Respekt und seine Bedeutung für den Menschen

Respekt - die weiche Währung!Respekt ist die etwas andere Währung. Sie ist in aller Munde und das seit Tausenden von Jahren. Respekt scheint etwas zu sein, das wichtig für Menschen ist. Er bedeutet uns Menschen etwas. Wir reden von Respekt voreinander in der Partnerschaft, vom Respekt, den Kinder ihren Eltern gegenüber haben sollten und vom Respekt vor menschlichen Höchst- oder Lebensleistungen. Er spielt zudem eine wichtige Rolle in der Arbeitswelt. Jeder Chef, jede Chefin erwartet ihn ebenso wie die ihnen unterstellten Mitarbeiter. Hoheiten aller Art erwarten ihn, ob es Staatsoberhäupter, Kirchenoberhäupter, Richter, Firmenchefs, Millionäre oder Gängsterbosse sind. Respekt ist eine Art Kommunikationsfundament. 


Bei fehlendem Respekt wird die Kommunikation kaum gelingen. Respekt ist die Frequenz, auf der wir senden und empfangen. Mangelt es daran, erreichen wir den anderen nicht. Wir verstehen ihn dann nicht und werden auch nicht verstanden. Auch uns selbst gegenüber schulden wir Respekt. Je nachdem wie gut oder weniger gut wir das hinbekommen,  so seelisch gesund können wir sein. 

Was ist Respekt?

Im allgemeinen Sprachgebrauch ist der Begriff Respekt etwas verwässert worden. Nicht alles, was wir unter dieser Bezeichnung antreffen, hat auch etwas mit Respekt zu tun. Wenn zum Beispiel jemand sagt, er habe Respekt vor großen Hunden, meint er in Wirklichkeit wohl eher, dass er Angst vor ihnen hat. Wenn eine Hoheit erwartet, dass man aufsteht, wenn sie den Saal betritt und die Unterlassung mit mangelndem Respekt deutet, hat das in Wirklichkeit etwas mit Machtgebaren zu tun. Was sie tatsächlich erwartet, ist nicht Respekt, sondern Unterwürfigkeit. Unterwürfigkeit ist aber nur ein anderes Wort für Angst.

Der gestrenge Vater, der Respekt von seinen Kindern erwartet, lebt in Wirklichkeit ebenso sein Bedürfnis nach Macht und Unbesiegbarkeit. Dasselbe tut der Lehrer, der mit Strenge darauf reagiert, wenn seine Schüler ihn nicht mögen. Alte Menschen verstehen unter Respekt naturgemäß etwas anderes als junge dies tun. Und wenngleich Respekt immer dasselbe bleibt, so ändert er doch seine Erscheinungsformen mit der Veränderung der Gesellschaft. Was also ist nun Respekt? Der Begriff entstammt dem lateinischen Wort respectus. Das bedeutet soviel wie Zurücksehen oder Rücksicht. Gemeint ist damit also eine Form der Anerkennung, Wertschätzung, Aufmerksamkeit und Ehrerbietung gegenüber einem anderen Lebewesen oder auch einer Institution. Das Gegenteil wäre dann Respektlosigkeit, Missachtung oder gesteigert: die Verachtung.

Wie Psychologen Respekt definieren

Psychologen unterscheiden noch einmal tiefer beim Respekt. Nach ihrer Lesart  gibt es den respektvollen Umgang der Menschen miteinander im Sinne von „Achtung des Gegenüber“. Hierfür ist weiter nichts nötig, als dass man einander als gleichwertige Menschen betrachtet. Die zweite Form des Respekts bringt man einem Menschen für eine besondere Leistung entgegen. Das ist der Respekt, den man für einen Olympiasieger, einen Astronauten oder Friedenskämpfer wie etwa Nelson Mandela empfindet. Ich finde aber, man kann auch Menschen oder Lebewesen respektieren, die nicht gleichwertig sind. Ich kann die Natur ebenso respektieren, wie das Universum, einen Regenwurm ebenso wie ein Gänseblümchen. Respekt bedeutet für mich auch, im Anderen oder in einer Sache etwas Besonderes, etwas Wertvolles zu sehen, was auch immer es sein mag.

Achtung und Anerkennung des Gegenüber

Es geht also um die Achtung und Anerkennung des Gegenüber. Doch als was will unser Gegenüber geachtet werden? Was sollen wir in ihm anerkennen? Und inwiefern wünschen wir uns selbst Anerkennung und Achtung? Wofür glauben wir, haben wir dies verdient? Durch Leistung? Oder etwa durch Schönheit? Durch Reichtum oder Macht? Oder durch Klugheit oder Geschicklichkeit? Sind es Eigenschaften von Menschen, die unseren Respekt verdienen oder sind es ihre Fähigkeiten? Das Wunsch nach Respekt ist ein zutiefst menschliches Bedürfnis. Jeder Mensch sehnt sich danach, wahrgenommen, angesehen, anerkannt zu werden.

