Negativer Stress – Dysstress

dystress

Es ist heute unbestritten: Stress ist ein nicht zu unterschätzender krankmachender Faktor. Das gilt gleichermaßen für Krebs, Herzkreislauferkrankungen oder eben für seelische Leiden. Wobei Stress an sich zunächst nichts Schlechtes ist. Auch hier macht die Dosis das Gift. Zuviel Stress und zu wenig Zeit, zur Ruhe zu kommen oder gar Dauerstress – das sind die Probleme des dritten Jahrtausends. Eigentlich mag ihn niemand, den Stress, aber dennoch hat ihn fast jeder. Stress ist ein Teil des modernen Lebens geworden.
Heute veröffentliche ich in meinem Blog einen Gastartikel der Autorin Olga Diener zum Thema Stress. Sie unterscheidet dabei zwei Arten von Stress und erklärt, wann Stress krank macht und wann Stress sogar förderlich ist. Olga Diener interessiert sich seit Jahren für Psychologie und bietet Ihren Lesern wertvolle Tipps rund um Depressionen und Burnout.


Negativen Stress nennt man im Fachjargon Dysstress (auch „Disstress“ geschrieben, von englisch „distress“).

Gibt es einen positiven Stress?

Wenn man das Wort Dysstress, als negativen Stress hört, fragt man sich zunächst einmal wohl automatisch, ob es so etwas wie positiven Stress gibt. Den gibt es in der Tat. Stress kann sowohl positiv als auch negativ auf uns wirken. Den positiven Stress nennt man dann Eustress.

Positiver Stress erscheint in neuen, ungewohnten Situationen, wo er uns hilft, den Anforderungen gewachsen zu sein. Eine Heirat oder ein Kind zu bekommen beispielsweise wären Faktoren, auch Stressoren genannt, für positiven Stress. Da hilft uns der Stress, all die neuen Aufgaben nicht nur zu schultern, nein, es wachsen einem sogar Flügel.

Wenn der Stress lähmt

Es kann aber auch schnell aus guten Stress negativer werden. Ein Wohnungswechsel kann so ein Stressor sein. Die alte Wohnung war zu klein und jetzt haben Sie gerade die ideale, neue Wohnung gefunden und sind umgezogen. Der Umzugstag liegt schon ein paar Wochen zurück und Sie sind schon wieder im Arbeitsalltag eingespannt. Wenn Sie abends nach Hause kommen, stehen da immer noch nicht ausgepackte Bücherkartons, weil die Regale noch nicht aufgebaut sind, weil Schrauben fehlen. Die Kartons stehen jetzt wie ein stiller Vorwurf in der Ecke vom Wohnzimmer und Sie sind einfach zu müde, um sich nach der Arbeit noch um Regale zu kümmern. Schließlich ist der Umzug schon eine Weile her und jetzt sollte doch einfach alles laufen. Am Wochenende wollen Sie jetzt lieber Radtouren machen, als zu Hause zu werkeln.

Dieses kleine Ärgernis der Kartons frisst sich mit jedem Tag mehr in Sie hinein. Es wird zu handfestem Dysstress – und das, obwohl Sie ihre neue Wohnung wirklich super finden und die Kartons eigentlich gar nicht so ein Riesenproblem sind. Je öfter Sie die Kartons ansehen müssen, desto gereizter werden Sie und desto weniger Lust haben Sie, das Problem zu lösen. Der Dysstress lähmt Sie bei der Lösung eines eigentlich kleinen Problems.

Stress ist relativ

An dem Beispiel wird auch klar, wie relativ Stress eigentlich ist und dass es die kleinen Dinge sind, die den meisten negativen Stress (Dysstress), auslösen. Eigentlich ist es kein großer Umstand auf dem Heimweg von Büro kurz in den Baumarkt zu fahren, die Schrauben zu kaufen und alles in drei Stunden am Wochenende darauf zu erledigen. Hätten Sie noch in den freien Tagen von Umzug die Zeit gefunden, alles zu erledigen, hätten Sie sich mit Feuereifer an die Sache gemacht und sich bei der Einweihungsparty am gleichen Abend auch noch euphorisch gefühlt – voller positivem Eustress. Aber so hat sich diese kleine Sache zur Quelle von ganz viel Dysstress ausgewachsen.
Ebenso wird der negative Stress bestimmter Ereignisse wie Scheidung von manchen Leuten aufgrund ihrer Religion, Erziehung, Alter oder anderer Faktoren einfacher weg gesteckt, bzw. manche Leute tragen wegen dieser individuellen Faktoren hier schwerer: War man sehr lange verheiratet, oder kommt aus einem sozialen Umfeld, dass Scheidung nicht toleriert, so sind das alles Stressoren für negativen Stress.

Man muss den Eustress so nutzen, dass daraus nicht Dysstress wird – und auf die kleineren Ärgernisse achten, und sie vermeiden!

Quellen zu Stress und Depression
Foto: Wolfgang Pfensig / pixelio.de

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