Glücklich werden trotz Depression
Irgendwie ist es uns Menschen in die Wiege gelegt. Wir wünschen es uns von klein auf, das große Glück. Natürlich sind die Definitionen von Glück so unterschiedlich wie wir Menschen auch, aber in einem da sind wir uns einig – wir wollen es haben. Es scheint mir sogar, als sei es der Sinn des Lebens, glücklich zu sein, denn Menschen, die auf lange Zeit unglücklich sind, verlieren oftmals ihren ganzen Lebensmut.
Alle wollen glücklich werden
Menschen streben nach dem Glück wie die Motten ans Licht, als gäbe es nichts Wichtigeres zu tun. Und, gibt es das? Ich denke – Nein. Aber ist es nicht vielleicht doch wichtiger, seine Hausaufgaben zu machen, den Haushalt auf Vordermann zu bringen und den Schuppen aufzuräumen? Ist es nicht wichtiger, erfolgreich auf der Arbeit zu sein oder sich um die kranke Mutter zu kümmern? Ist es nicht wichtiger, Verantwortung zu übernehmen für die Stadt, in der man wohnt und für das Land, in dem man lebt? Und wie ist es mit denen, die es nicht so gut haben wie wir? Ist es nicht wichtiger, anderen Menschen zu helfen? Ist es nicht wichtiger, Gutes zu tun, als selbstsüchtig nur immerfort an das eigene Glück zu denken?
Kirche und das Glück der Menschen
Früher war ich ein regelmäßiger Kirchgänger, geradlinig, zuverlässig, altmodisch, katholisch und gut. Ich wusste es nicht besser und die Kirche gab mir Halt und Heimat, bot mir einen Platz innerhalb der Gesellschaft mit dem ich mich identifizieren konnte. Ich brauchte diesen Platz im Außen, da ich in mir einen solchen Platz noch nicht hatte. Wirklich glücklich war ich damit zwar auch nicht, aber glaubte, dass es so sein müsse, ich schon das Richtige tat.
Einfluss auf den Selbstwert
Die Kirchen sind die Mahner der Welt. Ständig appellieren sie an unser Gewissen. Ständig führen sie uns vor Augen, wie unvollkommen wir Menschen doch sind. Und der Einfluss dieser Geisteshaltung macht nicht etwa an den Kirchentüren Halt. Er wirkt seit Hunderten von Jahren hinaus in die Gesellschaft, in unser Land, in unsere Zivilisation und bestimmt unsere Werte, aber auch unseren Selbstwert und unser Denken. Wie jedoch kann man wahrhaft glücklich sein, wenn man sich immerwährend unzulänglich und unvollkommen vorkommt? Wie kann man zu einem selbstbewussten, sich achtenden und sich selbst liebenden Menschen werden, wenn einem doch täglich vor Augen gehalten wird, was man alles falsch gemacht hat? Und so suchen wir uns nicht selten frei zu kaufen von unserem schlechten Gewissen und füllen die Spendenkörbe, so gut wir dazu in der Lage sind. Doch macht uns das glücklich?
Was ist Glück
Wie also kann man nun glücklich werden? Und was überhaupt ist Glück? Glück wird bei Wikipedia beschrieben als Erfüllung menschlichen Wünschens und Strebens. Das Glück ist demnach ein sehr vielschichtiger Begriff, der Empfindungen vom momentanen Glücksgefühl bis zu anhaltender Glückseligkeit einschließt. Glück kann für jeden Menschen etwas anderes sein. Was für den Einen der Urlaub unter Palmen ist, ist für den Anderen, nachmittags im Garten zu sein. Der Eine ist glücklich mit seinem neuen Auto, der Andere mit seinem neuen Buch. Manche Menschen entscheiden sich für ein Singleleben und genießen ihre Freiheit, wieder andere leben glücklich in einer Beziehung und möchten ihren Partner nicht missen. Während manch Wohlhabender erst glücklich bei der nächsten Million sein kann, sind andere schon glücklich, wenn sie am Monatsende noch etwas zu rauchen haben.
Glück ist ein Gefühl
Was hat es also auf sich mit dem Glück? Unterschiedlicher können die Beispiele ja wohl nicht sein? Unglaublich, dass sie alle ein und dasselbe Wort beschreiben! Glück kann man eigentlich nicht wirklich mit Umständen beschreiben. Glück ist ein Gefühl. Es zählt meiner Meinung nach zu den Urgefühlen der menschlichen Seele. Aber was ist eigentlich ein Gefühl? Ein Gefühl ist etwas, das du tatsächlich fühlen, also körperlich erleben kannst. So kannst du zum Beispiel nicht denken, dass du glücklich bist. Entweder du fühlst das Glück oder nicht. Jedes Gefühl hat dabei einen Ort im Körper, wo es vorrangig gefühlt wird. Glück empfinde ich zumeist ganzkörperlich. Freude und Liebe im Bauch, Angst in der Brust usw…
Glücklich werden aber wie?
