Interferon kann Depression auslösen

Interferon und Depressionen

Bei jedem Medikament, nicht nur bei Interferon, muss man mögliche Nebenwirkungen evaluieren

Bei rund der Hälfte der Patienten löse eine Behandlung mit Interferon wegen Hepatitis C depressive Symptome aus, berichten Forscher aus Graz. Insbesondere seien hierbei Menschen gefährdet, die mit sich selbst und ihrem Gesundheitszustand unzufrieden sind. Auch mangele es ihnen oftmals schon vor der Therapie an Selbstvertrauen und Vitalität, so die Studie. Während einer Behandlung mit Interferon, der sogenannten IFN-Therapie wurden 25 Patienten beobachtet. 12 von ihnen entwickelten leichte bis mittelschwere depressive Episoden. Im Vergleich zu den anderen 13 Patienten wies der depressive Anteil bereits zu Beginn der Untersuchung ein deutlich niedrigeres Wohlbefinden auf. Als Ursache für die Entwicklung der Depression im Zusammenhang mit der Interferonbehandlung stellte sich ein verringerter Serotoninspiegel der Probanden heraus.


Vorsicht bei Interferon

Auch in Deutschland ist dieses Phänomen zu beobachten. Deshalb gibt es die Empfehlung einiger Ärzte, die Nebenwirkungen auf die Psyche bei einer Hepatitis-C-Behandlung mit Interferon zu erfassen. Dies geschieht unter der Verwendung von Fragebögen. Frühzeitig erkannt ließen sich die Depressionen gut mit Antidepressiva behandeln. Besonders kämen hierfür Serotonin-Wiederaufnahmehemmer in Frage. Jedoch sprächen nicht alle Patienten auf eine solche Behandlung positiv an. In so einem Fall müsse die Medikation möglicherweise geändert werden. Weil bei schweren Depression auch an Suizidalität gedacht werden muss, ist eventuell auch abzuwägen, die Interferontherapie ganz abzubrechen.

Verantwortung bleibt beim Patienten

Weiterhin wird in der Studie auf das vermehrte Auftreten von Gedächtnisstörungen und verlangsamter Reaktionsfähigkeit hingewiesen, was möglicherweise die Fahrtauglichkeit erheblich einschränken könne.

Informiertsein unterstützt Therapieprozess

Viele Faktoren können bei der Ausbildung einer Depression von Bedeutung sein. Doch nicht jeder Mediziner weiß detailliert über jede mögliche Nebenwirkung eines Medikamentes oder Therapieform Bescheid. Gerade in komplexeren Zusammenhängen verschwimmen oft Ursache und Wirkung. Ich halte es daher für wichtig, das wir Patienten uns so gut es geht selbst informieren. Erstens verstehen wir so besser, was mit uns geschieht und zweitens sind wir dadurch erst in der Lage aktiv am Behandlungsprozess mitzuwirken. Nur wenn wir ausreichend informiert sind, ist es uns möglich, auch Entscheidungen zu treffen. Das Arzt-Patienten-Verhältnis ist gerade im Bereich seelischer Erkrankungen noch lange nicht auf der viel gepriesenen Augenhöhe. Ich bin der Meinung, es liegt an uns Patienten, dies zu ändern. Information kann ein erster Schritt sein.

Interferon findet unter anderem auch zur Behandlung von Krebs, anderen Hepatitisarten, Multipler Sklerose, schweren Viruserkrankungen und Osteoporose Verwendung.

Quellen zu Interferon und Depression
Ärztezeitung   Foto: pixabay.com

interferon

Das könnte dich auch interessieren …