff mit meiner Frau (wir waren im Trennungsjahr), den Behörden, Anwälten und nun auch noch mit dem Jugendamt überforderte mich völlig. Mein Kind konnte das nicht verstehen und hat es mir womöglich übel genommen. Und irgendwo verstehe ich sie da auch. Sie muss sich abgeschoben gefühlt haben. Zu den anderen Drei habe ich ein gutes Verhältnis, wir mailen uns hin und wieder und sehen uns auch ab und zu. Aber die Kleine habe ich nun schon seit drei Jahren nicht mehr gesehen und ich vermisse sie sehr.

Depression und Beziehung – Neues Glück – Neues Leben?

Mit der neuen Frau in meinem Leben sah zunächst alles ganz anders aus. Wir verstanden uns gut und vor allem: Wir liebten uns. Depression und Einsamkeit? Fehlanzeige! Doch auch hier dauerte es nicht allzu lange, bis meine, ich nenne es einmal Sonderbarkeiten, dicke Fragezeichen an unsere Beziehung hefteten. Wir haben uns beide bemüht ohne Ende und versucht und versucht, aber auf Dauer haben wir nicht mehr als so etwas wie eine On-Off-Beziehung hinbekommen.  Wir haben uns dann räumlich getrennt, um die Beziehung zu retten. Das war eine sehr schmerzliche Erfahrung für uns beide. Hatten wir doch so viel Hoffnung in uns gesetzt und mussten uns am Ende wieder einmal unsere Ohnmacht eingestehen.

Keine Beziehung – keine Krisen

Die Depression macht einsam. Ich glaube heute, dass man mit mir einfach nicht zusammen leben kann. Die Depression hat mich verändert. Meine Grundstimmung wird mir als negativ und schwer beschrieben. Ich selbst empfinde das nicht so. Das ist Fluch und Segen zugleich. Doch selbst wenn ich glaube, eine relativ gute Zeit zu haben, werde ich von Außenstehenden so beschrieben. Einzig in Krisen stimmen die Wahrnehmungen überein. Aber seit ich geschieden bin, aus meinem alten Umfeld weggezogen, und allein lebe, habe ich nur noch selten Krisen zu durchleben. Auch werde ich als leicht aggressiv beschrieben. Das wiederum kann ich bestätigen. Ich bin reizbarer geworden. Und ich sei empfindlich, aber nicht empfindsam. Auch hier teile ich die Wahrnehmung meiner Mitmenschen, zumindest für den ersten Teil. Aber was wohl das Schwerwiegendste ist: Ich sei permanent mit mir selbst beschäftigt. Und das kann man keiner Frau zumuten, oder?

Kein Platz für eine Beziehung

Meine Krankheit hat mich immer noch fest im Griff. Und ich versuche, dass es jeden Tag ein wenig besser wird. Ich habe schon viel probiert: Therapien gemacht, Psychopharmaka eingenommen, Bücher studiert – dieser Blog hier ist letztlich auch nur ein Versuch, mit mir ins Reine zu kommen. Vermutlich ist da noch überhaupt kein Platz für eine Beziehung. Und ehrlich mal, wer will schon mit einem Depressiven zusammen leben? Ich jedenfalls nicht und mit mir schon gar nicht! Da bin ich dann doch lieber einsam.

Die Depression als Aus für die Beziehung

Als ich 2007 das erste mal aus der Psychiatrie entlassen wurde und mich bei meinem Hausarzt vorstellte, sprachen wir über Beziehungen, weil die gerade das Schwierigste in meinem Leben waren. Und mein Hausarzt sagte mir, dass ich dazu jetzt nicht in der Lage sei. Eine stabile Beziehung zu führen setze eine stabile Persönlichkeit voraus. Na ja, und die bin ich nun wirklich nicht. Noch heute wandle ich auf dünnem Eis. Gut, ich gehe vorsichtiger und kann so manche Einbruchstelle schon im Vorfeld erkennen, aber dünnes Eis bleibt dünnes Eis und von marschieren oder wandern kann noch lange nicht die Rede sein. Es ist ein vorsichtiges Gehen, eher ein Vorantasten. Wenn ich doch oft noch mit mir selbst überfordert bin, wen wundert es dann, dass dies anderen Menschen mit mir erst recht so geht?

Depression machen einsam

Ja, Depressionen machen einsam. Von wegen – Liebe heilt Depressionen! Dazu kann es ja gar nicht erst kommen! Ich lebe allein. Ich besuche niemanden und ich bekomme keinen Besuch (meine Kinder einmal ausgenommen). Zwar bekomme ich Einladungen, aber ich nehme sie nie an. Soziale Kontakte machen mir Stress. Und Stress vermeide ich, um nicht wieder abzustürzen. Mein einziger Kontakt zur Außenwelt ist das Internet, von notwendigen Einkäufen einmal abgesehen. Und dabei wünsche ich mir nichts sehnlicher, als einen Menschen, mit dem ich mein Leben teilen kann und der seines mir mir teilen mag. Ein Mensch, mit dem ich abends zu Bett gehe und morgens aufwache und den ersten Kaffee trinke. Jemanden für den Alltag aber auch für die schönen Dinge des Lebens. Ein Mensch, der es mit mir aushält und der mit mir alt werden möchte.

Diesen Menschen werde ich mir vermutlich backen müssen. Es kommt wohl der Quadratur des Kreises nahe, als Depressiver eine glückliche Beziehung führen zu können. Schade eigentlich! Könnte doch Liebe fast jede Depression heilen …

Quellen zu „Liebe heilt Depressionen“
Foto: pixabay.com

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