Schwarz – Farbe der Depression

Farbe, depressiv Schwarz sehen, schwarze kleidung wirkung bedeutungDie Farbe Schwarz sei die Farbe der Trauer, heißt es, aber geht ihre Bedeutung vielleicht sogar noch darüber hinaus? Schwarze Gegenstände saugen alles Licht in sich auf. Sie lassen keine Schwingung zu. Sie spiegeln nichts zurück. Depressive Menschen fühlen sich während ihrer Depression oft besonders stark zur Farbe Schwarz hingezogen. Depressive sehen die Welt schwarz. Sie lieben das Schwarze regelrecht, obschon eher grau ihren Seelenzustand besser beschreiben würde. Nicht selten bevorzugen sie die Wirkung schwarzer Kleidung während ihrer Depression.  Bunte Farben machen sie unruhig, überfordern sie zum Teil sogar.  Aber wieso ist das so? Kann man etwa den einzelnen Stimmungslagen Farben zuordnen? Was sagt die Wissenschaft zur Wirkung der Farben und ihrer Anziehungskraft auf depressive Menschen? Ein kleiner Ausflug in das Reich der Farbtöne…


Wenn die Worte fehlen

Farben und Klänge können Stimmungen sowohl ausdrücken als auch zum Ausdruck bringen . Wenn in der Depression die Worte versagen, wenn Gefühle so stark und übermächtig sind, dass es uns scheinbar überfordert, sie in Worte zu kleiden, dann sind Farben und Töne ein geeignetes Medium das Unaussprechbare wahrnehmbar werden zu lassen. Mit Bildern und Musik sind wir in der Lage, Stimmungen auszudrücken. Der Betrachter eines Bildes fühlt dann die Stimmung des Malers, der Zuhörer die Stimmung des Komponisten. Aber nicht nur in Bildern spielen Farben eine Rolle. Jeder Mensch bevorzugt bestimmte Farben, fühlt sich zu ihnen hingezogen. Jede Farbe steht dabei für eine Stimmung, für ein Gefühl. Mit welchen Farben wir uns umgeben, in welche Farben wir uns kleiden, gibt somit Aufschluss über unsere momentane Verfassung, unsere Gedanken und unsere Gefühle.

Ausdruck oder Bedürfnis

Die Farben, die uns besonders gefallen, die wir in unserem Alltag benutzen, sagen viel über uns aus. So kann es sein, dass sie genau der Stimmung entsprechen, in der wir uns gerade befinden. Es kann aber auch sein, dass wir die Stimmung, für die diese Farbe steht, gerade entbehren und herbeisehnen. Manche Menschen streichen sich ihr Zimmer sonnengelb, nicht weil sie besonders warmherzig und lebensfroh sind, sondern weil sie sich danach sehnen, dass zu sein oder zu erfahren.

Die Bedeutung der Farben nach Maria Maryam

Nicht nur die Farbe Schwarz hat eine Bedeutung für die Depression, jeder Farbe kann man einen Zusammenhang zuschreiben. Rot steht zum Beispiel für Aktivität, Tatkraft, Lebensfreude, Lebenskraft. Ein schmutziges Gelb hingegen steht für Habgier, Überheblichkeit und Verschlagenheit. Zinnoberrot steht für Unbeständigkeit und Stolz. Ein kräftiges Orange drückt ständige Ausübung des Guten, guten Willen und Loyalität aus. Lichtgelb symbolisiert die Vorherrschaft des Mentalen, eine starke Gehirnaktivität. Während dessen ein klares, schönes Blau Religiosität, Intuition, Einsicht, Hingabe, Heilung, Weiblichkeit, Mütterlichkeit und Opferbereitschaft widerspiegelt. Grün wiederum ist die Farbe des Herzens, die Farbe der Heilung; ein helles Grün kann Freude an der Natur bedeuten, Verbundenheit mit der Natur. Grün ist aber auch die Farbe der Harmonie und des Friedens. Kein Wunder also, dass Menschen den Aufenthalt in der Natur so angenehm empfinden.