Wenn ein Baby geboren und in den Arm seiner Mutter gelegt wird, sind beide glücklich. Das größte Bedürfnis des kleinen Wesens ist das Bedürfnis nach Liebe. Sind seine Bedürfnisse erfüllt, verspürt es Glück und Zufriedenheit, sind sie nicht erfüllt, fühlt es sich unwohl und tut seine Missgestimmtheit lautstark kund. Ich glaube, dass sich an diesem Mechanismus bis ins hohe Alter nicht grundlegend etwas ändert. Natürlich lernen wir, unsere Gefühle zu kontrollieren (nicht immer zu unserem Vorteil) und können uns die meisten Bedürfnisse inzwischen auch durchaus selbst erfüllen, aber der Wunsch nach Beachtung, nach Liebe und Anerkennung, der bleibt durchgehend erhalten. Wie genießen es alte Menschen, die weitab der Gesellschaft in Heimen ihr Dasein fristen, wenn sie jemand liebevoll berührt? Liebe macht glücklich. Jeder der schon einmal verliebt war, weiß das. Wird einem dann irgendwann vielleicht die Liebe entzogen, kann das im Gegenzug sehr unglücklich machen.
Kein Glück ohne Liebe
Liebe scheint das Lebenselixier der Menschen schlechthin zu sein. Liebe und Glück gehören zusammen. Wer sich ungeliebt fühlt, kann nicht wirklich glücklich sein. Wo finde ich also nun mein Glück? Ich finde es da, wo ich Liebe empfinde. Das kann die Liebe meines Partners sein, die Liebe meiner Kinder oder meiner Eltern, das sollte aber auf jeden Fall meine eigene Liebe sein. Wenn ich selbst nicht in der Lage bin, mir mit Liebe zu begegnen, dann wird es auf Dauer auch kein anderer können. Wenn ich selbst mich nur gering schätze, dann werde ich vergeblich auf die Wertschätzung anderer setzen. Möchtest du mit jemandem zusammen sein, den du nicht leiden magst? Magst du dich leiden? Wie gehst du mit dir um? Lobst du dich, wenn dir etwas gelungen ist? Tröstest du dich, wenn es einmal nicht so gut läuft? Oder schimpfst du dann auf dich und bist unzufrieden mit dir?
Wie denkst du über dich?
Wie du dich fühlst, ist zu großen Teilen davon abhängig, wie du über dich denkst. Also sei gut zu dir, dann fühlst du dich auch gut. Das Glück findest du nirgendwo da draußen, solange du es nicht in deinem Herzen entdeckt hast. Du trägst es in dir, du musst es nur ansehen, mit Liebe ansehen, dich selbst mit Liebe ansehen, so wie du ein Baby anzusehen vermagst, und du wirst erleben, wie es aufblüht und deinen gesamten Körper ergreift. Das hat der liebe Gott wirklich mal toll gemacht, denn glücklich werden kann jeder, ganz unabhängig von seinen materiellen Möglichkeiten. Wer es bis heute nicht geschafft hat, kann es jetzt noch erlernen. Es ist nie zu spät, glücklich zu werden. Und es sind die glücklichen Tage, an die du dich einst gern erinnern wirst.
Veränderung bewirkt Veränderung
Wenn du dich änderst, ändert sich die ganze Welt um dich herum. Wenn du glücklich bist und dein Herz voller Liebe ist, wird sich einiges ändern in deinem Leben. Du wirst die Menschen freundlicher finden, das Wetter weniger trüb, die Landschaft schöner und deine Angehörigen liebenswerter. Du wirst mehr Erfolg in deinem Beruf haben und so manches Problem wird sich von ganz allein buchstäblich in Luft auflösen.
Die Welt ändert sich
Du kannst deinen Eifer bei der Suche nach Liebe und Anerkennung einstellen, denn du hast jetzt selbst genug davon. So musst du dich nicht mehr anpassen, um ein wenig Liebe zu erheischen, sondern kannst zu dir selbst finden, mehr du selbst sein. Du brauchst nun die Menschen nicht mehr, damit du etwas Lebenswichtiges von ihnen bekommst, sondern du brauchst die Menschen, weil du so voller Liebe bist, dass du etwas davon abgeben willst. Jetzt erst bist du in der Lage wahrhaft zu lieben, Liebe zu verschenken, ohne zu erwarten, Liebe zu teilen und du wirst erleben, wie sie mannigfach zu dir zurück kehrt. Wenn du dich änderst, ändert sich auch die Welt um dich herum. Glück macht tatsächlich glücklich und nicht nur dich selbst…
Glück schafft Frieden
Wenn ich glücklich bin, bin ich zufrieden. Ich habe dann Frieden mit mir und dem, wie es ist. Ich habe Frieden mit der Welt und den Menschen, die mich umgeben. Vermutlich ist Frieden noch viel wichtiger für uns Menschen als Glück. Vermutlich ist Frieden sogar das, wonach wir eigentlich streben. Ist nicht Frieden der Zustand, der alles miteinander verbindet und der uns wahrhaft tiefes Glück empfinden lässt? In Frieden sein halte ich deshalb inzwischen für das größte Glück und das Gute daran ist, dass ich alles was ich dazu brauche, bereits in mir trage. Ob ich Frieden mit einer Sache oder einem Menschen habe, hängt nämlich vielmehr von meiner Sicht und Bewertung ab als vom Objekt selbst.
Die Bewertung ändern
Ich behaupte keineswegs, dass es immer einfach sein muss, die eigene Sicht zu ändern, den Blick zu wenden und zu neuer Bewertung zu gelangen, aber es ist möglich. Hingegen ist der vielfach praktizierte Versuch, einen anderen Menschen ändern zu wollen, ebenso sinn- wie aussichtslos. Was für das Glück gilt, trifft für den Frieden ebenfalls zu: Wir fühlen es tief in uns und genau dort müssen wir auch suchen. Genau dort müssen wir beides herstellen…
Quellen zu „Glücklich werden und Depression“
Foto: Martina Taylor / pixelio.de