Männer Frauen und Depression

Depression bei Männern und FrauenGlaubt man der Statistik, so erkrankt etwa jeder achte Mann im Laufe seines Lebens an einer Depression. Das Risiko bei Frauen liegt angeblich doppelt so hoch. Zahlen, die einige Fragen aufwerfen dürften. Warum ist das so? Sind Männer tatsächlich das „starke“ Geschlecht und belastbarer als Frauen? Sind Frauen vielleicht einfach nur zu zimperlich? Das ist natürlich Quatsch! Frauen sind mindestens genauso stark und belastbar wie Männer. Sie sind nur sozialer und kommunikativer. Sie gehen eher auf andere Menschen zu und öffnen sich, während Männer nicht gern über ihre Gefühle reden. 


Männer sind ander – Frauen auch

Frauen sind eher in der Lage, sich zu zeigen, etwas von sich preiszugeben. Das macht sie natürlich auch angreifbarer. Männer hingegen verbergen ihre Schwäche nur allzu gerne. Frauen sorgen für den Zusammenhalt der Gesellschaft, indem sie soziale Netzwerke schaffen und auch pflegen. Männer neigen im Allgemeinen eher zu Abgrenzung als zu Verbindung.  Sie sind von ihrer Anlage her einfach aggressiver. Und das hat entwicklungsgeschichtlich auch gute Gründe.

Männer haben Aggressionen

In der Anfangszeit der Menschen war es die Aufgabe von Männern, zu jagen und den Clan mit ausreichend Nahrung zu versorgen. Wie hätten sie das tun sollen, ohne aggressiv zu sein? Sie konnten ja das Wildschwein nicht überreden, in den Kochtopf zu springen. Frauen hätten das vermutlich versucht und sich am Ende wohl doch für die Brennesselsuppe entschieden. Auch der Schutz des Clans war Aufgabe der Männer. Sie wehrten Feinde ab oder überfielen andere Sippen, um das Überleben der eigenen Gruppe zu gewährleisten. Aber machte sie das auch emotional stärker? Ich denke, das Gegenteil ist der Fall. Weder emotional noch sozial gestärkt gingen Männer je aus einem Krieg hervor. Im Krieg und auf der Jagd ist derjenige erfolgreich, der sich nicht bestimmten Gefühlen hingibt. Angst, Traurigkeit und Mitleid werden unterdrückt. Wut und Zorn treten an ihre Stelle.

Männer und Depressionen

Wut anstelle von Niedergeschlagenheit – die männliche Depression zeigt sich oft durch „untypische“ Symptome wie Arbeitswut, Aggression, Alkohol oder Drogen. Wenn Männer der Depression erliegen, entwickeln sie meist nicht die für Frauen typischen depressiven Symptome. Häufig bleibt ihr seelisches Leiden deshalb viel zu lange unbemerkt. Und Männer gehen auch nicht so schnell zum Psychiater wie Frauen das tun. Das veröffentlichte jüngst die FAZ in einem Artikel über die Häufigkeit von Arztbesuchen. Vermutlich ist dies auch ein wesentlicher Grund dafür, dass bei Männern Depressionen seltener festgestellt werden als bei Frauen. Die gängigen Fragebögen, nach denen Depressionen üblicherweise diagnostiziert werden, erfassen vor allem Symptome von Frauen. Das sind Symptome wie Schmerzen, Traurigkeit, Niedergeschlagenheit, Angst und Antriebslosigkeit. Vermutlich wird deshalb die Depression bei Männern oftmals nicht erkannt oder eben erst viel zu spät. Das dürfte dann auch mit erklären, warum die Suizidrate beim Mann etwa doppelt so hoch ist wie bei seinem weiblichen Pendant.

Depressionen müssen behandelt werden

Wenn aber die Diagnose nicht früh genug gestellt wird, kann aus einer unbehandelten Depression leicht ein tödlich verlaufendes Fiasko werden. Experten sind mittlerweile der Meinung, dass die Krankheit Depression tatsächlich bei beiden Geschlechtern etwa gleich häufig auftritt. Ich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen und behaupten, dass Männer der Depression weitaus häufiger erliegen als Frauen. Ich vermute dies, weil Männer eher darauf getrimmt wurden, ihre Gefühle zu unterdrücken, anstatt sie zu anzunehmen und achtsam mit ihnen umzugehen. Hier bedarf es noch einer Menge Aufklärungsarbeit. Es bedarf zudem auch mutiger Männer, die sich ihrer Wahrheit stellen und die bereit sind, auch öffentlich zu sich zu stehen. Je öfter Männer dies tun, um so schneller wächst das Selbstverständnis für die Depression in der Gesellschaft. Je selbstverständlicher Männer dazu bereit sind, um so eher kann eine allgemeine Akzeptanz stattfinden, umso weniger müssen Menschen ihre Depression verbergen.

Annahme als Schlüssel

Der Weg zur Heilung läuft über die Annahme. Es ist keine Schande, depressiv zu sein. Es ist vielmehr eine Reaktion der Seele auf ungünstige Lebensbedingungen. In der Annahme liegt die Chance zum Wandel. Ein öffentliches Ja zur Depression, ein verständnisvolles Ja in der Gesellschaft, könnte hier vieles zum Guten hin ändern…

Quellen zu Depression bei Männern und Frauen
Foto: Michael Bührke  / pixelio.de    FAZ

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