Angst vor Weihnachten

Angst vor Weihnachten und Depression

Viele Menschen kennen das – Die Angst vor Weihnachten

Woher kommt sie, die Angst vor Weihnachten? Gerade zu Weihnachten ist die die Angst vor der Depression besonders groß. Kein Feiertag im Jahreskreis verändert unseren Alltag und unsere Stimmungslage so sehr wie dieses Fest. Das trifft nicht nur auf psychisch Kranke zu. Zur Weihnachtszeit ist vieles anders, teils erheblich hektischer, teils aber auch gemütlicher, besinnlicher. Dem Zauber des Weihnachtsfestes kann sich kaum ein Mensch entziehen. Wir rücken wieder etwas zusammen und erinnern uns besonders gern an unsere Kindheit und an die Menschen, die uns etwas bedeuten. 


Alte Wunden

In der Weihnachtszeit sind wir eingeladen, über unser Leben nachzudenken und der hektischen Zeit durch das eine oder andere Schlupfloch der Besinnlichkeit zu entfliehen. Das alles tut uns Menschen gut. Wir verschenken Freude und empfangen. Wir wünschen uns Nähe und Wärme und sind nun auch eher bereit, uns darauf einzulassenEinige von uns werden das Weihnachtsfest aber womöglich allein verbringen. Einige von uns werden sich womöglich einsam fühlen. Und einige von uns werden sich in diesen Tagen besonders deprimiert fühlen. Manche haben schon Erfahrung mit misslungenen Weihnachten gemacht und das kann Angst vor Weihnachten erzeugen, Angst, dass es einem schlecht geht, Angst, dass die Depression schlimmer wird, Angst, dass alte Wunden wieder aufreißen. All jenen sei dieser Beitrag hier im Besonderen gewidmet.

Depressionen und einsame Weihnachten

Beileibe nicht jeder freut sich auf Weihnachten. Wohl denen, die sich diese kindliche Freude bewahren konnten, doch es gibt auch Menschen, die sich vor Weihnachten geradezu fürchten. Es sind Menschen, die diese Zeit mit schlechten Erfahrungen verknüpfen, die sie im Laufe ihres Lebens machen mussten. Oder solche, die gerade einen nahestehenden Menschen verloren haben und sich nun an Weihnachten ihrer Einsamkeit besonders bewusst werden. Für all diese Menschen kann weihnachtliche Vorfreude nicht so recht aufkommen. Melancholie macht sich da eher breit. Die Einsamkeit ist allgemein schon kein gern gesehener Gast, aber zu Weihnachten ist sie dies ganz bestimmt nicht. Gerade denen, die sich in jetzt einsam fühlen, wünsche ich, dass sie in diesem Jahr einmal eine gute Erfahrung machen dürfen. Ich wünsche ihnen Menschen, die sie ansehen, sie wahrnehmen und ihnen zeigen, dass sie eine Bedeutung für sie haben. Niemand sollte sich an Weihnachten einsam fühlen müssen.

Weihnachten – Das Fest der Erwartungen

Vielen Menschen graut davor, Weihnachten allein zu sein, und das sind nicht immer nur unsere depressiven oder allein lebenden Zeitgenossen. Die Angst vor Weihnachten ist vermutlich weiter verbreitet, als zugegeben wird. Weihnachten ist wie kaum ein Fest zu einem Fest der Erwartungen geworden. Aber nicht wie ursprünglich gedacht, erwarten wir Menschen die Geburt des Sohnes Gottes. Wir erwarten vielmehr eine perfekte Stimmung, eine schöne Atmosphäre. Und wir erwarten Harmonie, Freundlichkeit und Besinnlichkeit. Wir erwarten, dass unser Herz berührt wird und dass es uns gelingt, das Herz anderer Menschen zu berühren. Zudem erwarten wir Geschenke, über die wir uns freuen können, die zeigen, dass Andere sich Gedanken um uns machten, sich bemühten, uns eine Freude zu bereiten. Ebenso erwarten wir, dass unsere Geschenke gut ankommen, dass der Beschenkte erkennt, dass wir ihn lieben. Wir erwarten, dass das Weihnachtsessen gut gelingt und auch alle Besuche in diesen Tagen einen angenehmen Verlauf nehmen.

Was ist eigentlich der Wunsch?

