Heilendes Lächeln trifft auf verletzte Seele

Lächeln hilft bei Depression,  heilendes lächeln

Was passiert wohl, wenn ein heilendes Lächeln auf einen depressiven Menschen trifft? Depressionen lassen sich kaum verbergen. Wem es so richtig schlecht geht, dem sieht man dies in der Regel auch an, und nicht nur an der berühmten Nasenspitze. Die Haut ist blass und ohne Spannkraft. Die Bewegungen und Interaktionen sind verlangsamt. Der Gesichtsausdruck reicht von Traurigkeit bis hin zur Leere. Es scheint mitunter, als sei der Betreffende überhaupt nicht anwesend, als sei er in einem fernen Land unterwegs und habe nur vergessen, seinen Körper mitzunehmen…


Die Mundwinkel zeigen dorthin, wohin auch seine Stimmung tendiert. Die Augen sind trüb und bewegen sich kaum, so wie sich auch der gesamte Körper kaum bewegt. Dem Depressiven fehlt dazu nicht die physische Kraft, aber es fehlt ihm die Motivation, der Sinn. Oftmals geht es sogar noch weit darüber hinaus und es fehlt ihm sogar der Lebenssinn. Mitunter kann er das alles noch verbergen, vor sich selbst vermutlich am längsten, aber irgendwann ist es offenkundig. Irgendwann ist es sichtbar. Dann hat das Kind einen Namen. Irgendwann weiß es jeder. Die Depression wird erkennbar.

Meine Wahrnehmung

Ich habe diese Zeiten auch durchlebt, mehrere Male sogar. Mittlerweile bin ich schon viele Jahre depressiv, wähne mich allerdings inzwischen auf dem Weg der Heilung. Das ist durchaus interessant, dass ich mittlerweile imstande bin, das so zu formulieren. Noch vor einigen Jahren war ich immerhin felsenfest davon überzeugt, dass die Heilung einer Depression nicht möglich sei. Auch all meine Kollegen aus der Selbsthilfegruppe, die ich seinerzeit noch regelmäßig besuchte, pflichteten mir ohne dass man auch nur den leisesten Zweifel ausmachen konnte hier bei.

Sind Depressionen heilbar?

Depressionen kann man nicht heilen. Das war die vorherrschende Meinung. So einstimmig und überzeugt kam dieses Votum jedesmal, dass ich mich durchaus bestätigt fühlte in meiner Wahrnehmung. Ich würde niemals wieder richtig gesund werden, höchstens so halb, wie ein trockener Alkoholiker etwa, aber eben nicht wirklich. Das klingt ziemlich deprimierend, nicht wahr? Und das ist es auch.

Seit geraumer Zeit geht es wider Erwarten buchstäblich fast nur noch aufwärts. Ich bin sehr glücklich darüber und berichte meinem behandelnden Psychiater jedes Mal voller Stolz davon, wie gut es mir mittlerweile doch ginge. Aber glaub mal ja nicht, dass er sich mit mir freuen kann! Er guckt mich dann immer lange ungläubig an, mustert mich, stellt mir ein paar Fragen und kommt letztlich zu dem Schluss: „Sie sind überhaupt gar nicht schwingungsfähig. Ihr Gesicht wirkt wie erstarrt, wenn sie sprechen. Nein, von Ihnen gehen tatsächlich keinerlei Schwingungen aus.“

Gestörte Selbstwahrnehmung

Er glaubt mir dann zwar doch noch irgendwie, dass es mir gut ginge, aber dass es mir so richtig gut geht, so wie ich mich auch innerlich fühle, das kann er mir scheinbar nur schwerlich abnehmen. Gestörte Selbstwahrnehmung nennen die Fachleute so etwas. Das hat er mir in diesem Zusammenhang natürlich nicht gesagt…

Ach, was rede ich wieder, eigentlich kann es mir doch ziemlich egal sein, ob meine Selbstwahrnehmung in diesem Punkt gestört ist oder nicht. Entscheidend ist doch, wie ich mich fühle. Und Fakt ist, ich fühle mich gut. Also geht es mir auch gut. Fertig! Hier scheint es also doch auch noch um etwas anderes gehen…

Innen und außen – Gefühle zeigen können

Aber irgendwie beschäftigt es mich doch schon sehr, dass man mir mein Glück nicht ansehen kann. Früher hat man mir immer alles ansehen können. Ich bin nämlich einer der schlechtesten Lügner überhaupt und ein noch schlechterer Verheimlicher. Haben denn die Jahre der Depression nun eine emotionslose Hülle aus meinem Körper gemacht? Hat mein Körper in der langen Zeit der Leere tatsächlich verlernt, meine Gefühle richtig zum Ausdruck zu bringen? Wieso spüre ich nicht von innen, wie ich nach außen wirke und umgekehrt? Hat sich hier etwas verselbstständigt oder ist gar abgestorben?

