Partner von Depressiven – Eine Angehörige schildert ihre Sicht
Partner von Depressiven sind ständig gefordert. Es wird stets viel von ihnen erwartet. Sie sollen Verständnis haben und Nachsicht. Die Krankheit sollten sie kennen und wissen, wie sie sich richtig zu verhalten haben. Sie sollen den Kranken fördern aber nicht überfordern. Zu ihm halten sollen sie und ihn ein wenig aufmuntern. Sie sollen ihn unterstützen und hinter ihm stehen. Sie sollen…
Es ist schön, dass es so viele Listen gibt, die vorgeben, wie der perfekte Angehörige auszusehen hat. Aber auch Angehörige leiden. Auch sie haben Bedürfnisse und fühlen sich als Opfer der Depression. Auch Partner von Depressiven haben ein Recht darauf, dass man sie als Menschen wahrnimmt, die nicht immer nur geben können.
Die Depression vom Standpunkt eines Partners
Vor einiger Zeit hat mein Mann mich gebeten, in seinem Blog – Was ist Depression – doch aus meiner Sicht zu schreiben, was Angehörige tun können. Spontan sagte ich zu und dachte, dass sei eine gute Idee. Denn er kann ja nur aus seiner Sicht schreiben und meine ist oft eine ganz andere, obwohl wir doch beide das Gleiche wollen: Ein gutes Leben mit und trotz der Krankheit Depression. Inzwischen frage ich mich, ob ich da nicht etwas zu spontan „ja“ gesagt habe. Denn die ehrliche Antwort auf die Frage: – Was können Angehörige tun? – müsste lauten: Ich weiß es nicht!
Angehörige sind keine Experten und sie sind es doch
Vorweg möchte ich an dieser Stelle darauf hinweisen, dass ich KEINE Expertin, keine Fachfrau und auch keine „gelernte Kraft“ bin. Ich kann und werde nur meine PERSÖNLICHEN (Ein-)Sichten, Meinungen und vor Allem Erfahrungen mitteilen können. Dementsprechend bitte ich dieses nicht als wissenschaftlich erwiesene Tatsachen zu sehen. Im Gegenteil, vielleicht widerspricht manches, vieles oder auch nichts der „Fachwelt“. Nichts desto trotz ist es deswegen nicht weniger „wert“. Denn den theoretischen Konstrukten unserer „Denker“ widerspricht das Leben oft, einfach weil zu leben anders ist, als zu denken wie man leben könnte…
Partner von Depressiven können nicht immer helfen
Meine Erfahrungen beziehen sich nicht ausschließlich auf das Leben mit meinem Mann. In meiner Ursprungsfamilie waren/sind Menschen an Depressionen erkrankt, beruflich habe ich meine Erfahrungen gemacht und nicht zuletzt habe ich selbst unter anderem diese Diagnose. Und viele dieser Menschen haben ein Leben mit der Krankheit gefunden und gehen mehr oder weniger wackelig in eine „glückliche“ Zukunft. Das erfreut mein Herz und schenkt große Hoffnung! Doch leider habe ich auch die Erfahrung gemacht, dass nicht jeder Mensch den „Weg daraus“ findet. Und damit sind wir vielleicht bei einer der wichtigsten meinerseits verinnerlichten „Erkenntnisse“: Ich kann nicht (immer) helfen!
Partner von Depressiven müssen zuerst für sich selbst sorgen
Die Hilfe, die ich bieten kann, ist nicht die, dass ich das Leid verringern kann (leider). Die einzige Hilfe, die ich bieten kann ist die, das Leid nicht noch zu verstärken. Das hört sich erst einmal als so selbstverständlich an, dass man darüber doch gar nicht zu reden braucht! Selbstverständlich will niemand das Leid(en) verstärken!! Doch selbstverständlich heißt eben selbst-verständlich. Und darin liegt meines Erachtens der erste Schritt auf dem gemeinsamen Weg. Erst ein Verstehen und Verständnis für mich selbst, macht mich bereit für ein Verständnis für den anderen. Dazu gehört, so egoistisch sich das lesen mag, als erstes die Selbstfürsorge. Genau wie der an Depression erkrankte (ein blödes Wort, aber mir fällt auch grad kein besseres ein), habe ich selbst dafür Sorge zu tragen, dass es MIR gut geht. Ich muss meine Möglichkeiten, Fähigkeiten, aber erst recht auch meine eigenen Grenzen erkennen.
Quellen zu Partner von Depressiven
Foto: clipdealer.de