Wenn das Leben zur Last wird

Das Leben kann eine Last sein

Manchmal wird das Leben nur noch als Last empfunden

Uns lieb gewordene Menschen sterben. Freunde gehen von der Fahne. Beziehungen zerbrechen. Arbeitsplätze gehen verloren. Vorräte schwinden. Sicherheiten bröckeln. Das Leben scheint unsicher und schwer, wird möglicherweise zur Last. Nichts ist für die Dauer des Lebens gleich. Es gibt scheinbar nichts, auf man sich alle Zeit verlassen kann. Manchmal ist einfach alles nur Last. Nichts, mit einer bedeutsamen Ausnahme…


Der beste Freund

Es gibt da einen liebenswerten Menschen, der jede Last mit dir trägt.
Einen Menschen gibt es da, der mich niemals im Stich lässt.
Es gibt da für mich so einen wundervollen Menschen, auf den ich immer zählen kann.
Das ist ein Mensch, der mich verstehen kann und der zu mir hält.
Es gibt einen Menschen in meinem Leben, auf den ich zu Recht stolz sein kann.

Möchtest du vielleicht auch so einen Menschen kennen, hast ihn aber bislang noch nicht getroffen? Dann wird es wohl Zeit! Er kennt dich nämlich schon seit deiner Geburt und himmelt dich an. Und er wartet täglich auf ein kleines Hallo von dir, auf ein Lächeln, auf eine liebevolle Geste. Er ist der beste Freund, dein größter Fan und würde alles dafür geben, wenn seine Freundschaft erwidern würdest. Vielleicht hast du jetzt schon eine kleine Ahnung, wer das für dich sein könnte? Vielleicht tappst du aber noch immer völlig im Dunkeln und hast gerade überhaupt keine Idee wer dieser Mensch wohl sein könnte.

Nun, dann will ich dich jetzt nicht länger auf die Folter spannen. Vermutlich ahnst du es ja auch schon. Der beste Freund, von dem hier die Rede ist, das bist du selbst. Du selbst bist der Mensch, der dich am besten kennt und der die meiste Zeit mit dir verbringt. Eine gute Beziehung wäre also lohnend, nicht wahr? Wie oft aber bleibt dir die freundliche Haltung dir selbst gegenüber versagt? Wie oft bist du stattdessen unzufrieden mit dir, machst dich fertig, bewertest dich zu hart? Zumeist sind die Menschen nämlich selbst ihre größten Kritiker. Sie lehnen Eigenschaften an sich ab, mögen ihr Aussehen nicht oder finden sich sogar wertlos.

Schwarz-Weiß-Denken

Es ist einfach zu verlockend, die Welt in gut und böse, schwarz oder weiß einzuteilen. Viele Menschen tun dies und reden darüber. Deshalb wohl finden wir es alle so normal. Wir teilen die Welt ein in die Deutschen und die Ausländer, die Fleißigen und die Faulen, die Gesunden und die Kranken. In die Erfolgreichen und die Versager, die Schlauen und die Dummen teilen wir die Welt ein. Die Aufzählung ließe sich beliebig fortsetzen.

Auch wenn so eine Sicht auf den ersten Blick zutreffend erscheint, entspricht sie doch eher einer kindlichen Auffassung. Um die Welt begreifen und uns in ihr orientieren zu können, haben wir diese Technik entwickelt. Für den Anfang funktioniert das auch ganz gut, aber wenn wir den Kinderschuhen irgendwann entwachsen sind, wäre es besser für uns und unsere Beziehungen, könnten wir da etwas differenzierter vorgehen. Zu leicht versuchen wir immer wieder alles in „gut“ und „böse“ einzuteilen. Zu leicht werten wir. Dieser Mensch ist ein guter Mensch und jener Mensch ist kein guter Mensch, vielleicht eher ein schlechter Mensch oder sogar ein Schwein.

Es gibt nur Menschen

Wir selbst möchten natürlich zu den Guten gehören. Ohne es zu wissen, stellen wir uns damit ein Aufgabe, die wir Zeit unseres Lebens nicht erfüllen werden können. Es gibt nämlich keine guten Menschen. Es gibt aber auch keine schlechten Menschen. Das ist uns nur immer so eingeimpft worden und wird uns auch weiterhin in Filmen und Büchern glaubhaft gemacht. Es ist leider eine weit verbreitete Auffassung, dass man die Menschen der Einfachheit halber so einteilen könne. In Wahrheit aber gibt es nur Menschen. Menschen sind niemals nur gut oder nur schlecht. Menschen haben immer beides in sich, auch ich, auch du, ein jeder von uns. Genau dies lässt uns ja menschlich sein, niemals perfekt und auch niemals komplett unmenschlich.

