Panik Angst und neues Verhalten

Angst Panik und Depression

Angst und Panik können auch Symptome einer Depression sein

Angst Depression und dunkle Gefühle sind wie Geschwister. Sie halten zusammen, aber sie bekämpfen sich auch. Sie brauchen sich und sie konkurrieren miteinander. Viele Menschen, die an einer depressiven Episode erkrankt sind, leiden auch unter Ängsten oder gar einer Angststörung. Manchmal ist zuerst die Angst, beziehungsweise Furcht spürbar und es setzt sich darauf mit der Zeit eine Depression fest. Manchmal ist aber auch zuerst die Depression da und infolgedessen treten Ängste stärker zu Tage bis hin zur Panik. 


Versagensängste und Depression

Angst und Depression sind Gefühle, die menschliches Verhalten steuern. Sie haben ihren Sinn, nämlich die Betroffenen zu einem anderen Verhalten oder zu einer notwendigen Anpassung anzuhalten. Wenn dies jedoch auf Dauer nicht gelingt, verselbstständigen sich ängstliche und depressive Gefühle und werden auf diese Weise zum Problem. Angstgefühle können eine große Macht entwickeln. Dabei spielen Versagensängste nicht selten eine erhebliche Rolle. Depressive Menschen haben immer wieder das Gefühl, in ihrem bisherigen Leben versagt zu haben. Diese Versagensängste betreffen häufig spezielle Lebenssituationen. So lösen bereits Alltäglichkeiten wie der notwendige Einkauf oder die Hausarbeit ängstliche oder depressive Gefühle aus. Immer wieder wird von Depressiven befürchtet, bereits solche einfachen Tätigkeiten nicht zu schaffen. Auch das Gefühl, ihren Kindern keine guten Eltern zu sein, kennen viele depressiv Erkrankte nur zu gut. Obwohl sie früher ihre Elternrolle problemlos gemeistert haben, können sie dieses gute Gefühl nicht in ihre Gegenwart transferieren.

Depressionen und Angst allein zu sein

Depressionen und Ängste vermasseln den Depressiven regelrecht die Lust am Leben. Viele von Depressionen Betroffene sind auch von Schuldgefühlen geplagt. Sie kennen die Sorge, in ihrem Leben schwere, nicht mehr zu korrigierende Fehler gemacht zu haben. Neben diesen Versagensängsten spielen aber auch andere Ängste, wie Verlustängste eine große Rolle. Depressive Patienten befürchten mehr als andere Menschen, etwas verlieren zu können. Das kann der Verlust des Arbeitsplatzes sein, die Furcht, das sichere zu Hause zu verlieren oder, wie auch in meinem Fall, eine regelrechte Panik, die Rente wieder entzogen zu bekommen.

Angst neigt zum Wuchern

Auch Trennungsängste fallen unter die Kategorie der Ängste, die für depressive Menschen typisch sind. Depressive befürchten, vom Partner verlassen zu werden, oder Freunde, Bekannte und nahe Angehörige zu verlieren. Furcht vor Einsamkeit wird aufgebaut, eine allgemeine Zukunftsangst macht sich breit. Und am Ende ist es die Angst vor der Angst, eine regelrechte Panik, die das Leben der Betroffenen immer enger werden lässt. Man nennt das auch eine Generalisierte Angststörung. Irgendwann wird das Leben nur noch von ängstlichen Gefühlen, von Angstzuständen bestimmt. Es gibt keine Freude mehr, keine Hoffnung, keine Lust – nur noch die Angst und Depression.

Angst Depression und Panik

Wenn es dem Ängstlichen nicht gelingt, eine Strategie zur Lösung der befürchteten Probleme zu entwickeln, kann es immer wieder zu Zuständen von Panik kommen. Das Wort „Panik“ ist vom griechischen Hirtengott Pan abgeleitet, von dem die Sage ging, dass er in der größten Mittagsstille durch einen lauten Schrei auf einmal ganze Herden zu plötzlicher und anscheinend sinnloser Massenflucht aufjagen könne. (Wikipedia) Bei einer Panik bilden sich regelrechte Panikattacken aus, die von bestimmten körperlichen Symptomen begleitet werden. Bekannt sind in diesem Zusammenhang auch Engegefühle in der Brust, also das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Zudem tritt im Zuge von Panikattacken häufig Herzrasen auf oder die Furcht, einen Herzinfarkt zu erleiden. Vermehrtes Schwitzen, Unruhe und Zittern oder plötzlichen Weinen sind ebensolche Symptome einer Panikstörung. Auch Schwindel, Mundtrockenheit, Hitzewallungen, Sprachschwierigkeiten oder Übelkeit, Erbrechen und Durchfall können im Zustand der Panik auftreten.

