Selbsthilfegruppe Depression in Wohnortnähe
Hilfe zur Selbsthilfe ist auch bei der Depression die beste Unterstützung, die man bekommen kann. Sie hilft, ohne den Hilfesuchenden von Anderen abhängig zu machen. Im Falle von psychisch Kranken trifft dies im Besonderen zu. Leider ist unser Hilfesystem nicht besonders gut darauf ausgerichtet, den Patienten Selbsthilfe nahe zu bringen und den Rückweg ins Leben zu bahnen. Kliniken und Arztpraxen sind nicht nur Hilfeanbieter, sondern leider immer auch Wirtschaftsunternehmen, die davon leben, dass ihre Patienten wieder kommen.
Selbsthilfegruppe Depression kaum empfohlen
Die besten Kunden eines jeden Geschäfts sind noch immer die treuen gewesen, die Stammkunden. Und so ist jedes System ganz selbstverständlich darauf ausgerichtet, sich selbst zu erhalten. Der Arzt, der seinen Patienten heilt, wird ihn verlieren. Aber lindert er nur sein Leiden, kann er sich sicher sein, ihn regelmäßig wieder zu sehen. Eigentlich trifft dies auf alle ernsthaften psychischen Erkrankungen zu. Bist du erst einmal im System, findest du nur schwer den Weg hinaus. Man spricht auch vom Drehtüreneffekt. Im Falle der Depressionen wirst du vermutlich ein Leben lang Psychopharmaka schlucken müssen, glauben die Psychiater. Oder du wirst dich von einer Psychotherapie zur nächsten hangeln, denken die Psychotherapeuten. Letztere glauben auch nicht ernsthaft an die Wirkung von Antidepressiva, während Psychiater Tabletten für unabdingbar halten. Mir ist während der ganzen Zeit, da ich depressiv bin nicht ein einziges Mal von ärztlicher Seite eine Selbsthilfegruppe empfohlen worden. Das ist doch seltsam, oder? Bestehen etwa Zweifel an der Wirksamkeit von selbstorganisierten Patientengruppen?
Depression Hilfe oder Selbsthilfe
Außenstehende Fachleute hingegen vertreten die Meinung, dass man beides brauche. Tabletten zur Stabilisierung des seelischen Gleichgewichts und Psychotherapie zur Bewusstseins- und Verhaltensänderung. Auch wird immer wieder die Wichtigkeit von Selbsthilfe hervorgehoben und der Besuch einer Selbsthilfegruppe angeraten. Mir geht es da so, als ob ich einer Debatte im Bundestag lausche. Während ich dem Redner der Regierungspartei voll und ganz zustimmen kann und finde, dass er mir aus dem Herzen spricht, passiert genau dasselbe wenn anschließend der Redner der Opposition ans Mikrofon tritt. Irgendwie haben alle Recht. Aber was fange ich damit an? Verunsicherung bleibt.
Psychotherapie – Hilfe zur Selbsthilfe
In gewisser Weise ist ja eine Psychotherapie auch Hilfe zur Selbsthilfe. Jedenfalls ist sie als Selbsthilfe gedacht. Das steht und fällt natürlich mit dem Therapeuten. Manche Psychologen bauen ihre Therapie so auf, dass eine Art Abhängigkeit der Patienten entsteht. Die Patienten müssen dann alles immer erst mit ihrem „Übervater“ besprechen. Sie sind selbst so verunsichert, dass sie nur noch dem Rat des Experten trauen. Das ist keine gute Therapie und schon gar nicht eine Hilfe zur Selbsthilfe. So ein Therapeut ist wie einer, der einem Alkoholkranken immer wieder Bier und Wein reicht. Ein guter Therapeut hilft seinem Patienten bei dessen Weiterentwicklung. Ein guter Therapeut will seinen Patienten nie wieder sehen.
Selbsthilfegruppe bei Depression
Aber es gibt neben Hilfe und Selbsthilfe noch eine dritte, wenn vielleicht auch nur ergänzende Möglichkeit – die Selbsthilfegruppe. Hier erfahren sich Depressive untereinander. Wer schon länger unter depressiven Phasen leidet, hat meist kaum noch Kontakte zu anderen Menschen. Die Depressionen nähren die Depressionen. Es ist aber ungeheuer wichtig, anderen Menschen zu begegnen. Wir sind soziale Wesen. Das Wort „sozial“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie „zur Gruppe gerichtet“. Menschen völlig zu isolieren, kommt einer Folter gleich, weil ihnen ein Grundbedürfnis verweigert wird. Depressive tun das freiwillig. Nicht, weil sie Menschen nicht mögen, sondern, weil sie aufgrund schlechter Erfahrungen Angst vor ihnen bekommen haben. Hier kann die Selbsthilfegruppe ein erster Schritt zurück ins Leben sein. In der Selbsthilfegruppe können Menschen mit seelischer Beeinträchtigung erfahren, dass sie vertrauen können.