Neulich hatte ich einen richtig guten Tag. Ich war glücklich und zufrieden mit mir, dem Leben und der Welt. Und weil sich das an solchen Tagen so manchmal so anfühlt, ließ ich mich zu der Äußerung hinreißen, dass ich glaube, schon geheilt zu sein. Und wieder einmal traf mein Blick auf große fragende Augen. „Nein!“, sagte derjenige, der mir da gegenüber saß, „Das glaube ich nicht.“ Und diesmal war es nicht der Psychiater. Es muss also schon etwas dran sein. Aber was fange ich nun damit an…?

Meine Austrahlung

Ehrlich gesagt, ist mir bei meinen Überlegungen der Durchbruch noch nicht gelungen. Aber zumindest so viel: Ich habe nun beschlossen, meine schlaffen, in den letzten Jahren wenig benutzen, untrainierten Gesichtsmuskeln wieder in Schwung zu bringen. Da muss doch noch etwas gehen! Okay, viele Jahre war meine Mimik tatsächlich sehr reduziert. Aber das muss sich doch wieder erlernen lassen, oder? Psychologen müssen lernen, ihre Gefühle den Klienten gegenüber nicht zu zeigen. Und sie lernen es mit Erfolg. Das ist der umgekehrte Vorgang. Wenn man lernen kann, die Verbindung von der Emotion zum Ausdruck in die eine Richtung zu kontrollieren, dann muss es auch in die andere Richtung gehen, oder?

Selbstbeobachtung

Ich habe also zunächst einmal darauf geachtet, wie ich aussehe, wenn alles im grünen Bereich ist. Am besten geht das während des Autofahrens durch einen Blick in den Rückspiegel. Auweia! Der Psychiater hat Recht! Dem, den ich da gerade gesehen habe, würde ich auch nicht glauben, dass es ihm gut gehen soll. Das ist ganz schön krass! Natürlich gehen dann Menschen auch ganz anders auf mich zu, als wenn ich einen offenen, lebendigen und freundlichen Gesichtsausdruck hätte. Alles was ich ausstrahle, kehrt zu mir zurück. Aber mal ehrlich, das was ich die meiste Zeit ausstrahle, will ich gar nicht wieder haben. Das will vermutlich niemand haben. Das passiert natürlich alles völlig unbewusst, aber ich denke, es schadet mir eher, als es mir nutzt, jedenfalls zum jetzigen Zeitpunkt.

Lächeln wirkt Wunder – nicht nur bei Anderen

Als ich noch tief in der Depression steckte, war das gewiss noch anders. Da hat mir dieses leidgeplagte Gesicht Ruhe verschafft, vielleicht auch Mitleid oder gar Verständnis, vor allem aber Ruhe. Derzeit war es gut. Über ein heilendes Lächeln dachte ich damals wohl eher weniger nach. Jetzt aber, da ich doch allmählich zurück will in die Welt, jetzt ist es mir eher hinderlich, dieses trübselige Gesicht. Also will ich in Zukunft versuchen, mir bewusst zu machen, wie ich gerade in die Welt schaue. Beim Thema Anspannung klappt das schon ganz gut, ich übe aber auch schon längere Zeit. Eigentlich bin ich permanent angespannt. Auch wenn ich glaube, entspannt zu sein. Aber ich kann mir diesen Zustand bewusst machen und dann bewusst entspannen – die Beine locker lassen, die hochgezogenen Schultern fallen lassen, die Falten aus der Stirn ziehen – fühlt sich gleich schon viel besser an.

