Innere Bilder aus Sicht der Psychologie

Innere Bilder bei Depression

Was haben innere Bilder mit der Depression zu tun, wie sind sie aus Sicht der Psychologie zu deuten und wie kann man sie verändern oder ersetzen? Eine Depression ist ein einschneidendes Erlebnis im Leben eines Menschen. Eine Depression verändert so viel, gleichsam als verlöre man einen Arm oder ein Bein. Nichts ist mehr wie vorher. Anfangs versuchst du noch, zu negieren, herunter zu spielen. Du glaubst eher an die Fehldiagnose eines Facharztes als daran, dass du wirklich betroffen bist. Doch mit der Zeit dämmert es dir, dass irgendetwas dran sein könnte an der Einschätzung des Mannes im weißen Kittel. Nun hast du also Depressionen! Okay, aber die muss man doch irgendwie auch wieder weg kriegen können?


Die Bedeutung der Ursachen

Die Psychoanalyse lehrt dich alsbald, wenn du nur die Ursachen kennst, kannst du die Depression auch besiegen. Also forscht du nach den Ursachen. Und siehe da, die sind auch schnell gefunden! Da gibt es vermutlich eine genetische Disposition, also eine erblich bedingte Veranlagung. In deiner Kindheit lief nicht alles so glatt, wie es für die Entwicklung eines Kindes gut gewesen wäre. Vielleicht hast du Zuhause Gewalt erlebt? Womöglich hast du frühzeitig einen Menschen verloren, den du geliebt hast und konntest nicht verstehen, wieso dies geschah? Vielleicht wurdest du als Kind vernachlässigt oder erlebtest dich unerwünscht? Vielleicht geschah auch Schlimmeres. Deine gesamte Vergangenheit ist in deinem Inneren abgebildet. Es sind innere Bilder, die dich aus Sicht der Psychologie die Welt, Depression hin oder her, so sehen lassen, wie du sie siehst. Und es sind eben diese inneren Bilder, die es zu ersetzen gilt.

Die Bedeutung von Ohnmacht und Wiederholung

Bei der Ausprägung einer Depression kommt der Wiederholung eine wichtige Bedeutung zu. Vermutlich hast du im Verlaufe deines weiteres Lebens weitere negative Erfahrungen gemacht. Vielleicht wurdest du verlassen? Möglicherweise erlebtest du wiederholt Gewalt? Vielleicht hast du etwas verloren? Oder du wurdest betrogen oder auf andere Weise schwer enttäuscht. Oft ist es jedenfalls so, dass sich ein Schlüsselerlebnis aus der Kindheit wiederholt.

War es damals zu Hause die Gewalt, mit der du konfrontiert wurdest, kann es gut sein, dass Gewalt auch später eine Rolle in deinem Leben spielt. Hast du als Kind einen Elternteil verloren, einen Bruder oder eine Schwester, wirst du vermutlich auch später einmal verstärkt darunter leiden zu haben, dass du verlassen wurdest. Vielleicht hast du auch als Kind in Armut gelebt und als Erwachsener gerade deine Arbeit verloren? Es sind viele solcher Kombinationen denkbar, in der Regel ist es aber immer eine Wiederholung, eine Wiederholung, die zu einer Manifestation deiner inneren Bilder führt.

Ohnmacht und Depressionen

Was allen einschneidenden Erlebnissen, die zu einer Depression führen können, gemeinsam ist, ist das Gefühl der Ohnmacht. Du erlebst dich völlig allein gelassen, abgeschnitten von der Welt und allem Guten. Und so fühlst du dich im Stich gelassen, ungeliebt, bedeutungslos, leer. Du fühlst dich hilflos, machtlos und hoffnungslos. Diese Gefühle als Kind zu erleben, ist besonders dramatisch. Als Kind bist du darauf angewiesen, dass Menschen sich mit viel Liebe um dich kümmern, dich versorgen und für dich da sind. Du brauchst diesen schützenden Kokon aus Liebe damit du gesund heranwachsen, deine Fähigkeiten und Stärken ausbilden und später einmal mit einem gesunden Selbstbewusstsein durch dein Leben gehen kannst.

