Lithium bei Depression – Erfahrungen mit Phasenprophylaktika

Phasenprophylaxe mit Lithium

Bei Depression Lithium zu geben, passiert gar nicht mal so selten. Eigentlich ist Lithium kein klassisches Antidepressivum, wird aber dennoch erfolgreich zur Behandlung von Depressionen eingesetzt. Wie wirkt es, welche Nebenwirkungen können auftreten und bei welcher Art von Depression kann es überhaupt zur Anwendung kommen? Mit Hilfe von Lithium Depression behandeln – Erfahrungen mit einem sehr alten Wirkstoff…


Das Medikament

Lithium wurde 1817 in Gesteinen entdeckt und erhielt aufgrund dessen seinen Namen (griech. lithos = Stein. Es wird bereits seit Mitte des letzten Jahrhunderts in der Psychiatrie eingesetzt und ist deshalb in seiner Anwendung auch recht gut erforscht, was Wirkung und Nebenwirkungen angeht, gibt es also reichhaltige Erfahrungen.

Alte Medizin

Bereits im 5. Jahrhundert nach Christus war bekannt, dass lithiumhaltige Mineralwässer die Stimmung auszugleichen vermögen. 1949 entdeckte dann der australische Forscher John F. Cade, dass Lithium einen leicht dämpfenden Effekt auf Patienten mit übersteigerter Hochstimmung hat. Einige Jahre danach bestätigte der dänische Wissenschaftler Mogens Schou diese Wirkung und führte infolgedessen in Europa Lithium als Medikament ein. Bis zu jener Zeit war Lithiumcitrat sogar Inhaltsstoff des Erfrischungsgetränkes 7 Up, das von PepsiCo vertrieben wurde.

Erfahrungen mit Phasenmedikamenten

Jahrelang wusste ich nicht viel von diesem Wirkstoff, aber mein neuer Psychiater war der Meinung, dass er mein Wohlbefinden noch ein wenig zu verbessern in der Lage sei. Er sprach in diesem Zusammenhang von sogenannten Phasenmedikamenten, wozu Lithium gerechnet wird. Er war der Überzeugung, meine häufig auftretenden Gefühlsschwankungen dadurch etwas moderater ausfallen zu lassen. Aus diesem Grund nehme ich jetzt auch seit einigen Monaten wegen meiner Depression Lithium zusätzlich zu einem Antidepressivum. Ich kann mittlerweile bestätigen, dass diese Maßnahme tatsächlich eine ausgleichende Wirkung auf meine Gefühlsschwankungen hat. Auch meine Stimmung hat sich deutlich verbessert, was wohl dem verstärkenden Effekt auf Antidepressiva zuzu schreiben ist. Mit Lithium Depression behandeln – das war zunächst neu für mich, aber ich glaube, es ist eine gute Sache.

Lithiumcarbonat

Vielleicht ist es auch noch zu früh, über die Wirksamkeit von Phasenmedikamenten zu urteilen, aber bis heute sind das meine Erfahrungen und die möchte ich an dieser Stelle nicht vorenthalten. Nebenwirkungen habe ich bislang keine bemerkt. Ich nehme täglich abends 900 mg Lithiumcarbonat zusammen mit Cymbalta oder wie es auch gehandelt wird, Xeristar ein. Das Medikament heißt Quilonum retard. Nach meiner Einschätzung hat auf meine Depression Lithium einen sehr positiven Einfluss. Ich werde später noch einmal einen Erfahrungsbericht dazu abgeben, wenn noch etwas mehr Zeit vergangen ist.

