Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie bei Depression

Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie

Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie forscht nach unbewussten Konflikten

Zu den in Deutschland von Krankenkassen anerkannten Therapieformen der Depression zählt auch die Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie. Das klingt vom Begriff her kompliziert, ist es aber nicht. Hier wird versucht, unbewusste Denk- und Verhaltensmuster offen zu legen, sie bewusst zu machen. Oftmals liegen die Gründe für die Depression tief in uns selbst verborgen, wir suchen sie aber im Außen, in der zerrütteten Beziehung, dem ungerechten Chef, der Gesellschaft und so weiter. Wenn wir wissen, was uns krank macht, können wir es auch ändern. Neues Verhalten lässt sich so leichter erlernen und festigen. Aber wie funktioniert die Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und kann sie auch mir helfen?


Die Suche nach dem Verdrängten

Die Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie geht davon aus, dass unser Denken, Handeln und Fühlen bis hin zu körperlicher Gesundheit nicht nur unserem Willen, sondern zu einem nicht unerheblichen Teil auch unbewussten Einflüssen unterliegen. Dies sind vor allem ungelöst gebliebene innere Konflikte. Konflikte kommen ständig im Leben eines Menschen vor. Wenn sie aber ungelöst bleiben, können sie das spätere Befinden dann besonders bestimmen, wenn sie gerade in den ersten Lebensjahren auftraten. So entsteht zum Beispiel für jeden Menschen der Konflikt, einerseits unabhängig und selbstständig sein zu wollen, sich aber andererseits auch Bindung und Versorgung zu wünschen. Wenn ein solch zunächst völlig normaler Konflikt besonders heftig ist und vor allem nicht gelöst werden kann, weil es beispielsweise eine schmerzhaften Trennung von einer wichtigen Bezugsperson gab, wird dieser Konflikt verdrängt, das heißt ins Unbewusste verschoben.

Verdrängte Konflikte arbeiten weiter

Er ist deswegen aber nicht gelöst und auch nicht verschwunden. Er beeinflusst  weiterhin unser Denken und Handeln, insbesondere aber unsere Gefühle. Und das wiederum hat Auswirkungen auf die Art und Weise, wie wir zu unseren Mitmenschen in Beziehung treten und später selbst einmal eine Partnerschaft führen und mit unseren Kindern umgehen. Unbewusste Konflikte sind mit Psychotherapie lösbar.

Gewalterfahrungen

Eine weitere Ursache für psychische Erkrankungen sieht die Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie in ungünstigen Lebensbedingungen in den ersten Lebensjahren. Hierzu können insbesondere Vernachlässigung, Gewalterfahrungen und fehlende emotionale Wärme beitragen. Unter solchen  Lebensbedingungen können Menschen bestimmte Fähigkeiten, die sie für die Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt benötigen, nicht hinreichend ausbilden. Das sind etwa Fähigkeiten wie, sich ein Bild von sich selbst und von anderen Menschen mit all ihren positiven und negativen Eigenschaften zu machen.

Schwarz-Weiß-Denken

Menschen mit solchen Defiziten neigen dazu, schwarz – weiß zu denken, die Menschen und die Welt in gut und böse zu unterteilen. Sie sind nicht in der Lage feiner abzustufen und zu differenzieren. Ebenso fehlt ihnen oftmals die Fähigkeit zur Empathie, also das Vermögen, sich ganz in einen anderen Menschen hineinversetzen zu können. Ferner kann die Fähigkeit, das eigene Verhalten zu regulieren und mit anderen auch emotional zu kommunizieren, beeinträchtigt sein. Je nach dem, wie stark diese Fähigkeiten beschränkt sind, spricht man wir von einer leichten bis schweren psychischen Erkrankung.

Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie löst verdrängte Konflikte

Während der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie werden solche verdrängten Konflikte freigelegt und im Nachhinein in das Bewusstsein integriert. Vereinfacht gesagt, lernt man sich selber besser kennen. Man erkennt, wie man tickt und erfährt, wie andere Menschen einen wahrnehmen. Dabei begreift man, welche Ursachen im Laufe des Lebens zur Erkrankung Depression geführt haben. Man lernt gutes von schädlichem Verhalten im Bezug zur Depression zu unterscheiden. Die tiefenpsychologisch analytische Psychotherapie hat mir geholfen, mich selbst zu entlasten. Ich habe erkannt, dass die Schuld nicht bei mir lag. Ich habe erkannt, dass ich nicht schwach bin, sondern einfach zu sehr belastet wurde. Und ich habe erkannt, dass es einen Weg hinaus aus dem Chaos der Gefühle gibt.

Chaos der Gefühle

Es passiert so viel Unverständliches mit einem Depressiven. Durch diese Therapie weiß ich heute vieles besser einzuordnen und komme so mit den Symptomen und Gefühlsschwankungen meiner Depression besser zu recht. Ich möchte an dieser Stelle einmal meinen Dank aussprechen. Ich danke einer wunderbaren Psychologin, Frau Döhl von der Station 85 des ehemaligen Landeskrankenhauses Hildesheim (heute Ameos Klinikum), die durch ihre Authentizität und ihren Willen, uns Patienten zu helfen, mein Weltbild verändert hat. Leider ist Frau Döhl schon verstorben, sonst hätte sie noch vielen depressiven Menschen helfen können. Sie war eine Ausnahmepersönlichkeit im Reich der Psychologen und Psychiater.

Psychotherapie und das Bedürfnis nach Anerkennung

Ein wichtiger Ansatzpunkt der tiefenpsychologisch analytischen Therapie ist das stark vergrößerte Bedürfnis des Patienten nach Zuwendung und Bestätigung. Er kann sein Ego nur von außen stärken und hat nicht oder nur unzureichend gelernt, sein Selbstbewusstsein von innen heraus groß zu machen. Dadurch, dass er also auf diese Bestätigung von außen angewiesen ist, macht er sich auch davon abhängig. Hierbei zeigt er sich bei unerfülltem Verlangen nach Bestätigung und Zuwendung besonders verletzbar. Ein herabgesetztes Selbstwertgefühl ist die unabdingbare Folge, gepaart mit einer ständigen Selbstentwertung und Eigenverurteilung. Das macht den Patienten klein und hilflos.

Bedürfnis nach Zuwendung

Das Bedürfnis nach Anerkennung und Zuwendung kann erst erfüllt werden, wenn der Depressive diesen Kreislauf durchbricht und mit der Selbstentwertung aufhört. Erst dann ist er überhaupt in der Lage, Anerkennung und Zuwendung von außen zu erkennen und anzunehmen. Er lernt eine normale Reaktion von einer Überreaktion zu unterscheiden und er lernt, dass er ziemlich oft überreagiert. Aber nur so kann er etwas ändern. Indem er erkennt, dass seine eigene Bewertung einer Situation auch bestimmte Gefühle nach sich zieht, lernt der Patient für sich zu sorgen. Er lernt, seine Gefühle zu steuern. Er lernt, negative Gefühle zu schätzen und richtig zu bewerten und er lernt, für positive Gefühle selbst zu sorgen. Alle Gefühle, die der Depressive nicht erträgt und deshalb verdrängt und eingesperrt hat, müssen behutsam wieder freigelegt und zugänglich gemacht werden. Erst dann ist eine Heilung der früheren und aktuellen Verletzungen, die meist eine Wiederholung der früheren Verletzungen sind, wirklich möglich.

Quellen zu Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
Foto: clipdealer.de

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