Die Folgen von Ausweglosigkeit

Was ein Kind mit Sicherheit nicht braucht, ist dieses Gefühl: Die Situation ist ausweglos – Ich kann nichts tun… Dieses Gefühl gräbt sich tief in dein Gehirn ein. Es gräbt sich in deine Seele, ja in jede Zelle deines Körpers. Es wird unbewusst zu deiner Lebensweisheit, deinem Glaubenssatz, deiner Prämisse. Auf diese Weise entstehen innere Bilder, Bilder wie das Leben wohl ist und die darauf hin deuten, dass es nicht sicher ist auf dieser Welt. Und eben diese Bilder werden fortan dein Leben bestimmen. Die Angst, die daraus resultiert wird latent immer da sein. Und ob du es willst oder nicht, wirst du immer wieder Situationen in dein Leben ziehen, in denen du ähnlich fühlst.

Die Wiederholung gibt dir dann recht, bestätigt deine Glaubenssätze, festigt deine inneren Bilder und es wird nicht lange dauern, bis du das nächste Mal denkst: Da kann man nichts machen! Du hast gelernt Opfer zu sein. Und du hast recht, als Opfer kann man nichts machen. Opfer, die etwas gegen ihr Schicksal tun, sind keine Opfer mehr. Als Opfer aber hast du zu erdulden und zu erleiden. Du kannst nicht mehr tun, außer zu beklagen. Das kann jetzt ein Leben lang so weiter gehen, es sei denn, du willst diesen Teufelskreis durchbrechen…

Innere Bilder deuten – Erinnerungen verarbeiten

Und es kommt noch heftiger. Es sind nicht nur innere Bilder von Situationen aus deiner Kindheit, die sich so deuten lassen, es sind ganze Informationsnetzwerke, das weiß die Psychologie inzwischen aus der Hirnforschung. Es sind neben Bildern auch Geräusche, Gerüche, Gefühle, Gedanken und Empfindungen. Erlebst du später etwas Ähnliches, und ist auch nur eine winzige Komponente dem ähnlich, was du früher einmal erlebt hast, rufst du das gesamte Netzwerk sofort in dein Bewusstsein. Es ist der Filter, durch den du jetzt die Welt siehst. Innere Bilder bestimmen dein Bild der Realität und deshalb wird es auch zur Realität. Das alles passiert unbewusst und ungewollt. Unser Gehirn funktioniert so.

In jeder Situation versucht es, auf Erfahrungen zurück zu greifen. Es sucht daher alle Speicher ab, ob wir Ähnliches schon einmal erlebt haben. Wenn ja, ist es gut und du wirst versuchen, es wieder so zu machen. Beispielsweise eine Nummer ins Telefonbuch deines Handys zu speichern, mit einem Fahrrad zum Bäcker zu fahren oder eine Kartoffel zu schälen.

Ist in deinem Speicher nichts Passendes zu finden, ist schließlich deine Kreativität gefragt. Stell dir aber vor, du müsstest jedesmal das Fahrradfahren neu erlernen? Im Fall der negativen Erlebnisse, die zu Depressionen führen, wäre das gut, aber im Großen und Ganzen wäre es uns Menschen eher hinderlich. Wenn man gezielt, deine negativen Erfahrungen auslöschen könnte, könntest du unvoreingenommen und kreativ mit den Herausforderungen des Lebens umgehen und wüsstest nicht schon vorher: Das hat alles sowieso keinen Sinn! Allerdings würde es dich auch nicht davor bewahren, negative Erfahrungen zu machen. Du kannst also deine inneren Bilder als Wegweiser durch dein Leben deuten und das bedeutet, dass du dich um sie kümmern solltest.

Innere Bilder ersetzen

Worum es also aus Sicht der Psychologie gehen muss ist, innere Bilder der Hilflosigkeit gezielt durch neue Bilder zu ersetzen. Dass ein Kind nicht viel tun kann gegen die Übermacht seiner Eltern ist völlig klar. Aber heute bist du erwachsen. Du hast Fähigkeiten und Fertigkeiten in einer Kombination entwickelt, wie nur du sie hast. Du hast Kompetenzen, wofür andere dich beneiden. Jeder Mensch kann irgendetwas besonders gut. In aller Regel weißt du dir zu helfen und wenn nicht, könntest du jemanden um Hilfe bitten.

