Warum passiert mir das immer wieder?

Wiederholungen haben ihren Sinn

Durch Wiederholungen lernen wir…

Wiederholungen haben ihren Sinn. Das Leben ist voller Wiederholungen. Oft ohne dass wir es merken, wiederholen wir für uns ungünstige Situationen so lange, bis sie sich irgendwann gut anfühlen. Wir wiederholen sie, bis es für unser Empfinden zu einem guten Ende gekommen ist. 


So lernen Menschen

Die Wiederholung ist eine wichtige Lernmethode. Sämtliches schulisches Lernen baut darauf auf. Das neue Wissen wird zuerst vorgestellt und dann in Abständen wiederholt. Auch Hausaufgaben, Klassenarbeiten, Tests und Prüfungen sind im Grunde nichts anderes als Wiederholungen. Im Gehirn passiert dabei vereinfacht ausgedrückt folgendes: Beim ersten Erleben werden Nervenzellen neu miteinander verknüpft. Bei der ersten Wiederholung wird diese Verknüpfung gefestigt. Bei der zweiten Wiederholung wird die Verbindung noch stärker ausgebaut und je öfter dasselbe Wissen wiederholt wird, umso stabiler ist es in unserem Gehirn verankert und auch wieder abrufbar. So lernen wir Menschen seit Tausenden von Jahren, in der Schule, im Beruf und auch im Leben.

Wiederholungen und Emotionen

Während wir so manche Wiederholung als langweilig empfinden, zum Beispiel wenn wir einen Film nicht besonders gut fanden und wir ihn jetzt zum zweiten Mal sehen sollen, können wir unseren Lieblingsfilm gar nicht oft genug sehen. Das ist nämlich der zweite wichtige Lernfaktor, der in unserem Schulsystem immer noch nicht wirklich angekommen ist – das Gefühl oder die Emotion. Fakten, die wir mit Emotionen verknüpfen können, lernen wir leichter. Fakten die mit Gefühlen in Zusammenhang stehen, prägen sich uns leichter ein. Sie prägen uns. Nicht das schnöde Wissen, sondern die damit verbundenen Gefühle prägen uns und das ein Leben lang.

Je heftiger dabei das Gefühl ausfällt, umso stärker brennt sich das Ereignis oder die entsprechende Information in unser Gedächtnis ein. Wir benutzen ja auch gern die Redewendung „Das hat sich ins Gedächtnis eingebrannt.“ ganz intuitiv. Und tatsächlich scheint es so, als seien bestimmte Fakten, bestimmte Erinnerungen unauslöschlich in uns gespeichert. Manche Experten gehen soweit, zu sagen, du erinnerst dich nicht nur mittels deines Gehirns sondern mit jeder Zelle deines Körpers, quasi mit Haut und Haar. Gefühlt kann das sicher so manch einer von uns bestätigen.

Das Emotionale Gedächtnis

Dieser Prozess, in dem das Gedächtnis die Art und Weise beeinflusst, in der ein bestimmter Reiz ein Gefühl hervorruft, wird von der Wissenschaft auch als emotionales Gedächtnis bezeichnet. Gefühle haben also einen wichtigen Einfluss auf unser Gehirn und umgekehrt. Gerade Extremsituationen im Leben eines Menschen brennen sich so tief in sein Gehirn ein, dass er sie nie wieder vergessen kann. Traumatisierte Menschen erleben den Moment ihres Traumas immer wieder, weil es einfach unfassbar für die menschliche Seele war, was sie erleben mussten. Sie waren in ihrer körperlichen und/oder seelischen Unversehrtheit bedroht und erleben diese Angst fortan immer wieder.

Die Angst war so stark, dass sie sie erlernt haben. Die Angst ist jetzt immer da. Und mit jeder Wiederholung, die zu keinem guten Ende führt, festigt sich dieser Mechanismus. Ich bin etwa vor 30 Jahren aus der DDR ausgereist, wurde von der Bundesrepublik Deutschland aus der Stasihaft freigekauft. Und obschon ich sehr wohl realisiert habe, dass es die DDR nicht mehr gibt, habe ich immer noch Angst vor den Mächten, die dort am Werke waren. Ich habe Angst vor der Stasi, weil ich glaube, dass sie doch noch irgendwie weiter machen, heimlich eben, das war doch ihr Beruf. Ebenso habe ich Angst vor der SED-Nachfolgepartei „Die Linke“, dass sie an die Macht kommen könnte, den Sozialismus wieder errichtet und mit ihren „alten Feinden“ abrechnet.

Ich habe Angst, wieder abgeholt zu werden „zwecks Klärung eines Sachverhaltes“, wie es damals hieß und meine Familie nie wieder zu sehen. All diese Ängste haben sich mir eingebrannt, ich habe sie erlernt und ich wiederhole sie Jahr für Jahr, ohne Erlösung zu finden. Hier hat sich etwas in meinem emotionalen Gedächtnis festgesetzt.

