Depression Partnerschaft und ewige Liebe

ewige Liebe und Depression

Ewige Liebe – Realität oder Mythos?

Die Depression ist eine schwerwiegende Angelegenheit. Zu vielem sind die Betroffenen oft nicht mehr in der Lage. Allein morgens aus dem Bett zu kommen, kann zur scheinbar unüberwindbaren Hürde werden. Auch das Aufrechterhalten sozialer Kontakte oder das Führen einer Ehe oder Partnerschaft können zu einer großen Anstrengung werden oder gar zur Tortur. Die Depression scheint alle Ressourcen für sich selbst zu beanspruchen. Bröckelt die ewige Liebe unter der Depression? Oftmals erschweren unangemessene Erwartungen an die Partner das Zusammenleben. Was bedeutet eigentlich Partnerschaft in solch einem Fall und was kann man dafür tun, dass sie unter den Belastungen einer Depression nicht vorschnell zerbricht?


Verlust und Trennung – Ein Kommen und Gehen

Es ist ein ständiges Kommen und Gehen auf unsere Erde. Alles fließt, alles in in Bewegung. Nichts bleibt wie es ist. Unser ganzes Leben wird von Kommen und Gehen bestimmt. Krankheiten kommen und gehen, gute Zeiten kommen und gehen, Wetter kommt und geht, Kriege kommen und gehen, Moden kommen und gehen, Machthaber und ganze Staaten kommen und gehen, schmerzvolle Momente kommen und gehen und auch glückliche Augenblicke tun dies. Nichts lässt sich auf Dauer festhalten, alles bleibt für eine Zeit. Selbst unser Leben ist eingerahmt von unserem eigenen Kommen und Gehen. Eine Zeit lang sind wir hier auf dieser Erde. Wir wissen nicht, für wie lange, aber wir wissen, dass es nicht von Dauer sein wird.

Alles hat seine Zeit

Eine Zeit lang sind uns unsere Kinder anvertraut, aber es kommt der Tag, da werden sie das Nest verlassen und ihren eigenen Weg gehen. Eine Zeit lang haben wir einen Job, aber irgendwann werden wir ihn abgeben müssen. Es gibt Tag und Nacht, Jahreszeiten und Epochen. „Alles ist Windhauch!“ heißt es im Buch Kohelet. Warum ich das hier schreibe? Will ich damit sagen, dass auch eine Depression nur eine Zeit lang da ist? Nun, das ist in den meisten Fällen tatsächlich so. Aber darum soll es hier nicht gehen. Vielmehr habe ich mir Gedanken gemacht um meine Vorstellung von Beziehung und Partnerschaft, von Liebe, Ehe, Familie und auch Zweisamkeit. Wie gehaltvoll ist die Vorstellung es gäbe sie,  die ewige Liebe?

Trennung als Auslöser der Depression

Mein Zusammenbruch erfolgte, als ich erkannte, dass die ewige Liebe, Aufmerksamkeit und Bewunderung meiner ersten Frau nicht mehr unangefochten dem Vater ihrer Kinder sondern einem Dritten galten. Ich wurde hintergangen und betrogen, belogen und gedemütigt. Das war eine sehr schmerzhafte Trennung. Warum tun Menschen so etwas? Warum betrügen Menschen ihren Partner und bringen auf diese Weise so viel Schmerz in die Welt? Ganz sicher nicht, weil sie dem anderen weh tun wollen. Sie wollen sich womöglich nur wieder selbst einmal spüren. Ihr Gegenüber bietet vielleicht nicht mehr die gewohnte Projektionsfläche. Sie fühlen sich nicht mehr gesehen, nicht mehr angenommen und beginnen an sich selbst zu zweifeln und an ihrem Lebensentwurf. Wenn sich Menschen trennen, ist das zumeist ein Beleg dafür, dass sie sich bereits lange Zeit aus den Augen verloren haben. Zuerst haben sie sich selbst aus den Augen verloren und dann schließlich ihren Partner.