Es geht um Bedeutung

Beim diesem Thema geht es aber auch um die Einzigartigkeit des Menschen. Es reicht uns nicht, dass wir als anwesend wahrgenommen werden, wir erwarten auch, dass uns eine Bedeutung zukommt in unserer Rolle als Partner, Familienmitglied, Arbeitskollege, Vereinsmitglied, Nachbar, Mitschüler…usw. Wer auf uns Rücksicht nimmt, der nimmt uns wahr mit unseren Bedürfnissen, Sichtweisen und Charaktereigenschaften. Und wer auf uns Rücksicht nimmt, der bringt uns Wertschätzung entgegen. Er zeigt uns, dass wir ihm etwas bedeuten. Er gibt uns eine Bedeutung.

Diese Bedeutung scheint wichtig für uns Menschen als soziale Wesen zu sein. Wir wollen gebraucht werden, wollen wichtig sein. Eine Bedeutung im Leben anderer Menschen wollen wir haben. Respekt ist die etwas andere Währung, mit der wir uns gegenseitig bezahlen. Und womöglich ist sie die wichtigste Währung…

Mangel an Respekt

Der Mangel an Respekt hat eine einschneidende Wirkung auf unser Seelenleben. Jedwede menschliche Beziehung, ist sie nicht von beiderseitigem Respekt geprägt und getragen, ist zum Scheitern verurteilt. Respektlosigkeit macht immer unzufrieden und unglücklich. Währt sie auf Dauer, macht sie uns Menschen krank. Menschen nicht zu beachten, sie zu ignorieren, ist mit das Schlimmste, was man ihnen antun kann. Auf gestellte Fragen nicht zu antworten, auf gemachte Angebote nicht zu reagieren oder eine ausgestreckte Hand nicht zu beachten, das alles sind Spielformen dieser Respektlosigkeit. Menschen nicht ausreden zu lassen, ihnen ins Wort zu fallen ist ebenso respektlos, wie ihnen das Wort zu verbieten.

Menschen in Klassen einzuteilen, ob durch Rassengesetze, religiös bedingtes Kastendenken oder die Unterscheidung von Kassen- und Privatpatienten ist ebenso respektlos wie die Verletzung religiöser Gefühle oder das Herabschauen auf Menschen mit Behinderung. Der Wunsch, wahrgenommen zu werden, beginnt bereits mit unserer Geburt und hält ein Leben lang an. Bekommen wir als Kinder nicht die Anerkennung unserer Eltern, nimmt unsere heranreifende Seele schon ersten Schaden. Kommen Erniedrigung, Gewalt, Ungerechtigkeit, Hass oder Bosheit hinzu, laufen wir Gefahr, am Ende auch noch den Respekt vor uns selbst zu verlieren.

Was ist wichtiger?

Die Autorin Shaunti Feldhan erzählt in ihrem Buch „Männer sind Frauensache. Was Frauen über Männer wissen sollten“ folgende Begebenheit: Kurz nach ihrem College-Abschluss fuhr sie auf eine Freizeit zu dem Thema „Beziehungen.“ In der ersten Sitzung teilte der Referent die Anwesenden dann in zwei verschiedene Gruppen auf. Die Männer kamen auf die eine Seite, alle Frauen auf die andere. Danach wurden beide Gruppen gebeten, zwischen zwei unangenehmen Möglichkeiten zu wählen. „Wenn Sie sich entscheiden müssten“, fragte der Referent, „was würden Sie eher hinnehmen: Einsam und ungeliebt zu sein oder ohne Anerkennung und Respekt zu leben?“ Dabei dachte Feldhan noch: Was für Alternativen! Wer würde sich wohl freiwillig dafür entscheiden, ungeliebt zu sein?

Unterschiedliche Bedürfnisse

Als der Referent sich mit seiner Frage aber zunächst der Gruppe von Männern zuwandte, entschied sich eine unübersehbare Mehrheit für Respekt und Anerkennung. Ein Raunen ging dabei durch die Reihen der Frauen. Als dann die Frauenriege befragt wurden, meinte die Mehrheit, eher auf Respekt und Anerkennung verzichten zu können denn auf Liebe. Und da saßen die Männer plötzlich mit offenen Mündern da. Ein spannendes Ergebnis, wie ich finde, das wohl auch so manche emotionale Schieflage zwischen Mann und Frau erklären dürfte. Während die Männer nach Anerkennung hungern und Bestätigung, wünschen sich Frauen nichts sehnlicher als das Gefühl, geliebt zu werden.

Darum können wir Männer es unseren Frauen gar nicht oft genug sagen, wie sehr wir sie lieben, auch wenn wir meinen, dass sie das doch langsam einmal wissen könnten. Ebenso wollen wir immer wieder gelobt und gepriesen werden für unsere „Heldentaten“, unsere kleinen und großen Erfolge, unsere Entscheidungen und unser Handeln. Mancher Frau mag das zum Hals heraus hängen, immer wieder loben zu sollen. Aber so sind wir nun einmal, Mann und Frau. Wir brauchen etwas, um glücklich zu sein und entweder bekommen wir es oder wir bekommen es nicht.