Bedeutung der Farbe Schwarz

Der Farbe Schwarz kommt eine besondere Bedeutung zu. Dabei ist Schwarz eigentlich gar keine Farbe. Schwarz ist ein Zustand von Lichtlosigkeit! Was wir mit unseren Augen als Farben wahrnehmen, ist der Anteil des Lichtes, den die Objekte nicht absorbieren, also nicht in sich aufnehmen und in Wärme umwandeln. Das weiße Licht der Sonne enthält alle Farben, die wir kennen. Wenn uns ein Gegenstand rot erscheint, dann ist rot der Spektralanteil, der von diesem Gegenstand nicht aufgenommen wurde. Wir sehen quasi immer nur, was übrig bleibt. Sehen wir schwarz, hat der Körper sämtliches Licht absorbiert, das gesamte Spektrum. Nach Maria Maryam zeigt schwarz Dunkelheit auf allen Ebenen an, Verschmutzung aller sonst positiveren Aspekte des Charakters, die Verneinung des Lebens selbst, Hass, Angst, äußerste Ablehnung des Lebensflusses und anderes mehr. Depressive sehen schwarz im wahrsten Sinne des Wortes. Das hört sich für mich schon sehr nach Depression an.

Schwarze Kleidung – Nur eine Vorliebe?

Für mich hat Schwarz nie eine besondere Rolle gespielt. Schwarz war eben die Farbe der Trauer, der Pastoren und Schornsteinfeger waren schwarz. Aber ich selbst besaß vor meiner Depression weder besonders viel schwarze Kleidung noch fühlte ich mich zu schwarz hingezogen. Ich trug Bluejeans und farbige T-Shirts und für besondere Anlässe besaß ich einen hellen Anzug. Ich mochte es nicht, als schwarz plötzlich zur Modefarbe bei Autos wurde. Alles war ganz normal – bis meine Oma starb. Auf einmal trug ich gern schwarze Kleidung, immer noch ohne jedweden bewussten Bezug zur Depression. Ich bemerkte die Veränderung in der Vorliebe nicht einmal. Das kann ich alles nur aus heutiger Sicht erklären. Ich kaufte mir fortan nur noch schwarze Jeans, trug gern schwarze T-Shirts, eine schwarze Jacke, kaufte mir selbst ein schwarzes Auto. Und ich sah tatsächlich bereits schwarz, ohne aber zu wissen, dass ich depressiv bin. Ich ordnete es einfach noch meiner Trauer zu.

Schwarze Kleidung und ihre Wirkung

Schwarze Kleidung verfehlt ihre Wirkung nie. Ein schwarzer Anzug oder das „kleine Schwarze“ gelten als ausgesprochen elegant. Noch heute treten ganze Orchester und Chöre in schwarz auf, wenn es besonders würdevoll sein soll. Gleichzeitig hat schwarze Kleidung aber auch eine Wirkung von Autorität und Integrität. Generell kann man sagen, dass man sich in einfarbiger Kleidung besonders fühlt, wobei die Wirkung schwarzer Kleidung für besondere Seriösität und Kompetenz steht, für gehobenen Stile und Stärke. Menschen , die sich gern schwarz kleiden wird zudem von der Psychologie nachgesagt, dass sie sich unbewusst vor ihren eigenen Gefühlen schützen, sie zu kontrollieren versuchen, sie quasi schwarz übermalen.