Wiederholung von Situationen

Andere Menschen wiederholen Situationen. So ist es nicht selten, dass Mädchen, die einen gewalttätigen Vater hatten, sich später einen Partner suchen, der sie ebenfalls misshandelt. Sie halten bei ihm aus, bis sie nicht mehr können und trennen sich dann schließlich von ihm um wenige Zeit später an den nächsten Gewalttäter zu gelangen. Unbewusst reinszenieren sie ihre Kindheit immer wieder neu, in der Hoffnung, es zu einem guten Ende zu bringen.

Die Crux an der Sache sieht jeder Außenstehende sofort. Es gibt kein gutes Ende, solange sie sich immer wieder für diesen Typ Mann entscheiden. Und solange diese Frau ihr eigenes Muster der Wiederholung nicht selbst erkennt, kann sie daran auch nichts ändern. Andere Menschen geraten immer wieder an Chef’s mit denen sie ein Problem haben. Zumeist liegt das eigentliche Problem dann auch nicht in der Person des Chef’s sondern in ihnen selbst. Sie haben meist generell ein Problem mit Autoritäten, weil ihre Eltern, oft sind es die Väter, einst sehr autoritär im Umgang mit ihnen waren. Das aber wissen sie nicht und kündigen, nehmen aber ihr Problem mit und erleben in der nächsten Firma Ähnliches.

Wiederholungen sind eine Botschaft

Immer wenn ein Muster erkennbar ist, eine Wiederholung sich abzeichnet, können wir davon ausgehen, dass es einen Sinn hat, dass diese Wiederholungen stattfinden. Irgendetwas ist dann in unserem Leben passiert, das wir damals nicht fassen konnten, das uns gleichsam fassungslos machte. Irgendetwas in uns ist aus dem Gleichgewicht geraten. Wir haben es verdrängt, vielleicht sogar völlig abgespalten, so dass wir es gar nicht mehr erinnern können.

Aber all diese Gefühle von damals, die Angst, die Verzweiflung, die Enttäuschung, die Ohnmacht und die Hoffnungslosigkeit, all diese Gefühle sind noch in uns und warten darauf, gefühlt zu werden. Darum streben sie immer wieder in unser Bewusstsein. Deshalb inszenieren wir unbewusst immer wieder Situationen, die diese Gefühle erneut in uns hochkommen lassen. Und was machen wir dann in der Regel damit? Wir lenken uns ab und verdrängen. Das können wir gut. Wir wechseln den Ort, laufen weg, laufen weg vor unseren Erinnerungen. Wir laufen weg vor uns selbst und das oft viele Jahre lang.

Wiederholungen haben ihren Sinn. Irgendetwas ist noch nicht in Ordnung. Etwas konnte nicht zum Abschluss gebracht werden, belastet uns noch. Die Wiederholung selbst ist nicht schlecht. Sie zeigt nur an, was ist, macht deutlich. Schlecht ist aber, was wir an unverarbeitetem mit uns herum schleppen. Denn alles, was wir auf diese Weise mit uns herumschleppen, belastet uns. Alles was wir mit uns herum schleppen, beschwert unser Leben. Manche von uns drückt es nieder (deprimere = niederdrücken). Es drückt sie so sehr nieder, dass sie an einer Depression erkranken oder auf andere Weise psychisch instabil werden.

Den Kreislauf der Wiederholung durchbrechen

Vielleicht fragst du dich manchmal, warum ausgerechnet dir immer wieder so etwas passiert? Dann ist das schon einmal eine sehr gute Frage. Denn es hat mehr mit dir selbst als mit anderen Menschen oder Umständen zu tun. Und weil das so ist, hast du auch die Macht, dies zu ändern. Du kannst dies tun, indem du dir bewusst machst, was hier passiert. Finde heraus, worin die Wiederholung besteht! Du kannst nachspüren, welches Ereignis du in Wirklichkeit immerzu wiederholst und du kannst Frieden damit schließen. Heute kannst du das, denn heute bist du nicht mehr in dieser ohnmächtigen Situation wie einst. Du kannst es auf diese Weise zu einem guten Ende führen und dich so frei machen von den belastenden Gefühlen.

Wenn du keine Erfahrung im Umgang mit deiner eigenen Psyche hast, empfehle ich dir, dich von einem Psychologen beraten zu lassen. Diese Menschen sind Profis im Umgang mit dem seelischen Ungleichgewicht. Für den Anfang kann aber ich auch die Vorträge des bekannten Psychologen Robert Betz auf CD empfehlen. Mit ihrer Hilfe kannst du dich vorsichtig  den belastenden Ereignissen deiner Kindheit nähern. Mit seiner Hilfe kannst du zurückgehen in die Zeit deiner Kindheit und so etwas mehr Ordnung schaffen in deinem Leben.

Quellen zu  „Warum passiert mir das immer wieder?“
Foto: Peter Smola  / pixelio.de   Wikipedia  

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