Das Ultimatumspiel

Wie wichtig Respekt und Anerkennung für uns Menschen sind, beweist einmal mehr ein Versuch, der als das sogenannte Ultimatumspiel weltbekannt geworden ist. Dieses Spiel wurde von dem deutschen Professor am Max-Planck Institut Jena, Dr. Werner Güth experimentell umgesetzt. Das Ultimatumspiel wird gern auch als Laborexperiment zur Erforschung von Egoismus (Selbstbezogenheit) und Altruismus (Selbstlosigkeit) eingesetzt.

Spielablauf

Bei diesem Versuch geht es um folgendes: Zwei Spieler oder Versuchsteilnehmer sitzen nebeneinander an einem Tisch. Sie können sich aber nicht sehen, weil zwischen ihnen eine halbhohe Wand montiert ist. Spieler A erhält nun vom Versuchsleiter einen Umschlag mit 100 Euro. Die Spielregel verlangt von ihm, einen Teil des Geldes an Spieler B abzugeben. Zu diesem Zweck entnimmt Spieler A einen ihm angemessen erscheinenden Betrag und reicht den Umschlag mit dem verbliebenen Geld an Spieler B über die Wand. Er hat dabei die Möglichkeit, die Hälfte abzugeben oder mehr oder aber auch nur einen Euro. Spieler B, weiß nicht, wer Spieler A ist. Spieler B kennt aber die Spielregeln und weiß, dass ursprünglich einmal 100 Euro im Umschlag waren. Und nun wird es spannend!

Ein weiterer Teil der Spielregel besteht nämlich darin, dass Spieler B das Angebot von Spieler A annehmen, aber auch ablehnen kann. Im Falle der Annahme, kann jeder Spieler seinen Betrag behalten. Lehnt der zweite Spieler jedoch das ihm offerierte Angebot als zu gering ab, bekommt keiner von beiden etwas von dem Geld.

Respekt kann man nicht abkaufen

Wären wir Menschen nun rein ökonomisch denkende Wesen, würden wir als Spieler B niemals ein Angebot ablehnen. Selbst nur einen einzigen Euro geschenkt zu bekommen, ist nämlich besser als nichts. In der Realität ist dies aber mitnichten so. Dieses Experiment ist weltweit durchgeführt worden und die Ergebnisse ähneln sich über alle Kontinente und Kulturkreise hinweg. In der Regel ist Spieler A bereit, mindestens 30 Prozent des Geldes an Spieler B abzugeben und Spieler B akzeptiert dies zumeist auch. Angebote unter 15 Euro werden von den Beteiligten im Normalfall abgelehnt, so dass keiner der beiden Spieler etwas erhält. In diesem Fall bestraft Spieler B Spieler A und lässt sich diese Strafe sogar etwas kosten, nämlich seine 15 Euro. Angebote unter 15 Euro werden als unfair und respektlos empfunden. Und niemand will sich seinen Respekt scheinbar so billig abkaufen lassen.

Anerkennung verdienen

Manche Menschen fragen sich vielleicht, ob es möglich ist, sich den Respekt anderer Menschen zu verdienen. Sie fühlen sich des Öfteren respektlos behandelt und wünschen sich einfach mehr Respekt für ihre Person. Ich glaube, dass man sich das nicht verdienen kann durch eine Leistung oder eine Arbeit. Respekt ist etwas wie Liebe. Ich bekomme ihn geschenkt. Ich kann ihn mir nicht verdienen wie einen Lohn, so wie ich mir Liebe nicht wie einen Lohn verdienen kann. Verdiente Liebe ist nichts als Heuchelei und verdienter Respekt ebenso.

Hinzu kommt: Wer respektiert werden will, muss selbst respektieren können. Doch an erster Stelle muss er sich selbst respektieren können, denke ich. Ebenso muss er aber auch alle anderen Menschen neben ihm respektieren, ebenso die Tiere, Pflanzen, kurzum die ganze Schöpfung. Dort wo ich Anerkennung erfahren möchte, muss ich mit Anerkennung entgegen kommen. Wichtig ist dabei: Ich darf nicht nur so tun als ob. Ich muss es auch fühlen können. Respekt erzeugt Respekt und nährt einander. Est hat etwas zu tun mit Menschenwürde. Menschenwürde muss man sich nicht verdienen. Sie ist ein Geburtsgeschenk, das jeder Mensch gleichermaßen erhält. Eigentlich muss man das nur anerkennen…

Quellen zu „Respekt und seine Bedeutung für den Menschen“:

Foto: fritz zühlke / pixelio.de    Was ist Respekt, Psychologie heute    Mangel an Respekt, Apothekenumschau    Buch „Männer sind Frauensache“, Shaunti Feldhan, Kolumnistin und Romanautorin    Das Ultimatumspiel, Wikipedia

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