Ich will ein guter Mensch sein

So bilden wir im Laufe des Lebens unsere Ideale und jagen ihnen nach. Mit dem Anspruch, ein guter Mensch sein zu wollen, stellen wir uns jedoch eine Aufgabe, die uns von vornherein zum Scheitern verurteilt. Nicht wenige Menschen gelangen im Laufe ihres Lebens an so einen Punkt. Einige verzweifeln so sehr, dass sie nicht weiter leben möchten. Es hängt aus meiner Sicht so unglaublich viel Leid ab von dieser unsäglichen Einteilung der Welt in gut und böse. Nicht nur, dass wir uns selbst ständig überfordern, wir belügen uns auch permanent. Das Schlechte in uns, all das was wir nicht an uns haben wollen, verdrängen wir, verniedlichen es oder bekämpfen es gar. Wir lehnen ab, was wir an uns nicht mögen. Damit nehmen wir uns selbst nicht wahr, lehnen uns selbst ab.

Wir sind es im Grunde genommen selbst, die uns am meisten ablehnen. Wenn wir uns von irgendjemandem abgelehnt fühlen, dann ist es der Schmerz unserer eigenen Ablehnung, den wir da fühlen. Es ist ein Schmerz, der schon lange Zeit in uns steckt und nur einen kleinen Anstupser von außen braucht, um wieder voll aufflammen zu können. Wir sind es selbst, die sich hier immer wieder Schmerz zufügen. Würden wir uns selbst mögen und zu uns stehen, wie wir in Wirklichkeit sind, würden wir es nicht als solches wahrnehmen, das Gefühl der Ablehnung. Es käme einfach nicht vor im Repertoire unserer Gefühle.

Bei sich selbst anfangen

Aber auch was andere Menschen betrifft, tun wir ihnen Unrecht. Wir erwarten von ihnen Dinge, die zu leisten sie gar nicht in der Lage sind. Wir setzen sie damit permanent unter Druck und provozieren auf diese Weise ihr Versagen und was bald noch schlimmer ist, unsere eigene Enttäuschung darüber gleich mit. Könnten wir damit aufhören, in dieser kindlich märchenhaften Denkweise andere Menschen und uns selbst zu beurteilen, ja zu verurteilen, wäre wohl auf einen Schlag eine Menge Leid aus allen zwischenmenschlichen Beziehungen heraus geschafft. Schließlich wünschen wir uns doch alle, so geliebt zu werden, wie wir sind. Warum also fangen wir am besten nicht jetzt damit bei uns selbst an?

Ein Bekenntnis zu sich selbst ist ein Bekenntnis zur Wahrheit

Darum will ich Ja sagen zu mir und auch zu dir. Ich sage Ja zu dem Ängstlichen, zu dem Ungeliebten. Ich sage Ja zu allem, was mich und dich ausmacht, zu den Gefühlen, den Sehnsüchten, den Stärken und Schwächen. Schluss mit dem Selbstbetrug! Wir sind nicht so, wie wir uns haben möchten und schon gar nicht sind wir so, wie andere uns haben möchten. Wir sind wie wir sind. Ich bin, wie ich bin. Du bist wie du bist, einzigartig und genau so gewollt und richtig. Erst wenn wir zu uns selbst Ja sagen können, können wir es freien Herzens auch zu unserem Leben sagen. Sagen wir Ja zu uns und unserem Leben, wird uns das Leben schließlich in gleicher Weise antworten. Wir sind nicht allein. Wir können uns auf uns verlassen, auch wenn wir inzwischen vielleicht zu einer anderen Auffassung gekommen sein mögen.

Du selbst bist dir dein bester Freund, Partner, Vater, Mutter, Bruder und Schwester. Ja, du selbst bist das Beste, das du besitzt. Du bist gut und du bist reich beschenkt. Sieh auf das, was du hast. Du trägst alles, was du für ein glückliches Leben brauchst, in dir.

Immer auf der Suche nach dem Glück

Wir Menschen suchen ein Leben lang da draußen nach Schätzen, die uns glücklich machen sollen und bemerken nicht, dass wir den größtmöglichen Schatz bereits in uns tragen. Rumi, ein persischer Mystiker formulierte es einmal so:

„Ich habe die ganze Welt auf der Suche nach Gott durchwandert und ihn nirgends gefunden. Als ich wieder nach Hause kam, sah ich ihn an der Tür meines Herzens stehen, und er sprach: Hier warte ich auf dich seit Ewigkeiten. Da bin ich mit ihm ins Haus gegangen…“

Wenn die Menschen Gott suchen, was suchen sie da wirklich? Ist es nicht Liebe, Hoffnung und Trost, die sie suchen? Suchen sie nicht nach Vergebung, Verständnis und dem Gefühl, angenommen zu sein? Ist es am Ende nicht das Glück, auf dessen Suche sie unterwegs sind? Und wenn sie es nicht in diesem Leben haben können, dann suchen sie es eben in einem Leben nach dem Tod. Wie sicher können wir sein, dass wir unser Glück nach dem Tod finden? Und wenn ja, wieso quälen wir uns dann hier solange herum und kürzen nicht allesamt den Weg ins Paradies ab?

