Depression Lebenserwartung und meine Möglichkeiten

Depression Lebenserwartung Statistik

Gehen Depressionen wirklich mit einer verringerten Lebenserwartung einher?

Es gibt jede Menge Abhandlungen, Statistiken und Studien zum Stichwort „Depression Lebenserwartung“. Allgemeinhin heißt es, dass Depressive im Schnitt neun Jahre weniger zu leben hätten als nicht depressive Menschen. Nun könnte ich mit Mitte Fünfzig sagen: Da lohnt sich ja die ganze Ackerei mit Psychotherapie, Selbstanalyse, neuem Verhalten und so weiter nun wirklich nicht mehr! Doch wie heißt es so schön? Traue niemals einer Statistik, die du nicht selbst erstellt hast! 


Depression Lebenserwartung und Statistik

Natürlich sinkt die durchschnittliche Lebenserwartung depressiver Menschen angesichts Tausender Suizide pro Jahr. Aber wir wollen hier ja nicht über die Toten reden und ich selbst habe es zur Zeit auch noch nicht auf dem Zettel, mich ihnen zuzugesellen. Wir reden über lebendige Menschen mit Depressionen und sofern sie ihren Lebenswillen bewahren können, können sie ein ebenso hohes Alter erreichen, wie jeder andere auch. Das ist die gute Nachricht, was das Alter betrifft! Anders herum könnte man auch argumentieren, dass die, die sich nicht das Leben nehmen wollen, eine statistisch um neun Jahre höhere Lebenserwartung haben als die Gesamtheit der Depressiven. Na, wenn das mal keine guten Aussichten sind! Da könnte man doch glatt euphorisch werden! Es lohnt sich also doch, weiter zu machen, den eigenen Weg beharrlich weiter zu gehen! Statistiken zum Thema „Depression Lebenserwartung“ werden daran ganz sicher nichts ändern.

Depression heilbar durch Altwerden?

Depressionen brauchen viele Jahre, um sich, zumeist unbemerkt, in uns zu etablieren. Sie sind ein Zeichen ungünstiger Lebensbedingungen unter Umständen, die wir glauben, nicht ändern zu können. Ich denke, selbst wenn wir überhaupt nicht an uns arbeiten und nur die äußeren Lebensumstände anpassen, also zum Beispiel den Stress reduzieren, dann wird die Depression genauso verschwinden, wie sie gekommen ist, still und leise und ganz von allein. Wenn wir aber nicht so lange warten wollen, vielleicht weil uns allmählich die Zeit davon läuft oder weil wir einfach zu ungeduldig sind und beschlossen haben, uns jetzt dem besseren Teil unseres Lebens zu zu wenden, dann können wir doch eine ganze Menge tun. Wir können den Prozess der Genesung beschleunigen.

Depression Lebenserwartung und alte Muster

Im Laufe unseres Lebens haben wir gelernt, auf bestimmte Situationen in bestimmter Weise zu reagieren. Diese Muster sind fest in uns eingebrannt, machen uns gleichsam aus. Es sind Verbindungen im Gehirn, festverdrahtete Netzwerke von Neuronen, die dort angelegt wurden und die umso stabiler sind, je öfter sie benutzt werden. Und wenn du jetzt einmal in dich hineinhorchst, dann wirst du zugeben müssen, dass du diese Verbindungen schon sehr oft, viel zu oft benutzt hast. Vielleicht findest du einmal heraus, welches Verhaltensmuster dir die größten Schwierigkeiten in deinem Leben verursacht?

  • Ist es der Umgang mit Kritik?
  • Ist es die Reaktion auf Ablehnung?
  • Sind es eher mangelnde Fähigkeiten, mit Enttäuschungen umzugehen?

Sich besser zu fühlen, kann man lernen. Die alten Muster hatten damals ihre Berechtigung und waren eine funktionierende Überlebensstrategie. Doch heute sind andere Bedingungen da. Das Leben ist weitergegangen. Das Wetter hat sich sozusagen verändert, wir aber tragen noch immer dieselbe Kleidung. Das ist nicht unbedingt lebensbedrohlich und wir könnten auch so weiter machen, aber es fühlt sich nicht besonders gut an. Ich denke, es ist an der Zeit, den alten schweren Wintermantel in den Schrank zu hängen. Es ist Frühling geworden und die Sonne auf der Haut könnte uns gut tun. Es ist Zeit, weiter zu gehen. Du hast es selbst in der Hand! Egal welches Alter du erreicht hast – du kannst etwas ändern. Du kannst theoretisch jeden Tag anfangen. Warum willst nicht schon heute damit beginnen?

Etwas im Leben verändern

Nun ist schon klar, dass man eingespieltes Verhalten nicht so einfach verändern kann. Das funktioniert wie klassische Konditionierung, wie wir sie von der Tierdressur her kennen. Wir müssen üben, viel üben. Zunächst geht es darum, alternative Bewertungen für eine Situation zu entwickeln.

Das Alter spielt fast keine Rolle – Therapie geht immer…

Um es am Beispiel der Kritik zu verdeutlichen: Auch den Umgang mit Kritik kann man lernen. Kritik muss uns nicht klein machen! Sie kann eine Hilfe sein, etwas in Zukunft besser zu machen. Kritik kann eine Hilfe sein, eine Lebenshilfe. Selbst wenn Kritik zunächst vielleicht sogar negativ gemeint war, können wir sie, vorausgesetzt sie hat Substanz, positiv für uns verwerten. Und wenn sie keine Substanz hat? Na, was kümmert uns dann solche Kritik? In so einem Fall sagt sie mehr über den Kritisierenden aus als über den Kritisierten.