Wenn du an dich glaubst und an die Lösung deines Problems, wirst du es auch lösen, mit oder ohne Hilfe. Und jedesmal wenn du ein Problem löst, egal ob es eine große oder kleine Herausforderung war, kannst du zu dem Kind in dir sagen: „Damals war ich wirklich hilflos, aber heute kann ich etwas tun! Auf diese Weise kannst du deine alten inneren Bilder der Ohnmacht ersetzen durch neue, hilfreichere.

Innere Bilder verändern

Es gibt immer Handlungsoptionen!“ Mach dir deine großen und kleinen Erfolge bewusst und male so neue innere Bilder in dein Gedächtnis oder verändere die alten! Du kannst zwar deine Vergangenheit nicht ändern, aber du kannst dir in deiner Phantasie vorstellen, dass du es tun kannst. Wenn du zum Beispiel als Kind geschlagen wurdest, stell dir die Person, die dich schlug so vor, als stünde sie direkt vor dir, groß und allmächtig. Schiebe sie nun in deiner Vorstellung in die Zimmerecke, soweit weg wie es geht. Und jetzt lass sie in Gedanken ein Stück vom Boden abheben, denn das entspricht ja bildhaft ihrem aufgebrachten Zustand. Lass sie zappeln und schimpfen, fluchen und schreien! Sie kann dir nichts tun. Sie kann nur zappeln. Achte auf deine Gefühle während dieser Übung und schau, wie sie sich verändern.

Es gibt nichts mehr, wovor du dich fürchten müsstest, denn du selbst hast diese Person in die Ecke verbannt. Jedesmal wenn du jetzt an sie denkst, hängt sie in der Ecke und zappelt. Mit so einem Bild wird keine Angst mehr verbunden sein. Finde neue innere Bilder für ausweglose Situationen aus der Kindheit, die dich noch heute bedrohen, indem du alte ersetzt oder verändere sie in deiner Vorstellung!

Entwickle mit der Zeit ein anderes, neues Selbstverständnis von dir, indem du glauben kannst: Es gibt immer eine Lösung. Ich kann etwas tun. Denn das entspricht deiner heutigen Wahrheit. Die Glaubenssätze aus deiner Kindheit brauchst du nun nicht mehr.

Probiere neue Sachen aus

Sammle möglichst viele neue Erfahrungen! Probiere Sachen aus, die du sonst nicht gemacht hast. Wenn du zum Beispiel lieber eine Stunde länger unterwegs warst, um ja nicht nach dem Weg fragen zu müssen, so wie das bei mir immer war, dann frag doch einfach mal! Oder frag, wo die Wattestäbchen im Supermarkt liegen, anstatt alle Regale abzuklappern. In der Regel werden die Menschen freundlich reagieren und dir helfen. Mach einen Volkshochschulkurs oder geh mal wieder ins Theater! Besuche einen alten Freund oder eine alte Freundin! Mache den Motorrad- oder Bootsführerschein oder erlerne ein Musikinstrument! Sing in einem Chor mit oder spiel in einer Band! Sag Ja zum Leben! Sag ein freundliches Ja zu dir selbst und allem was dich umgibt…

Nachsatz zu „Innere Bilder und Depression“

Wie war es bei dir? Worin besteht bei dir die Wiederholung? Ich lade dich ein, deine Geschichte zu erzählen und unter „Erfahrungsberichte von Lesern“ zu veröffentlichen. Wir lernen alle voneinander. Ich würde mich freuen, wenn auch du dich beteiligst. Wende dich gern per Mail an mich unter onlinemedien[at]freenet.de.

Quellen zu „Depression, innere Bilder verändern oder ersetzen – Psychologie“

Foto zu Depression und innere Bilder: pixabay.com

innere bilder psychologieÜberarbeitet: 29.11.2024