Die Depression liebt dunkle Töne

Ich glaubte, schwarz wäre chic und würde mir jetzt eben besonders gut gefallen. Ich wusste nichts von den hier beschriebenen Zusammenhängen und von meiner Depression hatte ich auch nicht die geringste Ahnung. Diese Vorliebe für die dunkle Seelenfarbe hat sich eigentlich bis heute kaum geändert. Zwar kaufe ich mir jetzt auch schon wieder Bluejeans und fühle mich darin wohl, aber eine starke Affinität (Anziehung) zu schwarz spüre ich immer noch. Gerade wenn ich mir ein T-Shirt aus der Schublade nehme und es liegt zufällig ein helles oben, dann kann es passieren, dass ich anfange zu kramen. Das passiert nie, wenn ein schwarzes T-Shirt oben liegt. Auch das Layout dieses Blogs bevorzugte viele Jahre die dunkle Stimmung. Inzwischen habe ich das Design in Richtung Grau überarbeitet. Das ist besser zu lesen und trägt der Stimmung der Depression immer noch angemessen Rechnung.

Schwarz – Farbe der Trauer

Schwarz ist die Farbe der Trauer. Und schwarz ist die Farbe der Depression. Als ich während meiner stationären Psychotherapie in einer Stunde der Gestalttherapie ein Bild malen sollte, bevorzugte ich auch dunkle Farben. Zu meinem Ärger gab es aber kein Schwarz. Ich habe dann irgendetwas zusammen gemixt, das schwarz einigermaßen nahe kam. Die betreuende Ergotherapeutin kommentierte das wie folgt: „Schwarz anzumischen, das schaffen nur Depressive. Alle anderen kommen mit den vorhandenen Farben aus.“  Ich brauchte schwarz, ich kam nicht ohne die Farbe aus. Die Farbe Schwarz und die Depression scheinen tatsächlich zusammen zu gehören.

Diagnose Depression – Forscher entwickeln Farbrad

Britischen Forschern zufolge ist die Farbe der Depression aber nicht schwarz sondern grau. Sie hatten Patienten mit Depressionen und Angsterkrankungen eine Palette von 38 Farben gezeigt und danach gefragt, welche Farbe ihren Gefühlszustand am ehesten wiedergeben würde. Die depressiv kranken Menschen wählten hierbei bevorzugt grau aus. Sonniges, fröhliches Gelb, nachdenkliches Blau, wütendes Rot, handfestes, erdverbundenes Braun und schließlich das triste, depressive Grau – viele Menschen kennen diese Assoziationen. Doch sind sie wissenschaftlich nutzbar? Die Forscher von der Universität in Manchester haben nun in einer objektiven Studie bestätigt, was bisher aus eher anekdotischen Berichten bekannt war. Das eigens für diesen Test entwickelte Farbrad könnte nun künftig bei der Diagnose von Depressionen eingesetzt werden.

Farbwahrnehmung beeinträchtigt

Menschen mit Depressionen erleben tatsächlich die Welt farbloser als ihre gesunden Mitmenschen. Sie sind nicht in der Lage, Farben so kräftig zu sehen, wie andere das können. Auch sind sie in der Wahrnehmung schwarz-weißer Kontraste beeinträchtigt. Nach dem Abklingen der Depression kehrt die Farbwahrnehmung aber wieder in einen normalen Bereich zurück. Der Volksmund weiß das schon längst und findet dafür Worte wie: „Der sieht nur alles grau in grau!“ oder „Sein Leben ist farblos.“ Depressiv sehe ich eine Situation eher aussichtslos, eher „schwarz“ als meine Zeitgenossen. Ob mir in meiner Depression die schwarze Kleidung nun weiter hilft oder nicht, weiß ich nicht wirklich. Ich verlasse mich da auf mein Gefühl und mein Gefühl sagt mir immer noch: Schwarz ist chic! Ich fühle mich wohl in schwarzer Kleidung, dann werde ich sie wohl auch noch eine Weile brauchen. Die Zeit der Trauer ist offenbar noch nicht vorüber und die Depression auch nicht…

Quellen zu „Schwarze Kleidung bei Depression – Die Bedeutung der Farben – depressives schwarz sehen“
Die Farben unseres Lebens   Farbimpulse.de   Foto: pixabay.com

Überarbeitet: 27.11.2024

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