Das Gefühl verrückt zu werden

Bewusstseinsstörungen, zum Beispiel das Gefühl, verrückt zu werden, das Gefühl, dass Dinge unwirklich sind oder man selbst „nicht richtig da“ ist, dass man nicht mehr die Kontrolle über sich selbst hat, sind bei einer Panik ebenfalls nicht selten. Wie oft und ob überhaupt eine solche Panikstörung auftritt, ist bei jedem Psychisch Kranken unterschiedlich, aber durchaus nicht ungewöhnlich. Zur Behandlung von Depressionen werden heutzutage moderne Antidepressiva eingesetzt. Viele dieser Präparate gegen Depressionen haben neben der antidepressiven zugleich auch eine beruhigende oder gar sedierende Wirkung, was den Umgang mit den Panikattacken etwas erleichtert.

Depressionen und Angststörung

Eine Angststörung (auch Phobische Störung genannt) ist der Oberbegriff für psychische Störungen, bei denen entweder diffuse oder aber durchaus konkrete Ängste (Phobien) vor einer Sache oder Situation bestehen. Angststörungen treten häufig auch neben der Depression auf. Auch die Panikstörung, bei der Ängste zu Panikattacken führen, zählt nach ICD-10 zu den Angststörungen. Allen Phobien ist gemeinsam, dass die Betroffenen unter übermäßig starken Ängsten leiden. Das sind Ängste vor Dingen, vor denen Menschen ohne eine solch eine Störung keine oder in deutlich geringerem Maß Ängste spüren. Das sind zum Beispiel Höhenangst, Spinnenangst, Angst vor Spritzen, Angst vor engen Räumen, Flugangst oder andere.  Solche Phobien sind mit psychotherapeutischen Mitteln gut behandelbar. Allerdings stellen sich bei der Behandlung der Phobie aus meiner Erfahrung nicht so schnell Erfolge ein wie bei der Behandlung von Depressionen. Wobei der Begriff »schnell« relativ ist und man bei beiden Therapiezielen in Jahren denken sollte.

Ängste sind beherrschbar geworden

Auch gibt es einige gut wirkende angstlösende Medikamente, die unterstützend verordnet werden können. Ich selbst nehme neben meinen Antidepressiva auch regelmäßig ein Medikament mit angstlösender Wirkung, ein sogenanntes Anxiolytikum, namens Opipramol und fühle mich dadurch recht gut unterstützt. Alles in allem gehören bei mir die Ängste entweder zu den Symptomen einer Depression, einer Angststörung oder zu meiner Persönlichkeit. Sie sind jedenfalls allgegenwärtig. Inzwischen habe ich aber gelernt, meine Ängste anzusehen und als einen Teil von mir und meiner Depression anzuerkennen. So sind sie für mich immerhin einigermaßen beherrschbar geworden.

Depressive Phasen – Die Angst ist immer da

Die Furcht ist etwas, was ich so gar nicht an mir haben will. Aber ob ich ich das nun leiden mag oder nicht – Angst, Depression und die damit verbundenen Gefühle gehören zusammen, sind quasi Geschwister. Scheinbar mag auch die Depression nicht allein sein? Aber mal ehrlich: Welcher Mann  mag schon zugeben, dass er unter einer Angststörung leidet? Ist sie doch so wenig männlich und lässt mich nur zu oft jämmerlich erscheinen. Das jedenfalls ist mein Bild von der Angst, geprägt durch Erziehung und Vorbilder. Danke du mutige Gesellschaft von Feiglingen, die du mich zu dem gemacht hast, was ich heute bin! Denn wer wirklich mutig ist, steht dem Ängstlichen bei und hilft ihm, anstatt zu sagen: „Da braucht man doch keine Angst zu haben!“

Angst ist wichtig

Neulich habe ich den Film Outbreak (Thriller, USA 1995) gesehen, der u.a. von der US-Army handelte. Und da gab es eine Stelle, da gesteht ein Soldat seinem Vorgesetzten, dass er glaube, nicht der Richtige für diesen Job zu sein, weil er sich fürchte. Woraufhin sein Vorgesetzter, gespielt von Dustin Hoffman, ihm mitteilte, er wolle niemals mit jemandem zusammen arbeiten, der keine Angst mehr habe. Und seltsamerweise fand ich die Aussage richtig und gut. Da war so gar nichts zu spüren von Furcht, sondern von Mut und Verantwortung. Es kommt nicht auf die Angst an, denke ich, sondern auf die Art der Bewältigung.

Nur Depressionen oder auch Angststörung?