Die alte Angst

So in der Art stelle ich es mir mit meinem Gesichtsausdruck vor. Als erstes muss ich mir bewusst machen, welchen Gesichtsausdruck ich gerade habe und ob der wohl zu meinem Befinden auch passt. Wenn es mir zum Beispiel gut geht, warum soll man mir das nicht auch ansehen dürfen? Ah! Ist es vielleicht wieder die alte Angst, man könnte mir die Rente wegnehmen? Ist es die Angst, man schickt mich wieder arbeiten? Das kann sein. Doch inzwischen habe ich gelernt: Auch Depressive dürfen glücklich sein. Das ist doch schließlich das Ziel der Behandlung, oder?

Alles ist darauf ausgerichtet, die Lebensbedingungen und das Selbstverständnis der Patienten dahingehend zu verändern, dass sie wieder zurück ins Leben finden können. Und zu diesen äußeren Bedingungen gehört bei mir nun mal die Rente. Trotz alledem, so ein bisschen Angst bleibt immer und so werde ich mir das ganze Thema wohl noch so manches Mal anschauen müssen.

Nach innen lächeln

Wenn es mir also gut geht, dann soll man das auch sehen dürfen, habe ich beschlossen. Und wie setze ich das um? Ganz einfach: Ich lächele nach innen. Ich freue mich darüber, dass es mir gut geht. Ich mache mir bewusst, dass es mir jetzt gerade gut geht und dann lächele ich nach innen mit Blick auf meine Seele. Und automatisch entspannen sich meine Gesichtszüge. Meine Mundwinkel heben sich leicht nach oben und ich sehe zufrieden aus. Und was soll ich sagen? Das bin ich auch. Indem ich mir bewusst mache, dass es mir eigentlich gerade gut geht und gedanklich lächele, strömt eine große Zufriedenheit und Ruhe in mein Herz. Und ob ich es will oder nicht, trage ich dies dann auch nach außen. Das heilende Lächeln kann so einfach sein.

Glück ist kein Zufall – Das bewusste Leben

Was habe ich nun gelernt aus der ganzen Lächelei? Es ist wichtig, dass ich mir meiner Gefühle auch tatsächlich bewusst bin. Es ist weiterhin wichtig, dass ich weiß, wie es mir geht. Das ist sicher etwas, was alle Depressiven erst wieder lernen müssen. Ein wirklich glückliches Leben kann deshalb nur ein bewusstes Leben sein, denke ich. Viele Menschen aber, depressiv oder psychisch stabil, leben eher unbewusst in den Tag hinein. Dann hinterfragen sie kaum etwas, reflektieren wenig. Sie nehmen ihr Leben wie es kommt, ihr Leben lebt sie, die Gesellschaft, die Arbeit, die Familie geben vor… Schicksal nennen sie es oder Fügung oder einfach Alltag. Alles kommt von außen, alles kommt wie es kommt und wird abgearbeitet. Das jedoch ist kein bewusstes Leben, denke ich.

Ein bewusstes Leben

Ein bewusstes Leben wird von innen heraus gelebt. Wenn ich nicht wahrnehme, was gerade ist, weil ich in Gedanken schon wieder ganz woanders bin, in der Vergangenheit oder gar in der Zukunft etwa, vielleicht bei der nächsten Sache, die auf dem Plan steht, dann kann ich auch nicht glücklich sein. Glücklich sein kann man weder in der Vergangenheit noch in der Zukunft. Glücklich sein kann man nur in der Gegenwart, im hier und jetzt. Die Psychologen nennen das Achtsam sein, ein Begriff der dem Buddhismus entlehnt ist, und ich glaube, heute habe ich begriffen, was sie damit meinen.

Heilendes Lächeln

Ein kleines Lächeln kann eine große Wirkung entfalten, aber ist es deswegen auch ein heilendes Lächeln? Ein kleines Lächeln, vermag tatsächlich vieles zu ändern. Lächeln ist ein Ausdruck der Liebe. Wenn ich nach innen lächele, dann liebe ich mich selbst, dann wertschätze ich mich und erkenne an, was ist. Ich nehme mich wahr, mit dem wie ich bin, wie es mir gerade geht, was ich eventuell brauche oder was mir weh tut. Nach innen zu lächeln, heißt für mich, ganz bei mir zu sein. Und glaub mir bitte eins: Das fühlt sich richtig gut an. Ein kleines heilendes Lächeln jeden Tag für dich – wäre das eine Idee?

Quellen zu „Wundermedizin heilendes Lächeln“

Foto: pixabay.com

zuletzt bearbeitet: 06.11.2024

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