Die Trennung zeigt es spätestens an

Die Trennung ist quasi die Frucht ihres Tuns oder viel öfter auch ihres Unterlassens, der Fruchtkörper, der nun durch die Oberfläche nach außen dringt, und nur dem Wissenden anzeigt, dass der gesamte Waldboden bereits von Myzel durchzogen ist…

Das romantische Modell der immerwährenden Partnerschaft

Es ist noch nicht immer so, dass wir an die eine immerwährende, ewige Liebe glauben, diese heiraten und bis ans Ende unseres Lebens glücklich und zufrieden zu sein hoffen. Die Heirat aus Liebe entspringt romantischen Strömungen des Bürgertums in der Zeit um 1800. „Romantik ist die Idee, das flüchtige Gespenst der Verliebtheit in den Rahmen der Liebe zu stecken und ihm in einem selbst gemalten Porträt ein ewiges Antlitz zu geben.“ (Richard David Precht, Philosoph und Autor) oder wie Albert Einstein es einmal formulierte: „Heiraten ist ein unglückseliger Versuch, aus einem Ereignis einen Zustand zu machen.“ Die Menschen waren überwältigt von der Vorstellung einer romantischen Liebesbeziehung unter dem Segen Gottes, der Eltern und der Gesellschaft und so verbreitete sich die neue Sichtweise schnell. Noch heute wirkt sie unablässig fort bis in unsere Reihen…

Nicht realistisch?

Auch ich bin ein unbelehrbarer Romantiker und selbst wenn mein Verstand mir nach zwei Trennungen sagt: „Es gibt sie nicht, die ewige Liebe!“, wäre mein Herz doch bereit, erneut vor den Traualtar zu treten und an die ewige Liebe zu glauben. Vermutlich ist hier eher der Wunsch der Vater des Gedanken. Realistisch ist so eine romantische Sichtweise jedenfalls nicht, aber das macht ja vielleicht gerade ihren Charme aus.

Die mittelalterliche Ehe

Bis zur romantischen Epoche war es gang und gebe, sich aus Vernunftsgründen zu vermählen. Zumeist legten die Eltern der Brautleute fest, was unter den gegebenen Bedingungen vernünftig zu sein hatte. Damit hatten die Eltern dann einen Esser weniger zu versorgen und auch der Fortbestand der Familienlinie war gesichert. Es war eher eine Zweckgemeinschaft, die Eheleute früher zusammen führte. Jeder hatte seine Aufgaben zu erfüllen. Jeder tat, was er am besten konnte, auch zum Vorteil des Anderen. Das heißt natürlich nicht, dass nicht auch Liebe zwischen den Eheleuten möglich war, aber das war nicht selbstverständlich. Es ging darum, die eigenen Gene weiter zu geben und dazu erfüllte die Ehe die besten Voraussetzungen. Liebesbeziehungen gab es auch, doch fanden die zumeist außerhalb der Institution Ehe statt.

Die Rollen von Mann und Frau

Zumindest den männlichen Vertretern unserer Spezies wurde es insgeheim immer zugestanden (und wird es heute noch eher als Frauen), den Freuden der Liebe nachzugehen, auch wenn es hochoffiziell als unmoralisch galt, doch gehören ja zu einer Liebesbeziehung bekanntlich immer zwei. Während dieser Zeit entwickelten sich auch die uns heute noch bekannten geschlechtertypischen Rollen von Mann und Frau. Der Mann hatte für den Broterwerb zu sorgen, während die Frau für Haus und Kinder verantwortlich war.  Die Menschen heirateten also ganz klar, um einen Vorteil zu erlangen und hoben nicht blind und verliebt in eine Wunschzukunft ab, aus der sie irgendwann einmal hart aufschlagen würden. Wenn das von Anfang an klar ist, dann schießen auch nicht die Erwartungen ins Kraut, so wie das heute oft der Fall ist.

Die Ehe heute

Heute glauben Menschen, nur der Andere könne sie glücklich machen. Sie meinen, ohne ihren Partner nicht leben zu können, weil er oder sie ihr ganzes Glück sei. So sprechen sie zum Beispiel von ihrer besseren Hälfte oder davon, nicht vollständig zu sein ohne ihren Schatz. Sie übersehen, dass es ihre eigenen Defizite sind, die sie im Anderen zu stillen suchen. Das ist nicht LIEBE, das ist Missbrauch und Abhängigkeit, wenn auch unbewusst. Liebe erwartet nicht, Liebe verschenkt sich. Im Zuge der Romantik setzte sich die Auffassung durch, eine Ehe würde im Himmel geschlossen.Wir alle noch wuchsen auf in einer Gesellschaft falscher „Liebesehen“ und glaubten den Mythen und Märchen von der ewigen Liebe. Sicher hatten wir als Kinder unserer Eltern schon irgendwie eine Ahnung davon, das hier etwas nicht stimmt, aber wir wagten es nicht, die ewige Liebe in Frage zu stellen.

