Depression Formen und Erscheinungsbilder

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Wer sich erstmals mit dem Thema Depression auseinandersetzt, fühlt sich oftmals wie erschlagen von einer Fülle von Begriffen, die keiner einheitlichen Systematik zu folgen scheinen. Da gibt es endogene und neurotische Depressionen, affektive Störungen, Dysthymien und rezidivierende Episoden. Teilweise gibt es verschiedene Fachbegriffe für ein und dieselbe Sache. Da kann man leicht den Überblick verlieren. Dieser Beitrag hier nennt die wichtigsten Formen der Depression und erzählt etwas von Symptomen Ursachen.


Depression im Überblick

Um der Frage “ Was ist Depression?“ etwas näher zu kommen, sehen wir uns einmal die verschiedenen Formen von Depressionen an. Früher unterteilte man Depressionen nur grob in zwei Gruppen, die endogene Depression und die reaktive oder auch neurotische Depression. Heute tauchen diese Begriffe immer noch auf, werden aber in der offiziellen Diagnostik nicht mehr verwendet. Im Internet und in Fachliteratur ist immer wieder die Rede von diesen veralteten Bezeichnungen. Auf diese Weise helfen aber solche Artikel nicht, sondern stiften nur noch größere Verwirrung. Folgende Begriffe sollen hier deshalb einmal unter die Lupe genommen werden:

  1. Endogene Depression
  2. Affektive Psychose
  3. Neurotische Depression
  4. Depressive Episode
  5. Rezidivierende depressive Störung

Endogene Depression oder affektive Psychose

Von einer endogenen Depression sprach man immer dann, wenn weder eine körperliche, noch eine psychische Ursache für die Depression auszumachen war. Heute spricht man in diesem Zusammenhang von einer Form der affektiven Psychose. Man nimmt an, dass die Depression von innen heraus (griech. endogen = im Inneren erzeugt) entstanden ist. Ursachen für eine endogene Depression können unter anderem Stoffwechselstörungen im Bereich der Neurotransmitter (biochemische Botenstoffe, die der Übertragung von Signalen im Gehirn dienen) oder aber auch genetische Faktoren sein. Die Menschen fühlen sich von Grund auf verändert, wissen aber nicht warum. Sie erleben ihre Krankheit als etwas, das gleichsam vom Himmel gefallen ist. Sie finden keinen erkennbaren Grund für ihr Leiden.

Ursache oft verdrängt

Die Ursache dieser Depression wird oft vom Patienten selbst verdrängt und bricht erst viel später heraus. So zum Beispiel bei Scheidungen (familiäre Probleme), Probleme im Beruf oder bei schlimmem Verlust des eigenen Besitzes. Menschen, die an dieser Depression leiden sind in der Regel freundlich und warmherzig zu anderen Menschen. Es treten jedoch in Abständen raptusartig Aggressivität und erhöhte Reizbarkeit auf.

Neurotische Depression

Die neurotische Depression kommt am Häufigsten vor. Sie hat ihre Wurzeln meist schon in der Kindheit. Ein schwieriges Elternhaus und häusliche Gewalt bilden oft den inneren Kern der späteren Depression. Das Kind erlebt sich hilflos gegenüber seiner unaushaltbaren häuslichen Situation, wenn es grausam bestraft oder geschlagen wurde. Dabei müssen nicht unbedingt immer Schläge im Spiel sein. Seelische Grausamkeit wirkt meist viel tiefer, als eine „ausgerutschte“ Hand. Kommt später ein äußerer Anlass hinzu, der bewusst oder unbewusst mit den Erlebnissen in der Kindheit in Zusammenhang gebracht werden kann und den Menschen an die Grenzen seiner Belastbarkeit führt, passt der Schlüssel ins Schloss. Die Depression ist geboren. Der Verlust eines geliebten Menschen, eine gravierende Veränderung der Lebensumstände, der Verlust der Arbeit, das Herausgerissen-Werden aus der vertrauten Umgebung, all dies kann zu einem solch äußeren Anlass werden.