Lithium Depression Wirkung

Lithium gehört zu den Leichtmetallen und wird therapeutisch in Form verschiedener Lithiumsalze verabreicht. Im arzneilichen Einsatz sind zum Beispiel Lithiumcarbonat, Lithiumorotat, Lithiumacetat, Lithiumsulfat und Lithiumcitrat. Lithium wirkt im Gehirn auf eine Vielzahl biochemischer Prozesse ein. Welcher dieser Effekte sich jedoch im einzelnen antidepressiv auswirkt, ist den Forschern bis heute noch nicht klar. Man vermutet, dass sich bei manisch depressiven Patienten durch Lithium die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls verringert, indem es während der Hochphasen den Noradrenalinüberschuss senkt und in depressiven Phasen den Serotoninspiegel hebt. Der genaue Zusammenhang, weshalb man mit Lithium depression behandelt, ist aber noch nicht bekannt. Bei Gesunden ruft Lithium keine Wirkung auf die Psyche hervor. Hauptsächlich werden Lithiumsalze deshalb in der Langzeittherapie von Patienten mit Bipolarer Störung als sogenannte Phasenprophylaxe verordnet.

Bei unipolarer Depression Lithium

Hin und wieder verschreiben Psychiater aber auch bei unipolarer Depression Lithium (also bei normaler, nicht bipolarer Depression). Sie wollen so die Wirkung der eingesetzten Antidepressiva zu verstärken. Diese Form der zusätzlichen Verabreichung nennt man Augmentation (von lat. augmentare = verstärken).
Dabei wird der Effekt genutzt, dass das Element in Kombination mit herkömmlichen Antidepressiva dazu führt, dass eine neue depressive Episode unwahrscheinlicher wird. Bei affektiven Störungen, wozu die Bipolare Störung ebenso zählt wie die Depression, ist die Lithiumtherapie bislang sogar die einzige medikamentöse Behandlung, die nachgewiesenermaßen eine suizidverhütende Wirkung hat. Lithium wirkt nach einigen Wochen günstig auf die Manie. Die stabilisierende Wirkung auf die depressive Phase kann allerdings bis zu einem Jahr auf sich warten lassen, was ein wenig gegen das Konzept Lithium bei Depression spricht.

Einsatz bei Schizophrenie

Bei therapieresistenter Schizophrenie kann das Leichtmetall in Kombination mit Neuroleptika ebenfalls einen günstigen, verstärkenden Einfluss auf die Therapie haben, ähnlich wie es bei Depressionen der Fall ist. Weiterhin kommt Lithium bei der Behandlung von Cluster-Kopfschmerz zum Einsatz. Hier ist es allerdings nur das Mittel zweiter Wahl und wird erst dann verwendet, wenn Medikamente wie etwa Verapamil oder Kortikoide nicht die gewünschte Wirkung zeigen. Lithium ist unter den Handelsnamen Hypnorex, Lithiophor, Neurolepsin, Quilonum, Quilonum retard und Quilonorm auf Rezept in der Apotheke erhältlich.

Lithium – Erfahrung mit Nebenwirkungen

Das Medikament Lithium hat leider nur eine äußerst geringe therapeutische Breite. Das heißt, das Dosierungsfenster, bei dem der Medikamentenspiegel im Blut hoch genug ist, um wirksam zu sein, aber nicht so hoch, dass gefährliche Nebenwirkungen entstehen, ist vergleichsweise klein. Anders ausgedrückt ist es von der Wirkungslosigkeit bis zur Vergiftung nur ein schmaler Grat. Wenn man bei Depression Lithium einnimmt, sollte man deshalb unbedingt an die ärztliche Verordnung halten. Aus diesem Grund wird während der Lithiumtherapie auch regelmäßig die Wirkstoffkonzentration im Blut überprüft. Lithiumsalze machen nicht körperlich abhängig. Unter der Einnahme von Lithium als Medikament kann es jedoch zu einer Reihe anderer Nebenwirkungen kommen.

Häufigste Nebenwirkungen von Lithium

  • Zittern
  • Verdauungsbeschwerden
  • Übelkeit
  • Durchfall
  • Konzentrationsstörungen
  • Gewichts­zunahme
  • Schilddrüsen­vergrößerung
  • Schilddrüsenunterfunktion
  • erhöhter Harndrang
  • vermehrte Zahl der weißen Blutkörperchen
  • sexuelle Funktionsstörungen und Hautveränderungen

Gefährliche Nebenwirkungen von Lithium

  • Herzrhythmusstörungen
  • Blutdruckabfall
  • Kreislaufversagen
  • Krampfanfälle
  • Ohnmachtsanfälle
  • Nierenfunktionsstörungen
  • Gesichtsfeldausfälle
  • Herzmuskelerkrankungen
  • Blutzuckerschwankungen
  • Koordinationsstörungen und Psychosen.