Wie ist es in einer Selbsthilfegruppe?
In der Selbsthilfegruppe können Menschen lernen, dass nicht alle Welt schlecht ist, sondern dass andere Menschen ähnliche oder noch ganz andere Ängste haben und bekommen auf diese Weise Hilfe zur Selbsthilfe. Seit einigen Wochen gehe ich nun in so eine Selbsthilfegruppe. Wir treffen uns einmal pro Woche für etwa zwei Stunden. Wir sitzen dann zwanglos beisammen und trinken Kaffee. Jeder der mag, erzählt etwas über sich und die anderen hören zu. Im Laufe der Zeit lernt man sich kennen. Die wichtigste Erfahrung für mich ist aber: Keiner will einem etwas Böses. Die zweitwichtigste: Es gibt dort Menschen, die freuen sich, mich zu sehen. Und auch ich freue mich, die anderen zu sehen. Ich möchte wissen, wie es ihnen geht und wie ihre Woche war. Ich möchte teilhaben an ihrem Leben und sie lassen mich teilhaben. Da die meisten ebenso krank sind wie ich, kann ich dort viel über mich lernen.
Famillienersatz
Beim Anderen sieht man es immer bedeutend leichter als bei sich selbst. Diese Selbsthilfegruppe ist wie eine kleine Familie geworden, weil eines unausgesprochen gilt: Hier darfst du sein. Hier musst du dich nicht ändern. Hier bist du willkommen. Wir verstehen dich. Hier darf ich alles sagen. Wenn ich lieber schweigen mag, weil mir noch die Worte fehlen, dann ist das auch in Ordnung. Es treffen sich dort Menschen verschiedenen Alters und sozialen Standes, Männer und Frauen, die alle eines gemeinsam haben, ihr Wissen um die Depression. Wir tauschen uns aus, hören uns zu und stützen uns gegenseitig. Alles was besprochen wird, bleibt in diesem Raum. Ich bin sehr froh, diese Gruppe gefunden zu haben. Sie ist ein wichtiger Schritt auf meinem Weg aus der Depression.
Die Selbsthilfegruppe Depression als Bindeglied
Ich kann jedem Depressiven, egal ob er allein lebt oder in Gemeinschaft nur empfehlen, so eine Selbsthilfegruppe einmal auszuprobieren. Ich halte die Selbsthilfegruppe inzwischen für ein wichtiges Bindeglied zwischen uns Depressiven und der Gesellschaft. Hier gehst du nicht ganz verloren, sondern behältst die Verbindung zu anderen Menschen und so auf gewisse Weise die Verbindung zur Welt. Eine Selbsthilfegruppe ist wirklich eine Einrichtung zur Selbsthilfe.
Selbsthilfegruppen in Deutschland
Die Teilnahme an Selbsthilfegruppen wird staatlich gefördert und ist deshalb in Deutschland kostenlos. In meiner Gruppe fällt lediglich jedesmal ein kleiner Obolus für Kaffee an, aber dafür ist die Atmosphäre dann auch entspannter. Ich habe nun versucht, auf dieser Seite einmal alle Selbsthilfegruppen für Depression in Deutschland zusammen zu tragen. Es ist jedoch erbärmlich, wie wenig ich trotz modernster Recherchemöglichkeiten herausfinden konnte. Leider gibt es keine zentrale Stelle, an der alle Selbsthilfegruppen erfasst sind. Das macht es Hilfesuchenden oft schwer, schnell ein passendes Angebot zu finden. Hier kann ich deshalb leider nicht einmal ansatzweise zufriedenstellend informieren! Ich habe lange recherchiert, fand aber nicht zu ausreichenden Ergebnissen. Deshalb bitte ich dich an dieser Stelle auch um deine Mithilfe.
Dein Mithilfe beim Thema Selbsthilfegruppe Depression
Falls du mir Namen und Ansprechpartner einer Selbsthilfegruppe für Depressionen nennen kannst, würde ich mich über eine entsprechende Information wirklich sehr freuen. Du kannst dafür die Kommentarfunktion nutzen oder mir auch eine Email schreiben. Die Adresse hierzu findest du im Impressum, ganz unten. Ich stelle mir vor, dass diese Seite einmal denen, die Anschluss an eine Selbsthilfegruppe suchen, auch tatsächlich weiterhelfen kann.
Selbsthilfegruppe Depression finden
Ich bin inzwischen vielen Links gefolgt und musste leider feststellen, dass keiner wirklich das regionale Angebot umfassend abbildet. Ich rate dir deshalb, diesbezüglich deinen Hausarzt zu befragen. Einen Überblick hat mit Sicherheit auch der Sozialpsychiatrische Dienst deines Landkreises. Hier kannst du darüber hinaus kompetente Unterstützung zu allen Bereichen der Depression erwarten, als Betroffener und auch als Angehöriger.
Quellen zu „Selbsthilfegruppe Depression“
Foto: siepmannH / pixelio.de