Endogene Depression – Körper und Seele
Die Medizin ist ständig auf der Suche nach den Ursachen einer Krankheit. Auch im Falle der Depression tut sie dies. So unterschied man auch die endogene von der exogenen Depression, und trennte nach körperlichen und seelischen Ursachen. Man war der Meinung, die endogene Depression wäre eine körperliche Erkrankung und schuf damit zwei Begriffe, die heute nicht mehr gebräuchlich sind, denen man aber immer wieder einmal begegnet. Nicht immer lassen sich jedoch Ursache und Wirkung klar voneinander abgrenzen.
So kann es sein, dass die Ursache einer Depression bei dem einen Patienten zu den Symptomen einer Depression bei einem anderen Patienten gehört. Manchmal vermischt es sich auch. Auch die Depression selbst kann Ursache oder Symptom sein. Alles scheint miteinander verbunden und zueinander in Beziehung zu stehen. Der Versuch der klaren Trennung kann da wohl nur der Versuch sein, etwas verstehen zu wollen, dass derzeit noch nicht anders von uns Menschen verstanden werden kann.
Körperliche Ursachen begünstigen Depression
Nicht selten treten Depressionen in Folge einer körperlichen Erkrankung auf, haben aber dennoch hauptsächlich seelische Ursachen. Die Menschen in ihrem erkrankten Körper erleben besonders deutlich, dass ihre Leistungsfähigkeit Grenzen hat und dass diese Grenzen sich auch verschieben können. Sie erleben Gesundheit und Vitalität als ein flüchtiges Gut. Sie erfahren sich als zerbrechlich, hilflos und müssen sich völlig neu orientieren. Nicht alle Patienten schaffen das gleichermaßen gut. Gerade bei schweren körperlichen Erkrankungen wie Herzinfarkt, Diabetes und Schlaganfall oder Krebs kann es vorkommen, dass der geschwächte Körper die Seele in die Dunkelkammer schickt. Oft wird aber die Depression in solch einem Fall gar nicht erst diagnostiziert, weil das körperliche Leiden ganz klar im Vordergrund steht.
Wenn die Seele leidet
Menschen, die im Zuge einer schweren körperlichen Erkrankung eine Depression entwickeln, haben eine deutlich geringere Genesungsrate. Deshalb ist es wichtig, Anzeichen für eine Depression frühzeitig wahr zu nehmen und mit dem behandelndem Arzt zu besprechen. Denn gerade im Frühstadium einer Depression ist diese gut behandelbar. Der Patient fühlt sich dann deutlich besser und kann so seine schwere körperliche Krankheit eher bewältigen. Im Spiegel Online erläutert dazu die Autorin Jana Hauschild (Psychologin und freie Journalistin in Berlin) in ihrem Beitrag Wenn die Seele mit dem Körper leidet die Wechselwirkungen zwischen körperlichen und seelischen Erkrankungen. Ein lesenswerter Artikel, wie ich finde, für alle die am Thema Depression interessiert sind.
Endogene Depression
Vor Jahren kannte man zudem auch noch den Begriff Endogene Depression. Allerdings ist diese Form der Klassifizierung nicht mehr zeitgemäß. Endogen heißt hier einfach – von innen heraus. Der Mensch entwickelte nach dieser Einteilung eine Depression ohne erkennbare innere körperliche Fehlfunktionen aber auch ohne erkennbare äußere Ursachen. Man ging davon aus, dass die Depression schlichtweg erblich bedingt sei und Menschen mit einer bestimmten Konstitution eben eher dazu neigten. Diese Art der Schwermut wurde früher auch gern als Melancholie beschrieben und fand schon in der Antike Erwähnung.
Exogene Depression
Das Pendant zum Begriff „endogene Depression“ war dann die Exogene Depression (Entstehung von außen). Man unterschied in der Gruppe psychogener, also rein seelisch ausgelöster, Depressionen ferner zwischen reaktiver, neurotischer und der sogenannten Erschöpfungs-Depression. Heute geht man davon aus, dass die Depression immer auch durch Einwirkung von außen zustande kommt. Genetische Faktoren sieht man hierbei als eher begünstigend an. Alle seelischen Erkrankungen scheinen in ungünstigen Beziehungen ihren Anfang zu nehmen, zumeist schon in früher Kindheit.
Inzwischen gibt es auch weltweite Standards zur Klassifizierung und Diagnosefindung, die diese Begrifflichkeiten wie Endogene Depression oder auch Exogene Depression nicht mehr vorsehen. Deshalb wird man auf solche Diagnosen aktuell kaum noch treffen. Es gibt heute zwei große Standards, nach denen diagnostiziert wird:
- ICD-10, Internationale Klassifikation psychischer Störungen, Herausgeber: WHO (Weltgesundheitsorganisation)
- DSM-IV., Diagnostischen und Statistischen Manual Psychischer Störungen, Herausgeber: Amerikanische Psychiatrische Vereinigung (APA)
In Deutschland werden Diagnosen nach dem ICD-10 gestellt, in Amerika nach dem anderen erwähnten Standard.
Körperliche Ursachen der Depression
Schilddrüsenfehlfunktion
Hirntumor
Quellen zu: „Endogene Depression – körperliche oder seelische Ursachen?“
Spiegel Online neuro24.de Foto: Wolfgang Pfensig / pixelio.de
Zuletzt bearbeitet: 01.01.2025