Depressive Reaktion

Schafft es der Betroffene nicht, die belastenden Ereignisse zu verarbeiten und in sein Leben zu integrieren, kann es zu einer reaktiven, also neurotischen Depression kommen. Besonders in kritischen Lebensphasen, wie der Pubertät, der Zeit nach einer Entbindung, während des Berufsanfangs, während der Wechseljahre der Frau oder der Midlifecrisis beim Mann müssen die äußeren Anlässe gar nicht so schwerwiegend sein. Auch Zeiten vom Übergang aus dem Erwerbsleben in den Ruhestand, gewollt oder ungewollt, sind solche Zeiten. Die Summe der Belastungen ist hierbei maßgebend, ein einzelnes Ereignis allein kann in der Regel keinen Menschen in die Depression stürzen. Im Gegensatz zur endogenen Depression erkennen die an Depression erkrankten Menschen hier eine Ursache für ihr Leiden. Sie erkranken an einer bestimmten Situation. Heute spricht man bei diesem Krankheitsbild von einer depressiven Reaktion nach ICD-10-43.2x.

Depression – Ursache oder Wirkung

In den Symptomen der Depression sind beide Formen weitgehend gleich ausgebildet, weshalb man wohl nach ICD-10 auch nicht weiter differenziert. Eine Unterscheidung ist nur insofern sinnvoll, weil der Kranke mit einer reaktiven Depression sich selbst und seine Situation noch in einem Zusammenhang mit seiner Umwelt erlebt. Der endogen depressive Mensch aber erlebt sich von der Welt oder seinen eigenen Gefühlen völlig abgetrennt. Endogene Depressionen beginnen wie auch die reaktiven Depressionen häufig schleichend. Stressfaktoren wie auch schwere körperliche Krankheiten können am Anfang einer endogenen Depression stehen. Völlig geklärt sind diese Zusammenhänge jedoch noch nicht. Zum Beispiel sind sich die Gelehrten noch uneinig darüber ob das gestörte Zusammenspiel von Botenstoffen im Gehirn Ursache oder Wirkung einer Depression ist. Einig ist man sich nur darüber, dass eine Stoffwechselstörung im Gehirn bei beiden Formen der Depression vorliegt.

Formen von Depressionen

Heute unterscheidet man lediglich zwischen der depressiven Episode und rezidivierenden depressiven Störungen (Rezidiv von lat. recidere = zurückfallen), also wiederkehrenden depressiven Episoden. Zusätzlich wird nach der Schwere der Depression in leichte, mittelgradige und schwere depressive Episoden unterteilt. Alle Einzelheiten zur neuen Klassifikation des ICD-10 kannst du direkt dort nachlesen. Wenn eine Depression länger als ein Jahr auftritt, bezeichnet man sie als chronische Form der Depression.

Weitere Begriffe zur Depression

Darüber hinaus gibt es noch Begriffe wie Dysthymie oder Dysthyme Störung, Altersdepression, Schwangerschaftsdepression, Postpartale Depression, Manische Depression, Unipolare Depression, Bipolare Depression, Zyklothymia oder Zyklothyme Störung, Klimakterische Depression, Sekundäre Depression, Larvierte Depression, Winterdepression, Depressionen in der Pubertät, um nur die wichtigsten zu nennen. All diese Begriffe erwähne ich nur der Vollständigkeit halber. Sie haben in Europa in der modernen Diagnostik und Therapie kaum Bedeutung. Je mehr man sich mit der Thematik befasst umso verwirrender erscheint das Ganze. Ich beschränke mich deshalb in diesem Beitrag auf wesentliche Aussagen zu diesem Thema. Wer dennoch mehr erfahren möchte, kann die Bedeutung der oben genannten Begriffe in einem anderen Beitrag dieses Blogs in einer Liste für Fachbegriffe Depression nachlesen.

Quellen zu Formen der Depression
Foto: Petra Schmidt / pixelio.de

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