Rückfall in die Depression

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Rückfälle sollten kein Grund sein, zu zweifeln – Sie gehören dazu.

Eine lange Zeit kannte meine Depression nur eine Richtung – nach unten! Und immer wenn ich glaubte, schlimmer ginge es jetzt nicht mehr, wurde ich eines noch Schlimmeren belehrt. Die Depression fährt alles herunter, die Erwartungen, die Aktivitäten, die Entscheidungsfreudigkeit, die Perspektiven, die Sicherheiten …  Diese Aufzählung ließe sich beliebig fortsetzen. Dein Leben wird quasi neu aufgesetzt. Das funktioniert aber nicht wie der Neustart eines Rechners nach einem „Absturz“. Ein Rechner fährt ganz normal wieder hoch und macht alles wie früher, wie vor dem Absturz. Und das zuverlässig bis zum nächsten Desaster. Damit der Rechner in Zukunft nicht immer wieder abstürzt, braucht er vermutlich ein Update? Vielleicht ist aber auch ein Update die Ursache für vermehrte Abstürze? Du wirst es heraus finden müssen, denn die Fachwelt spricht von einer hohen Rückfallquote bei Depression. Du musst dich auf die Suche begeben! Ein Rückfall (Fachbegriff Rezidiv) in die Depression kann bei dieser Suche helfen und dir die Augen für eine sinnvolle Rückfallprophylaxe öffnen.

Zeit heilt Wunden

Wenn du nicht bereit bist, etwas in deinem Leben zu ändern, wenn du nicht bereit bist, an den Gefühls-, Gedanken- und Verhaltensmustern zu arbeiten, die dir dein Leben schwer machen, dann wird dir auch immer wieder dasselbe passieren – Shutdown! Es ist die chronische Depression, von der hier die Rede ist, einem schweren Verlauf, einer sich über viele Jahre hin ziehenden Erkrankung, wie es bei mir der Fall ist. Von allein bessert sich da nicht grundsätzlich etwas. Zwar heilt auch die Zeit so manche Wunde, aber so manche eben auch nicht! Es ist kein leichter Weg, der Weg aus der Depression. Auch Rückfälle gehören dazu.

Fachbegriff Rückfall

Der Fachbegriff für einen Rückfall bei psychischer Störung oder anderer Erkrankung heißt Rezidiv. Aber ein Rezidiv musst nicht unbedingt etwas schlechtes sein, auch wenn der Fachbegriff danach klingt. Du musst dich selbst motivieren können, aber gerade das kannst du als Depressiver nur schlecht. Du musst Verantwortung übernehmen für dich. Mit Verantwortung kannst du schon eher etwas anfangen. Und du musst dran bleiben. Du darfst dich nicht in dein Schicksal ergeben, denn du selbst bestimmst dein Schicksal.

Rückfallquote Depression und Rückfallprophylaxe

Die Rückfallquoten bei einer Depression sind leider hoch. In einer Studie der American Psychological Association liegt die Rückfallquote bei schwerer Depression bei über 50 Prozent. Andere Quellen gehen sogar von einer Rückfallquote von über 75 Prozent bei schwerer Depression aus. Wenn es in der Therapie nicht gelingt, bestimmte Sichtweisen und Reaktionsmuster zu verändern, wird die Depression sogar mit jedem Rückfall noch stärker und manifester. Darum ist es so wichtig, die Depression und sich selbst im Blick zu behalten. Man spricht in diesem Zusammenhang von einer Rückfallprophylaxe, ohne die es im Fall der Depression meiner Meinung nach nicht funktionieren wird.

Rückfall in die Depression – dein Schutz vor Überforderung

Wenn es gut läuft, du gute Phasen hast, dann fällt es dir auch nicht schwer, am Ball zu bleiben. Das Leben belohnt dich scheinbar für deine Mühe und du erkennst, dass du dich auf dem richtigen Kurs befindest. Kein Gedanke an Rückfall während dieser Zeit! Du findest dein Leben O.k., manchmal sogar schon schön und das zeigt dir, dass die Richtung stimmt. Und wenn es sogar lange Zeit schon richtig gut läuft, dann hast du vielleicht sogar vergessen, dass du krank bist und vergisst damit auch die doch so wichtige Rückfallprophylaxe.

Du freust dich über alles, was dir das Leben bietet und langst ordentlich zu – was soll dir denn passieren, wo es dir doch so gut geht? Du greifst aus dem Vollen, lässt den Rollstuhl stehen, wirfst die Krücken weg und fängst an zu laufen, zu rennen … Boah! Da geht noch was! Du denkst nicht mehr daran, dass der Boden frisch gebohnert ist und du lieber vorsichtiger gehen solltest. Niemand kann dich stoppen.

Wäre da nicht noch die Sache mit der Depression. Die Zeit ist reif für einen Rückfall. Denn jetzt ist der Punkt gekommen, wo sie dich daran erinnern muss, dass du kein junger Kerl mehr bist, Benno Blues, sondern ein Mann Anfang Fünfzig! Sie muss dich erinnern, dass du bereits einmal unter zu großer Last zusammen gebrochen und heute nun nicht mehr so belastbar bist, wie früher. Die Depression, der Rückfall ist jetzt dein Freund und gräbt dir eine Grube zwanzig Meter vor dem Abgrund.

Depressionen und der Rückfall als Warnung

Auch wenn dir das jetzt gar nicht gefällt. Rückschläge gehören dazu! Begreif den Rückfall bitte nicht als Versagen, als Niederlage, sondern als Hinweis. Du gehst zwar deinen Weg nach vorn, zwischendurch aber eben auch immer wieder ein paar Schritte zurück, besonders dann, wenn du zu ungeduldig wirst. Dann, wenn du vergisst, wie krank du eigentlich bist und wie es dazu kam. Es braucht eben alles seine Zeit. Entscheidend ist doch aber, dass die Richtung stimmt, der Kurs noch zu erkennen ist: Irgendwann einmal brauchst du die Depression und den Rückfall nicht mehr. Dann gibst du selbst ausreichend auf dich Acht. Ja, dann kannst du wieder ohne Einschränkungen leben. Dann bist du gesund.

Quellen zu “Depression Fachbegriff Rückfall Rezidiv Rückfallqoute Rückfallprophylaxe”
Foto: pixabay.com

Überarbeitet: 12.12.204

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