Infotelefon Psychotherapie in Westfalen-Lippe

Infotelefon Depression

Kommt gut an: Das Infotelefon Psychotherapie in Westfalen-Lippe

Seit geraumer Zeit erleichtert die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe über das Infotelefon Psychotherapie Patienten im Raum Paderborn den Zugang zu ortsnahen psychotherapeutischen Behandlungsangeboten. 


Infotelefon Psychotherapie gut angenommen

Fast 700 Menschen nahmen das Angebot bereits in den ersten Monaten an. Die meisten Anrufer waren dabei auf der Suche nach einem geeigneten Therapieplatz. Es habe sich gezeigt, dass die Therapieplätze zwar nicht vermehrt werden konnten, aber Patienten mit Hilfe des Info-Telefons der Zugang zur Behandlung erheblich erleichtert wurde, so Angelika Enzian, Psychologische Psychotherapeutin aus Paderborn und Initiatorin des Projektes. Besonders erfreulich sei auch, dass Psychotherapeuten freie Behandlungs­kapazitäten inzwischen zunehmend selbstständig melden würden

Depression – Anmeldung zur Psychotherapie ist große Hürde

Ein Schritt in die richtige Richtung, wie ich finde. Viel zu oft stehen psychisch Kranke vor geschlossenen Therapietüren. Es ist ohnehin schon eine hohe Hemmschwelle, sich für eine Psychotherapie anzumelden, vergleichbar etwa mit dem angeratenem Gang zum Zahnarzt, nur zusätzlich eben noch mit Scham behaftet. Doch wenn man sich schließlich dazu durchgekämpft hat, dann passiert folgendes:

1. Zu wenig Therapeuten

Man stellt brecht bald fest, dass es gar nicht so viele niedergelassene Psychotherapeuten gibt, die auch Kassenpatienten behandeln.

2. Keine Sprechstunde

Man findet heraus, dass man dort nicht einfach mal so anrufen und sich einen Termin holen kann. Man kann auch nicht einfach in die Sprechstunde marschieren. Es gibt keine Sprechstunde – Termine nur nach vorheriger Absprache.

3. Keine Termine

Wenn man sich dann bis zur richtigen Telefonnummer durchgekämpft hat (das Internet ist leider voller Informationsleichen und selten gelingt auf es auf Anhieb, die richtige Telefonnummer in Erfahrung zu bringen), dann erfährt man per Ansage auf dem Anrufbeantworter, dass Termine nur freitags von 13.30 – 14.00 Uhr vergeben werden. Das gilt natürlich nicht für alle Psychotherapeuten einheitlich. Jeder hat sein ganz persönliches Zeitfenster, zu welchem er geneigt ist, Terminabsprachen zu treffen. Und selbstverständlich hält sich auch nicht jeder daran. So manch Psychologe ist auch während des ohnehin schon knapp bemessenen Zeitfensters schlichtweg nicht zu erreichen. Und nun kann sicher jedermann vorstellen, wie der Wochenkalender eines Therapiesuchenden psychisch Kranken aussieht. Bei 10-20 Anlaufstellen oder noch mehr, heißt das telefonieren, telefonieren, telefonieren….

4. Wartelisten

Da die Zeitfenster so klein sind und es sehr viele Therapiesuchende gibt, ist klar dass man zunächst auf ein Besetztzeichen trifft. Und so auch beim nächsten Versuch. Es ist bei diesem Andrang generell nicht sicher, dass man überhaupt durchkommt. Es gleicht eher einem Lotteriespiel, nur das es vermutlich nichts zu gewinnen gibt. Wenn man es dann irgendwann geschafft hat und endlich einen lebendigen Menschen am anderen Ende der Leitung vorfindet, bekommt man fast immer zu hören, dass keine Therapieplätze frei seien und man sich auf eine sogenannte Warteliste setzen lassen könne. Die heißt so, weil genau dies passiert und sonst nichts. Da könnte man sich lieber auf  eine Warteliste für den Tod setzen lassen, der meldet sich wenigstens irgendwann. Nicht so die äußerst gefragten Psychotherapeuten. Denn selbst wenn man auf der Warteliste steht und nicht weiterhin regelmäßig anruft und nachfragt, fliegt man da von selbst wieder heraus.

Womöglich gibt es in Wirklichkeit auch gar keine Wartelisten? Womöglich bekommt man einen Therapieplatz, wenn man zufällig genau dann anruft, wenn wieder einer frei wird? Ich habe das System nie wirklich durchschaut und kann auch bei ganz viel gutem Willen keinen therapeutischen Nutzen darin erkennen.

Therapielandschaft = Sparlandschaft

Was mich zu der Einschätzung führt, dass man hoch offiziell einem psychisch angeschlagenen Menschen, dem es gerade an Antrieb und Lebensmut mangelt, genau dies abverlangt, damit er einen Anspruch auf seine 3% Chance auf einen Therapieplatz auch überhaupt erst einmal anmelden kann. Das scheint fast alles so eingefädelt zu sein, als wäre es gar nicht erwünscht, dass Patienten ihren ohnehin schon gebeutelten Krankenkassen nun auch noch Therapiekosten bescheren? Wehe dem, der Arges dabei denkt!

Zu wenig Psychotherapeuten

Das Infotelefon Psychotherapie soll nun auch in den kommenden Monaten weiter­ geführt werden. Langfristig sei für eine ausreichende psychotherapeutische Versorgung jedoch vor allem eine höhere Anzahl an Psychotherapeuten erforderlich, hieß es. Ach nein, welche Erkenntnis? Das war vor fünf Jahren auch schon so, dass es nicht genügend Therapieplätze gab. Die entsprechenden Richtlinien würden derzeit in den obersten Gremien der gesetzlichen Kranken­ver­sicherung überarbeitet. Es sei zu hoffen, dass sich bald weitere Kollegen in der Region niederlassen dürfen. Ein gut vernetzter und vor Ort verankerte Info-Dienst für Psychotherapie nach dem Lipper Vorbild sei aber schon heute ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der ambulanten Patientenversorgung. Ich schließe mich dieser Hoffnung an, bleibe aber, wie könnte es auch anders sein, eher skeptisch.

Bundesweites Infotelefon Psychotherapie nötig

Hingegen wünsche ich mir so ein Info-Telefon bundesweit und flächendeckend, damit endlich einmal deutlich wird, welch hohen Bedarf an Therapieplätzen wir tatsächlich haben. Zudem könnte so den Patienten der „Ich- kümmere-mich-um -einen-Therapieplatz-Marathon“ in Zukunft erspart bleiben. Welch ein Segen wäre das!

Quellen zu Infotelefon Psychotherapie
Ärzteblatt   Foto: clipdealer.de

Infotelefon Psychotherapie