Bei Depression Hirnstimulation – Der Hirnschrittmacher
Immer wieder wird von nicht therapierbaren schweren Depressionen berichtet. Die Patienten haben schon alles ausprobiert bis hin zur Elektrokrampftherapie (EKT). Ein Verfahren, das allerdings eigentlich für die Behandlung von Parkinson entwickelt wurde, könnte jetzt bald auch Menschen, die unter schwer behandelbaren Depressionen leiden, Linderung verschaffen. Dies berichtet das Ärzteblatt in einer seiner Ausgaben. Die so genannte tiefe Hirnstimulation, eine Art Hirnschrittmacher biete demnach Patienten mit schwerster therapierefraktärer Depression (nicht auf Therapie ansprechende Depression) möglicherweise eine langfristige Besserung ihrer Beschwerden.
Hirnschrittmacher hellt Stimmung auf
Dass die tiefe Hirnstimulation Depressionen lindert, war ursprünglich bei Parkinson-Patienten aufgefallen, für die der „Hirnschrittmacher“ inzwischen zu den etablierten Therapien ihre Bewegungsstörung gehört. Dazu wird der Nucleus accumbens stimuliert. Der Nucleus accumbens ist ein wichtiger Teil des Belohnungssystems im Gehirn und gehört zum mesolimbischen System. Das mesolimbische System ist ein Bereich im Gehirn zur Verarbeitung positiver Reize. Bei vielen Patienten komme es – gewissermaßen als positive Nebenwirkung – zu einer Stimmungsaufhellung. Eine Gruppe um Thomas Schlaepfer von der Bonner Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie hatte deshalb vor Jahren eine Therapieserie begonnen. Alle 11 Teilnehmer litten unter schwersten Depressionen, die auf andere Therapien nicht angesprochen hatten. Zudem hatten manche Probanden bis zu 60 vergebliche Behandlungen mit Psychotherapie, Medikamenten und Elektrokrampftherapie hinter sich, berichteten die Bonner Forscher.
Hirnschrittmacher bei Depression lässt hoffen
Die Teilnehmer der Studie zum Thema Depression Hirnstimulation“ zeigten erstaunlicherweise bereits nach kurzer Zeit eine Besserung der Depression, konstatieren die Fachleute. Die Intensität der Angstsymptome habe durch den Hirnschrittmacher abgenommen. Der Antrieb der Probanden ließ sich steigern. Die Lebensqualität wurde verbessert. Das sind mal wieder gute Nachrichten, wie ich finde. Vielleicht haben die Forscher ja hier mit der Tiefen Hirnstimulation die Therapie der Zukunft gefunden? Gerade für Patienten, die sich über Jahre erfolglos durch den Therapiedschungel gekämpft haben, besteht nun wieder Hoffnung. Das freut mich sehr.
Mögliche Nebenwirkungen der Tiefen Hirnstimulation
Einige Patienten berichteten, dass kurzzeitig verschwommenes Sehen auftrat. Auch von Doppelbildern war die Rede. „Die Nebeneffekte konnten wir durch eine verminderte Stimulationsstärke beheben, ohne dass der antidepressive Effekt der Therapie nachgelassen hätte“, sagt Prof. Dr. Volker A. Coenen, Leiter der Abteilung Stereotaktische und Funktionelle Neurochirurgie an der Klinik für Neurochirurgie des Universitätsklinikums Freiburg. Zudem waren Persönlichkeitsveränderungen, Denkstörungen oder andere Nebenwirkungen erfreulicherweise nicht zu beobachten.
Folgestudie Hirnschrittmacher Depression
Derzeit ist es nur eine Studie zum Thema Depression Hirnstimulation. Auch an der Uni Freiburg forscht man dazu. Bislang lassen die Ergebnisse jedoch optimistisch stimmen. Deshalb ist es Ziel, die tiefe Hirnstimulation bei Depression als anerkannten Verfahren zu etablieren und eine Zulassung dafür zu bekommen. Sollten sich zudem Wirksamkeit und Sicherheit der Therapie in einer weiteren fünfjährigen Studie mit 50 Patienten validieren lassen, hält Coenen die Möglichkeit einer Zulassung des Hirnschrittmachers zur Therapie der Depression zu erlangen für wahrscheinlich. Das würde die Vorteile des Hirnschrittmachers dann auch anderen Patienten, Patienten außerhalb der Studien zugänglich machen.
Quellen zu Hirnschrittmacher bei Depression
Ärzteblatt Foto: clipdealer.com