Ich verstehe meinen Partner nicht – Wenn die Kommunikation gestört ist

Kommunikation in der Beziehung

Kommunikation ist die Basis jeder Beziehung

Wenn Mann und Frau sich das erste Mal tief in die Augen sehen, hängt der Himmel voller rosa Herzen. Kaum ein Zustand kann lieblicher und anziehender sein als eben dieser. In diesem Moment kann man sich kaum vorstellen, dass es mit diesem Menschen einmal zu Missverständnissen in der Kommunikation kommen könnte. In diesem Moment scheint alles so einfach. Doch Vorsicht! Die ersten Fallstricke lauern schon bald, wenn du nicht vorbereitet bist…


Wenn die Kommunikation nicht funktioniert

Hund und Katze vertragen sich nicht sonderlich gut, heißt es, ja stehen sich sogar grundsätzlich feindlich gegenüber. Doch wenn ich meine Tiere so neben mir beobachte, habe ich ein ganz anderes Bild. Sie begrüßen sich freundlich, wenn sie sich begegnen. Hündin Emily leckt Kater Casanova das Mäulchen, was für Hunde ein Zeichen von großer Hingabe ist. Der Kater senkt seinen Kopf, reibt sich sanft an Emily und schnurrt dabei. Keine Spur von Feindschaft! Wie geht denn so etwas?

Hunde und Katzen haben normalerweise einfach ein Problem mit der Kommunikation. Sie drücken sich auf unterschiedliche Weise aus, was dann sehr schnell zu Fehldeutungen führen kann. Freudiges Schwanzwedeln bedeutet für die Katze: Gleich werde ich angegriffen. Und so bereitet sie sich innerlich auf einen Angriff vor. Klar, dass ein Hund diese Reaktion nicht recht einordnen kann. Diese Fehldeutungen wiederum führen zu einer Verstärkung des Unverständnisses, was schließlich irgendwann in Aggression endet. Ein Tier fühlt sich angegriffen und wehrt sich und schon ist das Durcheinander perfekt, was sich meist in der Weise auflöst, dass einer von beiden die Flucht ergreift.

Gewisse Parallelen

Warum ich als Laienpsychologe hier über Tiere sinniere? Ich finde, mit Mann und Frau verhält es sich ganz ähnlich. Eigentlich können sie sich gar nicht verstehen. Eigentlich sind sie zu unterschiedlich. Sie empfinden anders, sie denken anders, sie entscheiden anders. Ihnen sind unterschiedliche Dinge wichtig und sie gehen auch anders mit sich selbst und der Welt um. Sie haben unterschiedliche Aufgaben in der Welt und sind deshalb auch unterschiedlich mit Ressourcen ausgestattet.

Ich hoffe jetzt mal, dass eine Alice Schwarzer und Co. diesen Beitrag nicht liest, ich habe nämlich keine Lust auf Emanzipationsdiskussionen. Auch typisch männlich, wird frau jetzt denken, nicht wahr? Drückt er sich wieder vor einer Auseinandersetzung! Also zumindest für meinen Teil der männlichen Spezies gebe ich ihr da Recht. Ich kann zwar auch streitlustig sein, aber nur wenn es um meine ureigensten Interessen geht. Ob sich das bei anderen Männern auch so verhält, kann ich nur mutmaßen.

Die Angst ist kein guter Ratgeber

Mann und Frau sind so unterschiedlich, wie sie unterschiedlicher wohl nicht sein können und doch fühlen sie sich immer wieder zueinander hingezogen. Und das nicht nur, weil sie bewusst oder unbewusst Kinder wollen. Auch weit jenseits der Fruchtbarkeitsgrenze ist dies noch so. Mann und Frau suchen sich. Viele finden sich, viele aber auch nicht. Es gibt inzwischen unzählige Partnerbörsen in Deutschland, mit und ohne Niveau.

Je älter ich jedoch werde, umso schwieriger kommt es mir vor, auf Partnersuche zu sein. Du bist nicht mehr unvoreingenommen genug, die Liebe deines Lebens zu finden, denke ich. Sofort checkst du ab, vergleichst, bewertest. Die Maßstäbe sind hoch, denn du willst dich ja nicht verschlechtern. Du guckst genau hin, ob du etwas zu verlieren hast und was dies sein könnte. Du suchst dich zu binden, aber gleichzeitig hast du auch Angst davor.