Ein ehernes Gesetz

Es war und ist ein ehernes Gesetz: „Was Gott verbunden hat, darf der Mensch nicht trennen.“. Also trennen wir heimlich unter Bettdecken, in Putzkammern, in Büros und auf Waldparkplätzen. Gott wird es schon nicht sehen! Aber vor allem sehen wir nicht, was wir da tun. Durch die Unehrlichkeit zu uns selbst und zu unserem Partner bringen wir unsäglichen Schmerz in die Welt und laden unnötig Schuld auf uns, die wir dann mit uns herumschleppen müssen. Es ist nicht die Liebe zu einem anderen Menschen, die ich in Frage stelle, es ist die Unaufrichtigkeit, mit der wir die Situation zu meistern versuchen. Die so genannte Liebesehe hat leider zu einer Menge von Problemen innerhalb der Ehe geführt. Niemals zuvor ist der Versuch unternommen worden, Liebe und  Leidenschaft in eine rechtliche Institution zu gießen.

Hoher Anspruch

Der mittlerweile hohe Anspruch an das Leben in der Ehe führt immer wieder zu Enttäuschungen und endet leider viel zu oft mit der Aufhebung dieser Institution vor dem Familiengericht. Auch außereheliche Beziehungen gibt es weiterhin. Traut man dem Modell, sollten sie ja eigentlich überflüssig sein?

Auch Liebe ist vergänglich

Sie ist eher selten geworden, die ewige Liebe. Wir wollen es nicht anerkennen. Wir verschließen die Augen vor den Tatsachen. Auch die Liebe zählt zu den Dingen, die vergänglich sind. Auch die Liebe ist nur ein Begleiter auf Zeit. Wir wollen das weder hören noch sehen, weil wir einfach die Vorstellung nicht ertragen, verlassen werden zu können. Was wahr ist, wollen wir nicht wahrhaben: Nichts hält ewig. Wir sind eben nicht für die Dauer eines ganzes Lebens füreinander bestimmt, als etwas Fixes, Unabänderliches. Es ist wie alles im Leben ein Bund auf Zeit. Für eine Zeit ist es gut für uns und wir tun gut daran, diese Zeit auszukosten.

In Würde leben

Danach kommt womöglich eine andere Zeit und wir haben die Möglichkeit andere, neue Erfahrungen zu machen. Wenn wir aus Liebe heiraten und das tun nun einmal die meisten Menschen von uns, sollten wir so ehrlich zueinander sein und uns nicht versprechen, was wir nicht halten können: „…bis das der Tod uns scheidet.“ Wir sollten uns stattdessen lieber ansehen und sagen: „Ich möchte mit dir ein Stück des Weges gehen, möchte mein Leben mit dir teilen, solange es für uns beide gut ist. Wenn irgendwann der Tag des Abschiednehmens kommen sollte, möchte ich dich in Würde gehen lassen.“

Offenheit erspart Enttäuschung

So viele Paare trennen sich in Wut oder gar Hass, obwohl sie sich einst liebten. Mit Würde und Respekt hat dies nichts zu tun. Anwälte heizen das Misstrauen, gewollt oder ungewollt, oftmals noch an und ziehen Trennungen damit unnötig in qualvolle Länge. Meistens kann es kein gutes Ende nehmen, weil sich manches einfach nicht mehr klären lässt. Was am Ende bleibt, ist ein halbwegs fauler Kompromiss und auf beiden Seiten ein Rucksack voller Wut, Schmerz und Misstrauen, den beide Expartner fortan mit sich durch’s Leben schleppen müssen. Ich bin damals durch die sich anbahnende Trennung total abgestürzt, verlor den Boden unter den Füßen und jegliche Zukunft. Ich sah keinen Grund mehr, weiter zu leben…