Und damit nicht genug wünschen wir uns auch noch Frost und Schnee, damit die Idylle auch wirklich nicht zu toppen sei. Meine Güte! Bloß gut, dass ich nicht Weihnachten bin. So viele Erwartungen! Wen wundert es da, dass es Jahr für Jahr passiert, das Weihnachten nicht so verklärt ausfällt? Wir Menschen scheinen über unseren Wunsch nach Glückseligkeit wohl das Wesentliche aus den Augen verloren zu haben. Diese scheinbar unstillbare Sehnsucht – wofür steht sie? Woran erinnert sie uns? Vielen von uns wird an Weihnachten deutlich, dass wir nicht haben, was wir uns am meisten wünschen: Liebe, Aufmerksamkeit, wahrgenommen zu werden, Bedeutung, Anerkennung…

Wenn Weihnachten droht

Weihnachten allein zu Haus – Keiner will das wirklich. Es scheint der Horror schlechthin zu sein. Viele Menschen haben Angst vor Weihnachten. Manche lassen sich über die Weihnachtsfeiertage sogar in eine Klinik einweisen. Die Vorstellung, Weihnachten allein verbringen zu müssen, scheint ebenso unvorstellbar, wie einen geliebten Menschen zu verlieren. Wir wollen es nicht, es macht uns Angst und es macht uns traurig. Zahlreiche Initiativen sorgen in Deutschland dafür, das es am Hl. Abend Orte gibt, wo jene Menschen willkommen sind, die Weihnachten ansonsten allein verbringen müssten. Die Initiatoren haben sicherlich auch so ihre Erfahrungen mit dem Weihnachtsfest und dem Leben schlechthin. Auch für sie scheint es nicht zu ertragen zu sein, dass am Fest der Liebe Menschen einsam sein müssen.

Weihnachtliche Treffen

Ich finde das schön. Eine Zeit lang habe ich auch überlegt, ob ich mich für so ein Treffen anmelde, habe es dann aber wieder verworfen, weil die Teilnehmerzahl begrenzt ist und ich glaube, dass es Menschen gibt, die es nötiger haben als ich. Ich weiß – typisch depressiv- wirst du jetzt vielleicht denken. Immer schön hinten anstellen, wenn Freude verteilt wird. Ich gebe dir ja recht, aber hier soll es heute um etwas anderes gehen.

Die inneren Kinder

Ich machte mir also so meine Gedanken über Weihnachten, das Fest der Liebe, die Geschenke, die Sehnsüchte und Erwartungen, die Freude und die strahlenden Kinderaugen. Und schließlich bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es die Kinder in uns sind, die sich so sehr auf Weihnachten freuen. Es sind die Kinder in uns, die nach Zuwendung und Liebe hungern, die Beweise brauchen dafür, dass sie gewollt sind auf dieser Welt und sich angenommen fühlen dürfen. Es sind die Kinderherzen, die voller Enttäuschung Jahr für Jahr versuchen, etwas nachzuholen.

In jedem Menschen wohnt ein Kind

Jedem von uns wohnt dieses Kind inne. Und jedes Kind trägt sie mit sich, die Enttäuschung, die Ablehnung, die erfahrene Lieblosigkeit. Es hat sie nie vergessen können, die erlebte Gewalt, die Lüge, die Ungerechtigkeit. Es ist das Kind in uns, das jedes Jahr zu Weihnachten neu in die Welt kommen möchte wie das Jesuskind, auf das man sich an ihm erfreue, es wahrnehme, es liebe und wertschätze.

Selbst herbeigeführte Situationen

Es ist das Kind in uns, das dieses schier unstillbare Verlangen nach Liebe und Annahme am Leben hält und immer wieder für Gelegenheiten sorgt, dass alles zu einem guten Ende kommen könnte oder eben dass die Enttäuschung, die Ablehnung, die Lüge, die Gewalt und die Ungerechtigkeit erneut erfahrbar werden. Nicht nur an Weihnachten sorgt das Kind in uns für solche Situationen, aber an Weihnachten besonders. Wenn ich an meine größten Enttäuschungen im sich neigenden Jahr zurückdenke, dann waren das immer solche Situationen, die ich selbst forciert habe, in die ich mich in der Regel selbst brachte.