Da ist die Angst, nicht verstanden zu werden. Da ist die Angst, verletzt zu werden. Und da ist die Angst, verlassen zu werden. Zuviel Angst, finde ich! Mit so viel Angst im Bauch kannst du kaum mehr kreativ sein. Mit soviel Angst im Bauch, bist du nur darauf aus, dich zu schützen. Du ziehst Mauern um dich herum, hebst Gräben aus und stellst Wachen auf. Du fühlst dich in Gefahr. Nein, was einmal passierte, soll sich keineswegs wiederholen! Das wird es auch nicht, wenn du es so machst, da bin ich mir sicher. Ängste können eine im Entstehen begriffene Beziehung regelrecht abwürgen. Zumeist geschieht dies, weil die vorhandene Angst nichts mit der eigentlichen Beziehung zu tun hat, sondern auf Erfahrungen aus der Vergangenheit basiert. Das ist dann oftmals nicht aufzulösen, weil die Betroffen selbst die Zusammenhänge gar nicht erkennen können.

Mache dich frei von deiner Vergangenheit

Wenn du dich verlieben willst, dann musst du dich einlassen können. Du musst dich einlassen können auf ein Wagnis mit ungewissem Ausgang. Du musst dich einlassen können auf einen Menschen, der ist wie er ist, dir unbekannt, vielleicht rätselhaft, anders als du, anders als deine bisherigen Partner/innen. Wenn du dich verlieben willst, musst du möglichst unvoreingenommen sein. Nun dann hat der oder die Auserwählte eine echte Chance, auf Dauer zu einem Partner bzw. einer Partnerin zu werden.

Und wieso verstehen sich frisch verliebte Menschen erst so gut und später dann oft gar nicht mehr? Auch das ist erklärbar. In der Phase des Verliebtseins ähnelt unser Gehirnstoffwechsel nachgewiesenermaßen dem eines psychisch kranken Menschen. Unsere Wahrnehmung ist stark eingeschränkt – wir haben einem Tunnelblick. Wir sehen nur noch, was wir sehen wollen – unseren Schatz! Die Fähigkeit zu denken und Entscheidungen zu treffen, ist nachweislich ebenfalls vermindert. Alles Streben und Erleben ist ausschließlich auf den geliebten Menschen hin ausgerichtet.

Sogar den Schlaf raubt einem die Liebe. In der Phase der Verliebtheit sehen wir den Grund unserer schlaflosen Nächte als die Vollkommenheit in Person. Kein Makel, keine störenden Eigenschaften, keine Kompromisse! Alles scheint perfekt zu sein. Dafür sorgt die sprichwörtliche rosarote Brille. Vermutlich würden sich Menschen gar nicht finden, gäbe es diese Brille nicht, denn äußere Zwänge so wie früher gibt es schon lange nicht mehr.

Und was ist, wenn die rosarote Brille ausgedient hat?

Wenn die Verliebtheit nachlässt, was in der Regel etwa nach einem halben Jahr passiert, müssen andere Dinge an diese Stelle treten. Dann gewinnen Gefühle wie eine wahre und tiefe Liebe, Sicherheit, Vertrauen, Freundschaft, Nähe und Verständnis an Bedeutung. Dann gilt es jeden Tag neu, der Liebe Ausdruck zu verleihen und die Beziehung lebendig zu halten. Der Alltag ist leider der sichere Tod einer jeden guten Liebesbeziehung. Wir Menschen sind nicht so gestrickt, dass wir ausreichend wahrnehmen können, was immer da ist. Wir Menschen brauchen die Abwechslung, den Kontrast. Darum gehen Menschen auch fremd, denke ich. Es ist ihnen mit der Zeit einfach zu langweilig geworden. Erst nach der Abwechslung können sie den Wert dessen wieder ermessen, was sie zu Hause haben.