Lüge verletzt

Auch ich war blind für meine Ehe geworden, glaubte wir hätten eine gute Beziehung. Trennung? Unvorstellbar! Damit habe ich meinen Teil dazu beigetragen, aus einer Drittbeziehung ein Tabuthema zu machen. Ich hätte es sehen können, dass sich etwas änderte, aber ich wollte nicht. Stattdessen hielt ich am gewohnten Alltag fest. Das gab mir Sicherheit – aber eben nur scheinbar. So manche Depression bliebe uns Menschen womöglich erspart, wenn wir in Herzensangelegenheiten einen offenen, respektvollen Umgang miteinander pflegten. Nicht das Fremdgehen als solches verletzt uns auf ewig. Es ist das missbrauchte Vertrauen, es ist die Lüge. Das aber ist völlig überflüssig, denn es kommt doch an den Tag und auf den Tisch. Was wahr ist, lässt sich nicht auf Dauer verheimlichen. Es fängt meist viel früher und viel leiser an.

Die Liebe ist selten von heute auf morgen weg. Sie wird eher langsam kalt. Hier könnte man eigentlich noch miteinander reden, ohne dem anderen weh zu tun. Doch viel zu oft unterbleibt dies leider…

Mein Traum von der Ehe

Ich würde mir wünschen, dass sich Brautleute vor der Eheschließung darüber im Klaren sind und auch darüber reden, dass ihre Ehe womöglich nur eine Ehe auf Zeit ist. Aber vielleicht geht das ja tatsächlich nicht, weil sie sich eben dies in ihrer Verliebtheit so gar nicht vorstellen könne? Ich würde mir dennoch wünschen, dass sie vor der Hochzeit Vorkehrungen dafür träfen, dass eine eventuelle Trennung später würde- und respektvoll vonstatten gehen kann. Ein Ehevertrag böte hierfür geeignete Möglichkeiten. Und wenn der Tag je kommen sollte, dass sie etwas für jemand anderen empfinden oder aber für den eigenen Partner nichts mehr empfinden (das passiert auch öfter als man denkt), dass sie dann offen miteinander reden, so wie sie es sich am Anfang ihrer Ehe versprachen.

Anschauen was fehlt

Der ehrliche, einander zugewandte Umgang mit dem Partner scheint mir das, was eine gute Beziehung ausmacht. Wenn das möglich ist, ist eine Trennung nicht zwangsläufig notwendig. Dann kann man sich gemeinsam anschauen, was gerade fehlt in der Beziehung, warum es zu dieser großen Distanz überhaupt gekommen ist. Solange beide Seiten zueinander in Beziehung stehen, bleibt der Boden der Beziehung offen, bleibt das Land fruchtbar. Eine gute Beziehung braucht Pflege und Zuwendung, wie alles was lebt, und den unablässigen Willen den Partner an der eigenen Entwicklung teilhaben zu lassen, ihn mitzunehmen. Beziehung ist ganz sicher kein Hexenwerk, aber ganz sicher auch kein Selbstläufer.

Ewige Liebe muss aus dem Herzen kommen

Liebe ist eine gute Basis und vor allem die Liebe zu sich selbst. Jeder braucht ein eigenes Leben, damit sich ein gemeinsames Leben formen kann. Eine Schnittmenge kann sich nur ergeben, wenn auch tatsächlich zwei Teilmengen vorhanden sind. Je prächtiger und umfangreicher diese ausfallen, um so vitaler kann sich dann auch etwas Gemeinsames bilden und fortentwickeln. Ich halte sie keineswegs für ausgeschlossen, die ewige Liebe, die Beziehung „Bis dass der Tod euch scheidet“, im Gegenteil, es gibt doch nichts Schöneres als in dieser Gewissheit leben zu können. Nur kann man das eben nicht allein durch einen äußeren Rahmen erzwingen. Es muss aus dem Herzen heraus gelebt werden, jeden Tag wieder neu…

Quellen zu Depression Partnerschaft und ewige Liebe
Wikipedia   spiegel.de   Foto: clipdealer.de

ewige liebe

Das könnte dich auch interessieren …