Lithiumvergiftung

Bei einer Lithiumvergiftung kann es zu vermehrtem Durst, gesteigerter Urinausscheidung, Muskelzucken, Schwindel, Krämpfen, Erbrechen, Durchfall, Zittern, Koordinationsstörungen und Bewusstseinstrübung kommen. In so einem Fall wird dringend geraten, viel Wasser zu trinken und sofort einen Arzt auf zu suchen.

Erfahrungen zu den Nebenwirkungen von Lithium

Mit Lithium als Medikament ist nicht zu spaßen. Eine regelmäßige Einnahme ist ebenso wichtig wie eine regelmäßige Überprüfung der Blutwerte. Weitere Details aus den Herstellerangaben zu meinem Präparat, dem Quilonum Retard findest du hier: Beipackzettel

Lithium in Nahrungsmitteln

Lithium zählt zu den Spurenelementen der menschlichen Ernährung. In unserem Körper ist es mit etwa sieben Milligramm enthalten. Die größten Depots finden sich in den Lymphknoten, in der Lunge und Leber, aber auch im Gehirn, dem Skelett, den Zähnen und anderen Organen ist dieses Spurenelement enthalten. Unsere Nahrung liefert uns bis zu 2,5 Milligramm Lithium täglich. Eine Überdosierung durch normale Ernährung ist deshalb ausgeschlossen, denn Gaben von bis zu zehn Milligramm gelten als unbedenklich. Die wichtigsten Quellen für Lithium sind Eier, Milch, Fisch und Fleisch. Aber auch in Kartoffeln, Gemüse, Getreide und Trink- oder Mineralwasser ist Lithium enthalten.

Lithium wirkt lebensverlängernd

Die regelmäßige Aufnahme des Spurenelements kann die Lebenserwartung nachweislich verlängern. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Studie von Ernährungswissenschaftlern der Friedrich-Schiller-Universität in Jena. In Zusammenarbeit mit japanischen Forschern haben die Experten die Todesrate in 18 japanischen Gemeinden untersucht. Dabei habe sich gezeigt, dass die Sterberate in den Gemeinden deutlich geringer ausfällt, in denen sich mehr Lithium im Leitungswasser befindet. Möglicherweise könne man eines Tages Lithium als Nahrungsergänzungsmittel anbieten und so die Lebenserwartung der Menschen erhöhen. Dazu seien aber noch weitere Untersuchungen nötig.

Nachtrag zu „Lithium Depression Erfahrungen“

Lithium als Quilonum Retard oder auch Quilonorm nehme ich jetzt etwa ein Jahr lang ein. Innerhalb der therapeutischen Breite liege ich unter der Einnahme von täglich 2 Stück Quilonum Retard eher am unteren Rand, also etwas über 0,5 mmol/Liter. Das ist mir aber auch recht so, ist auf diese Weise der Abstand zum toxischen Bereich doch doppelt so groß wie im oberen Bereich der therapeutischen Breite. Ich bemerke außer einer leichten Gewichtszunahme keinerlei Nebenwirkungen. Die Gewichtszunahme kann aber durchaus auch andere Ursachen haben. Jedoch fiel mir auf, dass ich mehr trinke, seit ich für meine Depression Lithium einnehme, auch nachts muss ich jetzt immer etwas griffbereit haben. Das Medikament wirkt gut. Ich habe nicht mehr diese heftigen Stimmungsschwankungen. Zwar sind mir meine Stimmungshochs auf diese Weise leider auch verloren gegangen, aber sei es drum. Das ist es mir wert.