Wir können uns immer wieder deutlich machen, dass Kritik uns voran bringen kann. Ich sage nicht, dass das leicht ist, aber am Ende werden wir differenzierter mit Kritik umgehen können und deutlich weniger unter ihr zu leiden haben. Mit jedem Innehalten und Überlegen, mit jedem neuen Bewerten einer Kritik wird sich ein alternativer Nervenweg in unserem Gehirn formen und je öfter wir in benutzen, umso besser wird er ausgebaut. Irgendwann wird die „alte Nervenbahn“ nicht mehr gebraucht. Wir haben uns verändert. Wir haben neues Verhalten gelernt! Und das geht tatsächlich in jedem Alter!

Von außen kann man nicht gesund gemacht werden

„Alter schützt vor Torheit nicht“ ist eine Volksweisheit, die auch im Falle von Depressionen ihre Berechtigung hat. Du musst die Sache schon selbst in die Hand nehmen. Glaub nicht, „man“ könne dich gesund machen. Gesundheit kann man nicht kaufen, seelische Gesundheit erst recht nicht! Du musst selbst etwas dafür tun! Eine Psychotherapie kann hierbei hilfreich sein, ist es aber nicht in jedem Fall. Entscheidend ist dein Wille, etwas verändern zu wollen und es auch zu tun. Stelle dir am besten ein Ziel! Nimm dir eine Aufgabe vor, ändere nur eine Sache und dein Leben wird schon umso so viel leichter und schöner werden. Alles was du zu einem besseren Leben brauchst, trägst du bereits in dir und das bereits von Geburt an.

Bewertung von Situationen

Du bestimmst selbst, was du fühlst! Situationen sind Situationen. Der eine sieht sie so, der andere so. Situationen sind jedoch neutral. Sie haben keinen Wert. Die Wertung findet erst später in uns selbst statt. Und je nachdem, wie wir eine Situation bewerten, ob wir sie gefährlich oder lustig, hilfreich oder eklig finden, stellen sich entsprechende Gefühle ein. Probiere es aus und bleibe einige Zeit mit deiner Aufmerksamkeit bei den einzelnen Worten. Denke zum Beispiel über das Wort „lustig“ nach und beobachte was passiert. Du wirst automatisch schöne Gefühle haben und an lustige Situationen erinnert werden. So funktioniert unser Denkapparat.

Alles was wir erleben, vergleichen wir mit unseren Erfahrungen. Unbewusst prüfen wir blitzschnell, ob wir ähnliches bereits erlebt haben und rufen die Wertung ab. Wenn wir uns nicht die Mühe machen, die Situation neu zu bewerten, quasi wie ein Kind, dass die Welt erkundet, dann werden wir auch wieder so fühlen, wie unsere Erfahrung es uns gelehrt hat.

Das ist der eigentliche Weg aus der Depression. Neue Wege zu gehen, neues Verhalten zu üben, zu neuen Bewertungen zu kommen, überall dort, wo wir uns mit unseren alten Mustern selbst im Weg stehen. Es liegt bei dir, der Depression zu entkommen. Du kannst es ab sofort besser machen oder du machst es wie immer. Alter schützt vor Torheit nicht. Aber Alter spricht auch nicht gegen einen Neuanfang. Einzig was du selbst willst und auch tust, das zählt…

Depression Lebenserwartung und dein Alter

Nun denkst am Ende dieses Beitrages vielleicht doch, Depression, Lebenserwartung und dein Alter wären unabänderliche Zusammenhänge. Du glaubst vielleicht, du hättest schon alles erlebt? Womöglich fehlt dir die Kraft, weiterzugehen? Aber egal wie alt du nun gerade bist, lass dir bitte eines gesagt sein: Das Leben ist noch nicht zu Ende! Es ist dann zu Ende, wenn es zu Ende ist. Jetzt gerade sitzt du hier und sinnst darüber nach, wie du der Depression entkommen kannst. Das ist nur ein neuer Abschnitt, der mit dieser Krankheit begann, ein Lebensabschnitt, der dich etwas lehren will.

Ich habe neulich tatsächlich spaßeshalber einmal die Statistik für mich bemüht und mir ausrechnen lassen, wie hoch meine Lebenserwartung sein wird. Dabei kam der verwendete Lebenszeitrechner zu dem erfreulichen Ergebnis, dass ich vermutlich einmal 91 Jahre alt werde. Das heißt, ich habe noch gut dreißig Jahre zu leben. Und wenn das gute Jahre werden sollen, dann denke ich, muss ich nun auch dafür sorgen, dass sie gut werden können. Und weißt du was? Ich habe für mich beschlossen, dass die Jahre, die mir noch geschenkt sind, die besten Jahre meines Lebens werden sollen! Ich freue mich auf diese Zeit und auf all das, was ich noch lernen und erleben darf auf meine Zeit als Partner, Opa und Weltentdecker…

Quellen zu „Depression Lebenserwartung und Statistik“

Foto: Joachim Lodders / pixelio.de

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