Arten von Depressionen nach ICD-10-GM

Arten von Depressionen nach ICD-10, diagnoseschlüssel, depressive EpisodeDie Depression, offiziell als depressive Episode bezeichnet, gehört nach dem ICD-10-GM zu den affektiven Störungen. Wobei der ICD-10-Code der Internationale Diagnoseschlüssel der Weltgesundheitsorganisation ist. Das Kürzel G-M steht in diesem Zusammenhang für German Modification. Die affektiven Störungen F3x.x sind zum Beispiel eine Gruppe von psychischen Erkrankungen, die vor allem durch eine klinisch bedeutsame Veränderung der Stimmungslage gekennzeichnet sind. Das heißt, der Affekt (Gefühl, Stimmung, Emotion) kann in Richtung Depressionen gedrückt oder in Richtung Manie gesteigert sein. Der ICD-10 ist der wichtigste, weltweit anerkannte Diagnoseschlüssel der Medizin. Zudem wird es regelmäßig von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) herausgegeben und ist derzeit in der Fassung des ICD-10 gültig. Obwohl bereits seit 2022 der ICD11 verabschiedet wurde, wird in Deutschland aktuell immer noch der ICD-10-Code verwendet. Dementsprechend werden aktuell folgende Arten der Depression unterschieden:


F30 Manische Episode nach ICD-10-GM

F30.0 Hypomanie

Die Hypomanie ist eine Störung, die im Diagnoseschlüssel des ICD-10-Codes charakterisiert wird durch eine anhaltende, leicht gehobene Stimmung, gesteigerten Antrieb und Aktivität und in der Regel auch ein auffallendes Gefühl von Wohlbefinden und körperlicher und seelischer Leistungsfähigkeit. Darüberhinaus sind gesteigerte Geselligkeit, Gesprächigkeit, übermäßige Vertraulichkeit, gesteigerte Libido und vermindertes Schlafbedürfnis häufig vorhanden, aber nicht in dem Ausmaß, dass sie zu einem Abbruch der Berufstätigkeit oder zu sozialer Ablehnung führen. Auch können Reizbarkeit, Selbstüberschätzung und flegelhaftes Verhalten an die Stelle der häufigen euphorischen Geselligkeit treten. Zu erwähnen ist noch, dass die Störungen der Stimmung und des Verhaltens nicht von Halluzinationen oder Wahn begleitet werden.

F30.1 Manie ohne psychotische Symptome

Die Stimmung ist situationsinadäquat gehoben und kann zwischen sorgloser Heiterkeit und fast unkontrollierbarer Erregung schwanken. Die gehobene Stimmung ist mit vermehrtem Antrieb verbunden, dies führt zu Überaktivität, Rededrang und vermindertem Schlafbedürfnis. Die Aufmerksamkeit kann nicht mehr aufrechterhalten werden, es kommt oft zu starker Ablenkbarkeit. Die Selbsteinschätzung ist mit Größenideen oder übertriebenem Optimismus häufig weit überhöht. Der Verlust normaler sozialer Hemmungen kann zu einem leichtsinnigen, rücksichtslosen oder in Bezug auf die Umstände unpassenden und persönlichkeitsfremden Verhalten führen.

F30.2 Manie mit psychotischen Symptomen

Bei der F30.2 treten zusätzlich zu dem im ICD-10-Code unter F30.1 beschriebenen klinischen Bild auch Wahn (zumeist Größenwahn) oder Halluzinationen (zumeist Stimmen, die unmittelbar zum Betroffenen sprechen) auf. Dabei können dier Erregung, die ausgeprägte körperliche Aktivität und die Ideenflucht kso extrem sein, dass der Betroffene für eine normale Kommunikation unzugänglich wird.

  •     Manie mit parathymen psychotischen Symptomen
  •     Manie mit synthymen psychotischen Symptomen
  •     Manischer Stupor

F30.8 Sonstige manische Episoden

F30.9 Manische Episode, nicht näher bezeichnet

F31 Bipolare affektive Störung nach ICD-10-GM

Hierbei handelt es sich um eine Störung, die durch wenigstens zwei Episoden charakterisiert ist, in denen Stimmung und Aktivitätsniveau des Betroffenen deutlich gestört sind. Diese Störung besteht einmal in gehobener Stimmung, vermehrtem Antrieb und Aktivität (Hypomanie oder Manie), dann wieder in einer Stimmungssenkung und vermindertem Antrieb und Aktivität (Depression). Wiederholte hypomanische oder manische Episoden werden vom ICD-10-GM-Diagnoseschlüssel ebenfalls als bipolar klassifiziert.