Schwankungen des Lithiumspiegels

Bei den regelmäßigen Blutuntersuchen fiel auf, dass der Lithiumspiegel in meinem Blut ständig schwankt, obwohl ich wegen meiner Depression Lithium  regelmäßig einnehme. Nachdem einmal der Wert sogar auf 0,25 mmol/l abfiel, war mein Psychiater war schon drauf und dran, die Dosis zu erhöhen. Er ordnete einen nochmaligen Lithiumtest an und ich verordnete mir eine Suche nach den Ursachen. Bei dieser Recherche stieß ich dann auf den Begriff der Halbwertzeit und so kam ich darauf, dass mein Spiegel zwangsläufig ein anderer sein muss, wenn ich das Lithium nicht immer zur gleichen Tageszeit einnehme. Und das tat ich bislang nicht. Ich nahm es immer abends ein. An trüben Tagen war das manchmal schon um Fünf, an anderen Tagen erst vor dem Schlafen gehen. Und auch dieser Zeitpunkt kann schwanken.

Regelmäßige Einnahme

So habe ich diesmal am Tag vor der Blutkontrolle das Lithium erst abends gegen 22.00 Uhr eingenommen. Die Blutentnahme erfolgte am kommenden Tag gegen 9.00 Uhr. Und siehe da, mein Wert war wieder da, wo er sein sollte und wir sind alle zufrieden. Es ist also wichtig, zumindest am Tag vor der Blutentnahme das Lithium zu einer festen Zeit einzunehmen, um sich unnötige Irritationen zu ersparen. Ich kann mir jedoch vorstellen, dass es auch sonst für den Körper gut ist, eine feste Zeit für die Einnahme zu haben.

Einnahme  als Medikament

Die therapeutische Dosis

Die therapeutische Dosis ist jeweils individuell und von der Plasmamenge im Körper abhängig. Große und schwere Menschen werden daher vermutlich etwas höher dosiert werden müssen als kleine, leichte Personen. Hierzu wird regelmäßig der Wirkstoffspiegel überwacht. Empfohlen wird eine solche Überprüfung alle 1-2 Monate. Ich lasse meine Lithiumwerte alle 100 Tage ermitteln. Das ist der Zeitraum, für den eine Packung N3 Quilonorm Retard ausreicht. Dann muss ich sowieso wieder in die Praxis wegen eines neues Rezeptes. Dort findet dann auch gleich die Blutentnahme für den Lithiumtest statt. Die therapeutische Dosis für eine Langzeittherapie der Depression liegt zwischen 0,5 und 1,0 mmol/l. Jedoch bereits ab 1,5 mmol/l wirkt das Medikament toxisch. Ab dieser Konzentration kann es zur oben beschriebenen Lithiumvergiftung kommen.

Die Halbwertzeit

Lithium wird relativ schnell im Körper wieder abgebaut. Man spricht von der Halbwertzeit. Das ist die Zeit, in der der Wirkstoffspiegel vom Maximum auf die Hälfte zurück geht. Bis ein Medikament völlig aus dem Körper verschwunden ist, vergehen etwa vier bis fünf solcher Halbwertszeiten. Die Halbwertzeitangaben der Pharmahersteller sind allerdings nur ungenaue Werte, da sie unter anderem auch vom Alter, dem Geschlecht und der Konstitution des Patienten abhängig sind. Bei bestimmten Vorerkrankungen oder bei Kombination mit anderen Medikamenten kann die Halbwertszeit deutlich verlängert sein. Je geringer die Halbwertszeit ist, umso kürzer hält die Wirkung des Medikaments an und je länger die Halbwertszeit ist, umso länger wirkt das Präparat. Man geht im Mittel von einer Halbwertzeit von 24 Stunden aus. Die Herstellerangaben und entsprechende Hinweise in der Literatur zeigen hierbei einen möglichen Bereich von 12-36 Stunden an.

Quellen zu „Bei Lithium Depression Erfahrungen“
Focus   Wikipedia  Ärztezeitung  Navigator-Medizin  Der Standard  Foto: Benno Blues  

Eine Auflistung gebräuchlicher Antidepressiva findest du hier: Liste Antidepressiva
lithium

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