Auch treten die Unterschiede zwischen Mann und Frau nach der Verliebtheitsphase stärker in den Vordergrund. Mann und Frau verstehen sich nun nicht mehr so gut. Die Unterschiede werden deutlicher weil der Tunnelblick nun aufgehoben ist. Jetzt können wir alles sehen und beileibe wird uns das nicht alles gefallen. Auch sind wir nicht mehr gewillt, uns 24 Stunden am Tag auf den Anderen einzulassen. Wir erinnern uns unserer anderen Bedürfnisse, unserer eigenen Persönlichkeit und dem was uns sonst noch so von Bedeutung ist in unserem Leben. Erste Probleme mit der Kommunikation deuten sich nun vielleicht an, weil nicht mehr beide Seiten auf derselben Wellenlänge funken

Mann und Frau verstehen sich nicht (mehr)

Meine Exfrau und ich hatten des Öfteren das Gefühl, völlig aneinander vorbei zu reden und das taten wir auch munter. Wir waren gedanklich einfach in ganz verschiedenen Sphären unterwegs, hatten unterschiedliche Beweggründe, Auffassungen, Wahrnehmungen und Gefühle. Wir erreichten uns buchstäblich nicht. Das konnte sehr frustrierend sein. Doch was kann man da machen? An der Tatsache, dass Mann und Frau verschieden sind, kann man mit Sicherheit gar nichts ändern. Man kann sich aber der Zeit und der Bilder erinnern, die einmal durch die rosarote Brille zu sehen waren. Man kann sich deutlich machen, dass Mann und Frau eben anders sind und sich auf seine eigenen Qualitäten besinnen.

Keinesfalls sollte der Mann versuchen, zur Frau zu werden, um sie verstehen zu können und keinesfalls sollte die Frau sich ihrem Mann angleichen. Je mehr die Menschen versuchen, es dem Anderen recht zu machen, umso mehr verschwindet ihr eigenes Profil und am Ende sind sie nicht mehr da und brauchen erst wieder Distanz, um sich selbst spüren zu können – sie trennen sich. Der Mann sollte bei sich bleiben und die Frau sollte Frau sein. Wir müssen auch nicht alles über das andere Geschlecht wissen, finde ich. Ist es nicht auch reizvoll, wenn ein paar Geheimnisse bleiben?

Wir müssen nicht alles begreifen und erklären können. Ein wenig Weiblichkeit steckt schließlich in jedem Mann, sowie auch mehr oder weniger Männlichkeit die Frau ihr Eigen nennen kann. Das sollte genügen, uns ab und zu in den Anderen hineinversetzen zu können, mitfühlend sein zu können, Verständnis zeigen zu können. Wir müssen doch gar nicht alles verstehen! Ein wohlwollendes Verständnis erfüllt den gleichen Zweck, finde ich. Verständnis ist keine kognitive Leistung, sondern ein Gefühl, das von Liebe getragen ist. Verständnis kann man haben, auch ohne zu verstehen.

Beziehung ist ein Prozess

Menschen sind verschieden, nicht nur Mann und Frau. Hinzu kommt, dass wir uns ein Leben lang entwickeln. Bedürfnisse verändern sich, Ansichten und auch Vorlieben können wechseln. Irgendwann lernen wir uns besser kennen und es kommt weniger oft zu Missverständnissen infolge unterschiedlicher Bedürfnisse bei der Kommunikation. Mit der Zeit weiß man(n) dass frau nicht immer zu verstehen ist und umgekehrt. Wir lernen die Bedürfnisse des Partners besser kennen und wissen darauf einzugehen. Mit der Zeit wissen wir, wie Emily und Casanova, was wirklich gemeint ist und können uns tatsächlich aufeinander einlassen. Die Tiere machen es uns vor. Obwohl sie so verschieden sind und völlig unterschiedliche Elemente der Kommunikation haben, lernen sie dazu und finden den Weg zu einer Beziehung voller Respekt und Wohlwollen, Freundlichkeit, Verspieltheit und Liebe.

Wer etwas mehr über die unterschiedlichen Bedürfnisse und die Verschiedenheit der Kommunikation zwischen Mann und Frau erfahren möchte, dem empfehle ich wärmstens das Buch „Männer sind anders. Frauen auch.“ Der Nr. 1 Bestseller – „Männer sind vom Mars. Frauen von der Venus.“ von John Gray. Eine spannende und zugleich äußerst unterhaltsame Lektüre auf der Suche nach Erklärungen zu häufigen Verständnisschwierigkeiten zwischen den Geschlechtern.

Quellen zu „Kommunikation in der Beziehung“

Foto: Thomas Ostermayer / pixelio.de

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