Ich habe seitdem viel über mich nachgedacht, habe auch überprüft, ob ich unter einer Angststörung leide. Die Furcht ist bei mir allgegenwärtig, aber ich halte sie gut unter Verschluss. Ich packe sie weg, weil ich sie ja nicht haben will. Und so habe ich Strategien entwickelt, in meinem Kopf Erklärungen zu finden für jedwede Angst. Auf diese Weise beruhige ich mich scheinbar, ohne den Ängsten wirklich nachzugehen und zu schauen, was dahinter steckt. Ich setze mich nicht richtig mit meinen Ängsten auseinander. Lieber bastele ich mir etwas in meinem Kopf zusammen, mit dem ich dann einigermaßen zurecht komme. Aber wo bleibt die Realität dabei? Ganz ehrlich? Ich glaube, die bleibt größtenteils auf der Strecke.

Realitätsverlust

Teilweiser Realitätsverlust ist auch typisch für die Depression. Wenn das Leben einseitig von Furcht bestimmt wird, wenn sie eine zu große Rolle spielt, man vor lauter Ängsten am Leben nicht mehr teilnehmen kann, dann spricht man von einer Angststörungoder Phobie. Ich glaube nun nicht, dass ich unter einer solchen Angststörung leide, denn ich kann am Leben teilnehmen, soweit ich es will. Dennoch ist in einigen meiner Befunde auch von einer Angststörung die Rede. Mein Leben ist sehr von Ängsten bestimmt und von dem, was eine Angststörung auch ausmacht: Es sind keine realen Ängste.

Verlustangst und die Furcht vor Menschen

Es ist die Verlustangst, in jeder Form und Farbe, die mir mein Leben lang schon zu schaffen macht. Ich habe Sorge, etwas zu verlieren, die Liebe eines anderen Menschen, die Arbeit, Besitz, meine Freiheit, meine Ruhe, usw. Heute bin ich erwerbsunfähig berentet und habe Sorge, meine Rente zu verlieren. Warum das so ist, weiß ich mittlerweile. Das hängt mit dem Tod meiner Mutter zusammen. Ich war damals noch ein kleiner Junge, als sie an Leukämie starb. Zu dieser Zeit war Leukämie noch ein sicheres Todesurteil. Kinder verarbeiten so einen Verlust nicht. Aber obwohl ich die Zusammenhänge mittlerweile kenne, kann ich dieses Muster, übersensibel ängstlich auf eventuell drohende Verluste zu reagieren, offenbar nicht verlassen. Im Zuge der Depression kamen dann noch andere Ängste hinzu, wie die vor Behördengängen, vor Post (ich vermute unangenehmen Inhalt), die Angst vor Telefonaten, Angst vor geselligen Anlässen, Angst vor unangemeldetem Besuch und noch andere Ängste.

Furcht vor Nähe

Zusammengefasst kann ich sagen, es ist eine Furcht vor Menschen und ihren Interaktionen, eine Furcht vor Nähe. Ich befürchte, dem nicht gewachsen zu sein. Ob es in meinem Fall nun die Kriterien einer Phobische Störung erfüllt oder nicht, vermag ich nicht zu sagen. Angststörung ist auch nur eine Diagnose. Entscheidend ist, wie ich mich fühle und wie es mir geht und da kann ich sagen, dass ich mit meinen Ängsten und auch mit meiner Depression recht gut klar komme, sobald ich sie zulasse und auch annehmen kann.

Nachtrag: Seit einiger Zeit besuche ich im Rahmen der Selbsthilfe eine Selbsthilfegruppe für depressive Menschen. Hier lerne ich, wieder auf Menschen zuzugehen und andere Menschen an mich heran zu lassen. Es ist eine sanfte Form der Bewältigung meiner Ängste und Depressionen, die ich nur empfehlen kann.

Depression und neues Verhalten

Ich habe mir nun überlegt, ob es vielleicht eine Möglichkeit wäre, meiner Depression auf eine andere Art und Weise zu begegnen. Ich möchte versuchen, nicht mehr nur alles in meinem Kopf abzuhandeln, sondern nachzufragen. Wenn mich in Zukunft etwas beunruhigt, möchte ich zu einer besseren Angstbewältigung kommen. Ich möchte recherchieren, ob meine Befürchtungen realistisch sind oder ob ich wieder überreagiere. Und dann möchte ich entscheiden können, ob es okay ist, jetzt Ängste zu haben oder nicht. Angstzustände an sich ist doch nichts schlimmes? Es ist ein Gefühl, sonst nichts. Nichts passiert mir, nur weil ich jetzt so fühle. Es ist lediglich ein Hab-Acht-Signal. Vielleicht schaffe ich es so, meinen diffusen Ängsten endlich einmal auf die Schliche zu kommen? Einen Versuch im Umgang mit Furcht und Depression sollte es auf jeden Fall wert sein. Jedenfalls habe ich Lust, das auszuprobieren…


Quellen zu „Angst Depression und Panik“
Foto: aksel / pixelio.de

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