Zeit für das innere Kind

Was aber fangen wir an mit solch einer Erkenntnis? Heißt das etwa, dass wir von nun ab kein Weihnachten mehr so feiern dürfen wie bisher? Nein, das heißt es bestimmt nicht. Ich glaube, dass sich ganz viel von allein ändert, wenn uns nur bewusst ist, was hinter diesen hohen Erwartungen zu Weihnachten stecken mag. Der ganze Weihnachtsstress ist sicher nur eine Folge dessen und auf den würden die meisten Menschen wohl gern verzichten. Wenn es doch eigentlich um das traurige, nach Liebe hungernde Kind in uns geht, dann schießt Weihnachten Jahr für Jahr am Ziel vorbei. Solange wir selber noch Kinder oder Enkel unterm Weihnachtsbaum stehen haben, trösten wir uns damit, dass wir das alles nur für sie täten. Wenn dem aber aus welchen Gründen auch immer nicht mehr so ist, dann müssen wir uns der Wahrheit stellen, zumindest sollte es uns nun leichter fallen.

Der kleine Benno

Weihnachten geht es um uns. Weihnachten geht es um unser inneres Kind, es geht um die kleine Paula, den kleinen Benno, die kleine Marie. Und es geht um unerfüllte Liebe und Aufmerksamkeit. Ich werde Weihnachten dieses Jahr deshalb nicht allein verbringen. Dieses Jahr werde ich Weihnachten mit mir verbringen. Ich will mich des kleinen Benno erinnern und bewusst einige Zeit mit ihm gemeinsam haben. Ich werde etwas Schönes für uns kochen und für eine herzenswarme Atmosphäre sorgen. Vielleicht spielen wir etwas? Und ich werde dem Kleinen sagen, dass ich sehr stolz auf ihn bin und in ganz doll lieb habe. Ich werde ihn anschauen und gar nichts weiter sagen müssen, denn all meine Liebe, mein Stolz, meine Anerkennung, meine Wertschätzung und alles Glück wird in meinen Augen leuchten. Das wird ganz einfach. Ich brauche dazu kein Geld und keine Einkaufscenter, auch kein Amazon.

Ein Fest der Liebe und ein Fest der Kinder

Ich brauche kein Geschenkpapier und keine Schleifen. Alles was nötig ist, ist meine Aufmerksamkeit auf dieses kleine hungrige Kind zu lenken und ihm zu sagen, dass ich ab jetzt für ihn da sein will, und das nicht nur zu Weihnachten. Allein diese Vorstellung hat mir in diesem Jahr alle Angst vor Weihnachten genommen. Für mich fühlt sich das gut und stimmig an und deshalb weiß ich auch, dass es so gut für mich sein wird. So wird Weihnachten dieses Jahr wieder das für mich, was es eigentlich ist, ein Fest der Liebe und ein Fest der Kinder.

Der weihnachtlichen Depression vorbeugen

Doch gehören Depression und Weihnachten nicht zwangsläufig zusammen. Man kann vorbeugen. Die beste Möglichkeit hierfür ist, selbst Freude und Aufmerksamkeit zu verschenken. Im Akt des Schenkens beschenken wir immer auch uns selbst. Die Freude, des Anderen zu erahnen und später zu erleben, löst positive Gefühle in uns aus. Dabei kommt es nicht darauf an, Unsummen von Geld durch den Konsumwolf zu drehen. Einzig, an einen lieben Menschen gedacht zu haben, ist von Bedeutung. Eine kleine Aufmerksamkeit, vielleicht ein Brief oder ein paar selbst gebackene Kekse – die Geste zählt.

Liebe verschenken macht glücklich

Niemand sollte sich vor Weihnachten fürchten müssen. Denn Weihnachten ist das Fest der Liebe. Verschenken wir davon soviel, wie uns selbst gut tut und helfen wir mit, die Welt wenigstens zu Weihnachten ein klein wenig menschlicher zu machen. Schrauben wir unsere Erwartungen herunter, das erspart Enttäuschungen. Es muss nicht alles perfekt sein. Manchmal liegt gerade im Unvollkommenen, Improvisierten der besondere Reiz der Einzigartigkeit. Versuchen wir vielmehr, wir selbst zu sein, denn dass wir so sind, wie wir sind – das ist es auch, weshalb uns unsere Lieben schätzen.

Ich wünsche euch allen eine gute Advents- und Weihnachtszeit, besonders denen, die sich in diesen Tagen einsam fühlen!

Quellen zu „Angst vor Weihnachten und Depression“
Foto: Wolfgang Dirscherl / pixelio.de

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