F31.0 Bipolare affektive Störung, gegenwärtig hypomanische Episode

Der betroffene Patient ist gegenwärtig hypomanisch (siehe F30.0) und hatte wenigstens eine weitere affektive Episode (hypomanisch, manisch, depressiv oder gemischt) in der Anamnese.

F31.1 Bipolare affektive Störung, gegenwärtig manische Episode ohne psychotische Symptome

Der betroffene Patient ist gegenwärtig manisch, ohne psychotische Symptome (siehe F30.1) und hatte wenigstens eine weitere affektive Episode (hypomanisch, manisch, depressiv oder gemischt) in der Anamnese.

F31.2 Bipolare affektive Störung, gegenwärtig manische Episode mit psychotischen Symptomen

Der betroffene Patient ist gegenwärtig manisch, mit psychotischen Symptomen (F30.2) und hatte wenigstens eine weitere affektive Episode (hypomanisch, manisch, depressiv oder gemischt) in der Anamnese.

F31.3 Bipolare affektive Störung, gegenwärtig leichte oder mittelgradige depressive Episode

Der betroffene Patient ist gegenwärtig depressiv, wie bei einer leichten oder mittelgradigen depressiven Episode (siehe F32.0 oder F32.1) und hatte wenigstens eine eindeutig diagnostizierte hypomanische, manische oder gemischte Episode in der Anamnese.

F31.4 Bipolare affektive Störung, gegenwärtig schwere depressive Episode ohne psychotische Symptome

Der betroffene Patient ist gegenwärtig depressiv, wie bei einer schweren depressiven Episode ohne psychotische Symptome (siehe F32.2) und hatte wenigstens eine eindeutig diagnostizierte hypomanische, manische oder gemischte Episode in der Anamnese.

F31.5 Bipolare affektive Psychose, gegenwärtig schwere depressive Episode mit psychotischen Symptomen

Der betroffene Patient ist gegenwärtig depressiv, wie bei einer schweren depressiven Episode mit psychotischen Symptomen (siehe F32.3) und hatte wenigstens eine eindeutig diagnostizierte hypomanische, manische oder gemischte Episode in der Anamnese.

F31.6 Bipolare affektive Psychose, gegenwärtig gemischte Episode

Der betroffene Patient hatte wenigstens eine eindeutig diagnostizierte hypomanische, manische, depressive oder gemischte affektive Episode in der Anamnese und zeigt gegenwärtig entweder eine Kombination oder einen raschen Wechsel von manischen und depressiven Symptomen.

F31.7 Bipolare affektive Psychose, gegenwärtig remittiert

Der betroffene Patient hatte wenigstens eine eindeutig diagnostizierte hypomanische, manische oder gemischte affektive Episode nach dem ICD-10-Code und wenigstens eine weitere affektive Episode (hypomanisch, manisch, depressiv oder gemischt) in der Anamnese. Jedoch besteht in den letzten Monaten und gegenwärtig besteht deutliche Störung der Stimmung. Auch Remissionen während einer prophylaktischen Behandlung sollen hier kodiert werden.

F31.8 Sonstige bipolare affektive Störungen

  •     Bipolar-II-Störung
  •     Rezidivierende manische Episoden o.n.A.

F31.9 Bipolare affektive Störung, nicht näher bezeichnet

F32 Depressive Episode nach ICD-10-GM

Bei den typischen leichten (F32.0), mittelgradigen (F32.1) oder schweren (F32.2 und F32.3) Episoden nach ICD-10-GM leidet der betroffene Patient während seiner Depression unter einer gedrückten Stimmung und einer Verminderung von Antrieb und Aktivität. Dabei sind die Fähigkeit zu Freude, das Interesse und die Konzentration deutlich vermindert. Auch kann eine ausgeprägte Müdigkeit nach jeder kleinsten Anstrengung auftreten. Zudem ist der Schlaf meist gestört, der Appetit vermindert. Hinzu kommt, dass Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen fast immer beeinträchtigt sind.

Sogar bei der leichten Form kommen Schuldgefühle oder Gedanken über eigene Wertlosigkeit vor. Dabei verändert sich die gedrückte Stimmung von Tag zu Tag wenig, reagiert nicht auf  Lebensumstände und kann von sogenannten „somatischen“ Symptomen begleitet werden. Darunter sind Symptome wie Interessenverlust oder Verlust der Freude, Früherwachen, Morgentief, deutliche psychomotorische Hemmung, Agitiertheit, Appetitverlust, Gewichtsverlust und Libidoverlust zu verstehen. Zu erwähren ist noch, dass abhängig von Anzahl und Schwere der Symptome eine depressive Episode als leicht, mittelgradig oder schwer zu bezeichnen ist und mindestens zwei Wochen dauert.