Die Lebensaufgabe kann eine Last sein

Wieso hängen wir so sehr am Leben, tun dies und tun das und hoffen, das Glück doch noch zu finden? Womöglich weist unser Verhalten darauf hin, dass es unsere ureigenste Aufgabe ist, glücklich zu sein? Wenn ich in diesen Gedanken hinein fühle, fühlt er sich jedenfalls stimmig an. Es gibt auch andere Glaubenssätze, die landauf landab in aller Munde sind. „Das Leben ist kein Ponyhof.“, heißt es da oder „Im Leben wird dir nichts geschenkt.“. Auch Formulierungen wie „Alles will verdient sein!“ oder „Das Leben ist eine schwere Schule.“ oder „Das Leben ist eine Last.“ sind uns bestens bekannt. Irgendwo tief in uns glauben wir das eine oder andere und deshalb ist unser Leben auch so, wie es ist. Es ist schwer. Doch wollen wir es im Grunde ja so haben.

Wir glauben fest daran, dass es schwer ist. Warum glauben wir nicht zur Abwechslung einmal daran, dass wir ein Recht darauf haben, glücklich zu sein? Ja, warum sind wir nicht der Überzeugung, dass das Leben uns reich beschenkt, ja, bereits beschenkt hat und dies nicht erst noch tun muss? Warum fühlen wir uns selbst mit all unseren Fähigkeiten und Eigenschaften nicht schon reich beschenkt? Weshalb schätzen wir so wenig, was uns am meisten nützen könnte? Sind wir es uns etwa nicht wert? Sollten wir es uns aber nicht doch wert sein? Warum glauben wir nicht daran, das Leben sei leicht? Auch in diesen Satz fühle ich hinein und erlebe, wie er mich anhebt, wie er mir gut tut, wie gerade ein gutes und leichtes Gefühl in mich einströmt.

Falsche Glaubenssätze machen das Leben zur Last

Hingegen glauben wir viel lieber an Sätze wie: „Das Leben besteht nur aus Arbeit!“, „Das Leben ist eine Last!“, „Das Leben ist ungerecht!“, „Das Leben ist anstrengend!“ …usw.

So langsam schwant mir, dass das Festhalten an solchen Sätzen, die größte Last in meinem Leben darstellt. SIe sind vermutlich ganz erheblich mit dafür verantwortlich ist, dass mein Leben nicht leicht, schön und glücklich werden will. Irgendwie schwant mir, dass ich hier einer Menge Lügen aufgesessen bin, denn mein Herz sagt Nein zu diesen Sätzen. Es mag diese Sätze nicht. Diese Sätze fühlen sich nicht richtig an. Sie tun mir nicht gut und deshalb stelle ich sie nun in Frage. Wem also nützen sie wirklich? Nützen sie nicht eher dem, für den ich mich kaputt arbeite? Nützen sie nicht dem, der mich ungerecht behandelt oder dem, der mich ausnutzt? Wie auch immer, auf keinen Fall nützen solche Sätze mir selbst und deshalb möchte ich sie zurückgeben an diejenigen, die sie mir einstmals einpflanzten.

Last abwerfen

Ich weiß nicht mehr wann das war und wer genau dies tat. Es ist sicher schon lange her, dass diese Gedanken in mich hinein gesetzt wurden. Ein Leben lang wurden sie von verschiedenen Menschen gedüngt und gegossen, so dass sie sich zu gewaltigen Pflanzen entwickeln konnten. Nun aber, denke ich, ist die Zeit der Ernte gekommen und ich lege die Säge an den Stamm. Es ist Zeit, aufzuräumen in meinem Leben, die Last loszuwerden, klar Schiff zu machen, wie man so schön sagt. Es ist Zeit, ungünstige Gedanken für immer über Bord zu werfen, All diese Lasten, all diese Nöte und Ängste, ich schleppe sie schon viel zu lange mit mir herum. Das Leben ist leicht, wenn ich es will… und ich will es!

Quellen zu „Wenn das Leben eine Last ist“

Foto zu Wenn das Leben eine Last ist“: pixabay last