ICD-10-Code F32.0 – Leichte Episode der Depression

Gewöhnlich sind mindestens zwei oder drei der oben angegebenen Symptome vorhanden. Der betroffene Patient ist im allgemeinen davon beeinträchtigt, aber oft in der Lage, die meisten Aktivitäten fortzusetzen.

ICD-10-Code F32.1 – Mittelgradige Episode der Depression

Gewöhnlich sind bei der Diagnose F32.1 vier oder mehr der oben angegebenen Symptome vorhanden, und der betroffene Patient hat meist große Schwierigkeiten, alltägliche Aktivitäten fortzusetzen.

ICD-10-Code F32.1 g – Mittelgradige Episode der Depression

Bei der Diagnose F32.1g sind wie bei der F32.1 vier oder mehr der oben angegebenen Symptome vorhanden. Dabei bestehen Schwierigkeiten bei der Alltagsbeältigung analog, jedoch macht der Buchstabe g kenntlich, dass die Diagnose als gesichert anzusehen ist. Mehr Informationen zur Bedeutung dieser Diagnose in diesem Beitrag: F32.1g Bedeutung.

ICD-10-Code F32.2 – Schwere Episode der Depression ohne psychotische Symptome

Die F32.2 steht für eine depressive Episode mit mehreren oben angegebenen, quälenden Symptomen. Zudem bestehen hier typischerweise ein Verlust des Selbstwertgefühls und Gefühle von Wertlosigkeit und Schuld. Außerdem sind Suizidgedanken und Suizidhandlungen häufig. Auch liegen meist einige somatische Symptome vor.

  •   Einzelne Episode einer agitierten Depression
  •   Episode einer majoren Depression ohne psychotische Symptome
  •   Einzelne Episode einer vitalen Depression ohne psychotische Symptome

ICD-10-Code F32.3 – Schwere depressive Episode mit psychotischen Symptomen

Die F32.3 ist eine schwere depressive Episode, wie unter ICD-10-GM-F32.2 beschrieben. Hierbei sind jedoch Halluzinationen, Wahnideen, psychomotorische Hemmung oder ein Stupor so schwer ausgeprägt, dass alltägliche soziale Aktivitäten unmöglich sind und sogar Lebensgefahr durch Suizid oder mangelhafte Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme bestehen kann. Dabei können Halluzinationen und Wahn synthym (zur Grundstimmung passend) sein, müssen aber nicht.

Einzelne Episoden:

  •     majore Depression [major depression] mit psychotischen Symptomen
  •     psychogene depressive Psychose
  •     psychotische Depression
  •     reaktive depressive Psychose

ICD-10-Code F32.8 – Sonstige depressive Episoden

  •     Atypische Depression
  •     Einzelne Episoden der „larvierten“ Depression o.n.A.

ICD-10-Code F32.9 – Depressive Episode, nicht näher bezeichnet

  •     Depression o.n.A.
  •     Depressive Störung o.n.A.

F33 Rezidivierende depressive Störung nach ICD-10-GM

Bei der F33 handelt es sich um eine Störung, die durch wiederholte depressive Episoden (F32.-) charakterisiert ist. In der Anamnese finden sich dabei keine unabhängigen Episoden mit gehobener Stimmung und vermehrtem Antrieb (Manie). Kurze Episoden von leicht gehobener Stimmung und Überaktivität (Hypomanie) können allerdings unmittelbar nach einer depressiven Episode, manchmal durch eine antidepressive Behandlung mitbedingt, aufgetreten sein. Dabei haben die schwereren Formen der rezidivierenden depressiven Störung (F33.2 und .3) viel mit den früheren Konzepten der manisch-depressiven Krankheit, der Melancholie, der vitalen Depression und der endogenen Depression gemeinsam.

Die erste Episode kann in jedem Alter zwischen Kindheit und Senium auftreten, der Beginn kann akut oder schleichend sein, die Dauer reicht von wenigen Wochen bis zu vielen Monaten. Dabei wird das Risiko, dass ein Patient mit rezidivierender depressiver Störung eine manische Episode entwickelt, niemals vollständig aufgehoben, gleichgültig, wie viele depressive Episoden aufgetreten sind. Sollte jedoch eine manische Episode auftreten, ist die Diagnose nach ICD-10-GM in bipolare affektive Störung zu ändern (F31.-).

F33.0 Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig leichte Episode

Eine Störung, die durch wiederholte depressive Episoden gekennzeichnet ist, wobei die gegenwärtige Episode leicht ist (siehe F32.0), ohne Manie in der Anamnese.

F33.1 Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig mittelgradige Episode

Eine Störung, die durch wiederholte depressive Episoden gekennzeichnet ist, wobei die gegenwärtige Episode mittelgradig ist (siehe F32.1), ohne Manie in der Anamnese.

F33.2 Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig schwere Episode ohne psychotische Symptome

Eine Störung, die durch wiederholte depressive Episoden gekennzeichnet ist, wobei die gegenwärtige Episode schwer ist, ohne psychotische Symptome (siehe F32.2) und ohne Manie in der Anamnese.

  •     Endogene Depression ohne psychotische Symptome
  •     Manisch-depressive Psychose ohne psychotische Symptome
  •     Rezidivierende majore Depression ohne psychotische Symptome
  •     Rezidivierende vitale Depression, ohne psychotische Symptome

F33.3 Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig schwere Episode mit psychotischen Symptomen

Eine Störung, die durch wiederholte depressive Episoden gekennzeichnet ist; die gegenwärtige Episode ist schwer, mit psychotischen Symptomen (siehe F32.3), ohne vorhergehende manische Episoden.

  •     Endogene Depression mit psychotischen Symptomen
  •     Manisch-depressive Psychose mit psychotischen Symptomen
  •     Rezidivierende schwere Episoden:
    •    majore Depression mit psychotischen Symptomen
    •    psychogene depressive Psychose
    •    psychotische Depression
    •    reaktive depressive Psychose

F33.4 Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig remittiert

Die Kriterien für eine der oben beschriebenen Störungen F33.0 – F33.3 sind in der Anamnese erfüllt, aber in den letzten Monaten bestehen keine depressiven Symptome.

F33.8 Sonstige rezidivierende depressive Störungen

F33.9 Rezidivierende depressive Störung, nicht näher bezeichnet

F34 Anhaltende affektive Störungen nach ICD-10-GM

Hierbei handelt es sich um anhaltende und meist fluktuierende Stimmungsstörungen, bei denen die Mehrzahl der einzelnen Episoden nicht ausreichend schwer genug sind, um als hypomanische oder auch nur leichte depressive Episoden gelten zu können. Dabei kann sie jahrelang, manchmal den größeren Teil des Erwachsenenlebens, andauern. In diesem Fall zieht das beträchtliches subjektives Leiden und Beeinträchtigungen nach sich. Auch können gelegentlich rezidivierende, einzelne manische oder depressive Episoden eine anhaltende affektive Störung überlagern.

F34.0 Zyklothymia

Hierbei handelt es sich um eine andauernde Instabilität der Stimmung mit zahlreichen Perioden von Depression und leicht gehobener Stimmung (Hypomanie). Jedoch ist keine Periode ausreichend schwer und anhaltend genug ist, um die Kriterien für eine bipolare affektive Störung (F31.-) oder rezidivierende depressive Störung (F33.-) zu erfüllen. Diese Störung aus dem Diagnoseschlüssel ICD-10-GM kommt häufig bei Verwandten von Patienten mit bipolarer affektiver Störung vor. Einige Patienten mit Zyklothymia entwickeln schließlich selbst eine bipolare affektive Störung.

  •     Affektive Persönlichkeit(sstörung)
  •     Zykloide Persönlichkeit
  •     Zyklothyme Persönlichkeit

F34.1 Dysthymia

Hierbei handelt es sich um eine chronische, wenigstens mehrere Jahre andauernde depressive Verstimmung, die weder schwer noch hinsichtlich einzelner Episoden anhaltend genug ist, um die Kriterien einer schweren, mittelgradigen oder leichten rezidivierenden depressiven Störung (F33.-) zu erfüllen.

  •     Anhaltende ängstliche Depression
  •     Depressiv:
    •     Neurose
    •     Persönlichkeitstörung
    •     Neurotische Depression

F34.8 Sonstige anhaltende affektive Störungen

F34.9 Anhaltende affektive Störung, nicht näher bezeichnet

F38 Andere affektive Störungen nach ICD-10-GM

Hierbei handelt es sich um eine Restkategorie für Stimmungsstörungen, die die Kriterien der oben genannten Kategorien F30-F34 in Bezug auf Ausprägung und Dauer nicht erfüllen.

F38.0 Andere einzelne affektive Störungen

F38.1 Andere rezidivierende affektive Störungen, Rezidivierende kurze depressive Episoden

F38.8 Sonstige näher bezeichnete affektive Störungen

F39 Nicht näher bezeichnete affektive Störung

Quellen zu Diagnoseschlüssel ICD-10-Code und Depression
http://www.icd-code.de/icd/code/F30.-.html   Foto: pixabay.com
icd10Aktualisiert: 23.08.2024